Um Wiesenvögel zu schützen Krähen sollen im Zwillbrocker Venn gejagt werden

Um Wiesenvögel zu schützen: Krähen sollen im Zwillbrocker Venn gejagt werden
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Zum Schutz von Brutvogelarten sollen im Kreis Borken Rabenkrähen vom 15. Januar bis 15. Oktober in gewissen Gebieten kontrolliert abgeschossen werden können. Diesem Antrag der Biologischen Station Zwillbrock stimmte der Beirat bei der Unteren Naturschutzbehörde einstimmig zu.

Zum Hintergrund: In den vergangenen Jahren sind die Bestände unterschiedlicher Wiesenvögel wie zum Beispiel der Uferschnepfen stark zurückgegangen. Diese stehen unter Artenschutz und sind nun zusätzlich bedroht durch Krähen, die im Naturschutzgebiet die wenigen Nester der Vögel angreifen.

Population schrumpft rasant

„Zusätzlich muss man allerdings betonen, dass die Krähen nicht in erster Linie für das Schrumpfen der Population verantwortlich sind“, erklärt Dr. Dietmar Ikemeyer, Geschäftsführer der Biologischen Station Zwillbrock. Daran sei in erster Linie der Mensch schuld. „Durch Tourismus, Landwirtschaft und Bebauung haben wir den Lebensraum dieser Tiere verkleinert“, ergänzt er.

So finde eine Uferschnepfe fast nur noch in Naturschutzgebieten wie dem Zwillbrocker Venn, Amtsvenn oder dem Ellewicker Feld einen Brutplatz. Und selbst dort sei die Zahl der Brutpaare in den vergangenen zwanzig Jahren von 16 auf zwei gesunken. „Das ist eine dramatische Entwicklung“, betont Dietmar Ikemeyer.

Jagen, um zu schützen

Doch mittlerweile werden selbst diese Rückzugsorte für die wenigen Brutpaare von sogenannten Prädatoren heimgesucht. Einer davon ist der Fuchs. „Diese können wir mit weiträumiger Umzäunung draußen halten“, erklärt Dietmar Ikemeyer. „Doch in die Luft können wir keinen Zaun bauen.“

Da es der „rechtspflichtige Auftrag“ des Landes Nordrhein-Westfalen ist, die Wiesenvögel zu schützen, sieht er keine andere Möglichkeit, als Krähen für einen bestimmten Zeitraum zu jagen. Jagen bedeute in diesem Kontext auch tatsächlich erschießen. Denn die unterschiedlichen Herangehensweisen der Vergrämung seien laut Ikemeyer nicht effektiv.

Geschulte Jäger im Einsatz

Das bedeute allerdings nicht, dass jeder einfach auf Krähenjagd gehen darf. „Wir möchten dazu mit einem Berufsjäger zusammenarbeiten“, berichtet Dietmar Ikemeyer. Dieser soll gewährleisten, dass durch die Jagd weder die Wiesenvögel noch andere Tiere in ihrem Lebensraum zu stark gestört werden.

Mit dieser Maßnahme könne man zwar die Krähen nicht auf Dauer aus dem Venn vertreiben. Doch es soll den bedrohten Arten die Möglichkeit geben, eine stabilere Population aufzubauen.

Auch Nabu stimmt zu

Andere Tiere zu jagen, um bedrohte Arten zu schützen: Das unterstützt der Nabu für gewöhnlich nicht. Doch in diesem Fall sehe auch der Kreisvorsitzende des Nabu, Martin Frenk, eine Ausnahme. „An dieser Stelle müssen wir wohl in den sauren Apfel beißen“, räumt der Naturschützer aus Rhede ein.

„Wir sind bei der Population der Wiesenvögel mittlerweile an einem Punkt angekommen, wo wir über die Zukunft dieser Art entscheiden.“ Er betont allerdings, dass die Jagd auf die Krähen für andere Arten „so störungsfrei wie möglich ablaufen soll“. Dies sehe er durch den geschulten Berufsjäger gegeben.