Unterbringung von Geflüchteten in Vreden Stadt trotz guter Vorbereitung am Limit

Unterbringung von Geflüchteten: Stadt trotz Vorbereitung am Limit
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Seit Jahren ist die Unterbringung von Geflüchteten Menschen in Vreden ein Thema. Wie auch in anderen Kommunen bemüht sich die Stadtverwaltung Vreden, die stetig steigenden Zuweisungen durch das Land aufnehmen zu können. In der Vergangenheit hat das stets gut funktioniert. Nicht wie andernorts mit großer Flüchtlingsunterkunft, sondern in Form von vielen kleinen Häusern und Wohnungen, die auf Vreden und die Kirchdörfer verteilt sind.

Doch so langsam scheint das System an seine Grenzen zu kommen. Über den aktuellen Sachstand berichteten Ludger Kemper-Bengfort (Fachabteilungsleiter Familie und Soziales bei der Stadt Vreden) und Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp in der vergangenen Sitzung des Ausschusses für Soziales, Gesundheit, Generationen und Ehrenamt am 9. Oktober.

Weniger Zuweisungen

Der Abteilungsleiter startete gleich mit einer Überraschung: Denn ein Blick in die Statistik zeigt, dass es 2024 vergleichsweise wenige Zuweisungen gab. Bloß vier an der Zahl wurden von der Landesverwaltung nach Vreden geschickt. Das habe, wie Ludger Kemper-Begfort erklärte, zwei Gründe.

Zum einen habe NRW die Kapazitäten der Landesaufnahmestellen ausgebaut und könne dementsprechend mehr Geflüchtete selbst aufnehmen und versorgen. Zum anderen habe Vreden besonders viele Ukrainer aufgenommen und dadurch eine hohe Aufnahmequote, die wiederum zu weniger Zuweisungen führt.

Aktuell habe Vreden 70 Menschen im Bereich „Asyl“ untergebracht. Ein wichtiger Unterschied: Ukrainer oder andere bereits anerkannte Geflüchtete fallen nicht unter diese Zahl, sondern werden im Bürgergeld statistisch erfasst. So gehe die Zahl der reinen Asylbewerber im Vergleich zu den Vorjahren zurück. „Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen nicht weiterhin in Vreden leben“, betonte Kemper-Bengfort.

Untergebracht sind diese Menschen in insgesamt 33 sogenannten dezentralen Unterkünften. Bis auf eine Unterkunft sind davon alle bereits belegt. Nur ein Haus mit einer Kapazität von 25 Plätzen ist aktuell noch komplett frei.

„Wir haben uns diese immer als Erstaufnahmeunterkunft für den Fall hoher Zuweisungen freigehalten“, erklärte der Fachbereichsleiter. „Eine Strategie, mit der wir bisher immer gut gefahren sind.“ Da nun aber nicht mit so hohen Zuweisungen zu rechnen sei, wolle die Stadt auch diese Plätze in naher Zukunft belegen.

Kaum noch Kapazitäten

Damit habe die Stadt insgesamt 474 mögliche Unterbringungsplätze, von denen 387 bereits belegt sind (Auslastung von 82 Prozent). Hinzu komme allerdings, dass zwei Häuser aufgrund von baulichen Mängeln kurzfristig aufgegeben werden müssen. „Wir verfügen dann noch über circa 64 freie Plätze“, so Kemper Bengfort.

Gleichzeitig müsse die Stadt jedoch immer freie Kapazitäten für kurzfristige Maßnahmen aufgrund von Ausfällen von Wohneinheiten zum Beispiel durch Schäden der Bausubstanz vorhalten. Somit wäre eine Auslastung von mehr als 100 Prozent durch plötzliche Zuweisungen schnell erreicht.

Das betonte auch Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp. „Auch wenn das augenscheinlich so wirkt, als hätten wir noch Kapazitäten, kann das jede Woche und jeden Tag anders werden“, so Tenostendarp. „Vor allem im Winter rechnen wir damit, dass sich diese Zahlen nochmal verändern.“

Zusätzlich betonte er, dass sich das System in Vreden bereits „am Limit“ befinde. „Wir sprechen hier nicht nur über Unterbringung und Versorgung mit Lebensmitteln, sondern auch über Integration“, fügte Tenostendarp hinzu. So seien auch die Schulen und Kitas bereits an der „Grenze des Machbaren“ angelangt.

Appell des Bürgermeisters

„Ich glaube zwar, dass wir hier vor Ort mit all unseren unterschiedlichen Akteuren, die sich echt stark engagieren, noch ziemlich viel leisten können“, so der Bürgermeister. „Aber langfristig wird das eine riesige Herausforderung, das zu stemmen. Dazu haben wir weder die personellen, noch die baulichen oder die finanziellen Ressourcen.“

Dieses Gebäude wird der ein oder andere Vredener vielleicht noch als Gaststätte kennen. Nun sind dort Geflüchtete untergebracht.
Dieses Gebäude wird der ein oder andere Vredener vielleicht noch als Gaststätte kennen. Nun sind dort Geflüchtete untergebracht. © Carina Strauss