Unfallopfer ärgert sich über Kreisverkehre Das sagen Stadt und Polizei zu „Unfallhäufungen“

Unfallopfer ärgert sich über Kreisverkehre: Das sagen Stadt und Polizei
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Während es in Großstädten Nordrhein-Westfalens wie zum Beispiel in Köln, Düsseldorf oder Münster in großer Regelmäßigkeit an bestimmten Straßen kracht, ist die Lage in Vreden vergleichsweise überschaubar. Eines fällt jedoch auf: In den frisch umgebauten Kreisverkehren, in denen Radfahrer sich die Fahrbahn mit den Autos teilen sollen, kommt es regelmäßig zu Unfällen. Die Unterlegenen sind dabei meistens die Radfahrer. Thoralf Riethig ist eines der Unfallopfer und klagt über die neue Verkehrsführung.

Doch was ist genau passiert? Am Morgen des 19. November befindet sich der Vredener gerade auf dem Heimweg vom Sport. Auf seiner Route liegt der Kreisverkehr Overbergstraße/Ostendarper Straße/Beatrixstraße. Einer der sogenannten Kreisel, die jüngst erst modernisiert wurden. Es regnet, Riethig fährt in den Kreisverkehr hinein und ist bereits dabei, wieder herauszufahren. Er sieht das Fahrzeug schon von weitem. Doch als er bemerkt, dass der Pkw-Fahrer nicht bremst, ist es bereits zu spät.

Ärger über Verkehrsführung

„Nach dem Aufprall bin ich noch ein ganzes Stück geflogen und gerutscht“, erklärt das Unfallopfer im Gespräch mit der Redaktion. „Ich konnte nicht mehr auftreten und dann musste erstmal der Krankenwagen kommen.“ Der Vredener hatte noch Glück. Denn bis auf Prellungen kam er ohne Brüche oder Schlimmeres davon. Trotzdem ist der Ärger bei Thoralf Riethig vergleichsweise groß.

„Das ist ja nicht das erste Mal, dass mir die Motorhaube gefährlich nahe kommt“, berichtet er. „Und ich bin auch nicht der einzige, der diesen Kreisverkehr gefährlich findet.“ Auch seine Ehefrau und Arbeitskollegen klagen darüber, dass Radfahrer mit Autos auf der Straße fahren sollen. Separate Radwegspuren halte Riethig für sinnvoller und „vor allem sicherer“.

Auf Nachfrage der Redaktion bestätigt die Kreispolizei Borken, dass Kreisverkehre in Vreden in der jüngsten Vergangenheit zu sogenannten Unfallhäufungsstellen geworden sind. Allerdings nicht der Kreisverkehr auf Thoralf Riethigs Heimweg, sondern die Kreisel an der Breslauer Straße/Gutenbergstraße/Ottensteiner Straße und Bahnhofstraße/Up de Bookholt/Winterswyker Straße.

Die Polizei erklärt sich die Unfallhäufung unter anderem durch das sogenannte „A-Säulen-Problem“. So würden – wie auch in Thoralf Riethigs Fall – die bereits im Kreisverkehr fahrenden Radfahrer schlichtweg von den Autofahrern übersehen. Dies liege oftmals an der schlechten Sichtbarkeit durch die in den heutigen Fahrzeugen verbauten A-Säulen, die in ihrer Beschaffenheit immer dicker werden.

Der Tipp der Polizei: Fahrzeugführer sollten beim Heranfahren an den Kreisverkehr auch ihren Blick links und rechts an der A-Säule vorbei in den Kreisverkehr richten. Die im Kreisverkehr fahrenden Radfahrer sollten ihrerseits Sichtkontakt zum vor dem Kreis wartenden Pkw-Fahrer aufnehmen.

Doch auch die unterschiedliche Radverkehrsführung an Kreisverkehren sei, so die Kreispolizei, für die Radfahrer herausfordernd. Mal muss in den Kreis eingefahren werden, mal führt der Radweg außen herum. In letzterem Fall ist der Radweg mal übergeordnet, mal wartepflichtig. „Eine einheitliche Radverkehrsführung wäre von Vorteil, deren Umsetzung ist aber nicht immer möglich“, so die Pressestelle.

Kreisverkehr wirklich sicher?

Doch warum gibt es nun immer häufiger Kreisverkehre und keine Ampelkreuzungen? Generell bietet ein Kreisverkehr wegen seiner Beschaffenheit und Verkehrsführung weniger Konfliktpotential im Vergleich zu einer Ampelkreuzung, so erklärt es die Polizei. Grundsätzlich werde es aber an Orten schwieriger, an denen erhöhter Auto- und Radverkehr aufeinandertreffen.

Die Polizei habe deshalb die Präsenz ihrer Beamten an Unfallhäufungsstellen und Kreisverkehren erhöht, um den Fokus der Verkehrsteilnehmenden auf die Örtlichkeit zu lenken und um sie zu sensibilisieren.

Auch die Stadt schließt sich der Bewertung der Kreisverkehre an. Ginge es rein nach der Sicherheit, so die Pressestelle, sind Ampelanlagen am wirkungsvollsten. Kreisverkehre hingehen würden eher die nach der Straßenverkehrsordnung gewollte „Leichtigkeit des Verkehrs“ ermöglichen – also den stetigen Verkehrsfluss. „Dennoch gilt, wie überall im Straßenverkehr, das Gebot der gegenseitigen Vorsicht und Rücksichtnahme“, betont die Pressestelle der Stadt.

Stadt sorgt für Öffentlichkeit

Wegen der neuen Radverkehrsführung auf dem innerstädtischen Ring hat die Stadt Vreden gerade in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk auf die Öffentlichkeitsarbeit gelegt.

Des Öfteren wurde über die neue Verkehrsführung ausführlich aufgeklärt. Außerdem wurde ein ganzer „Verkehrsmonat Mai“ organisiert, bei dem im Rahmen der Stadtradeln-Aktionswochen unterschiedliche Angebote stattgefunden haben.

Vredens Kreisverkehre scheinen trotz Umbau nicht immer ein sicherer Ort für Radfahrer zu sein.
Vredens Kreisverkehre scheinen trotz Umbau nicht immer ein sicherer Ort für Radfahrer zu sein. © Markus Gehring