Schwierige Zeiten bei Laudert in Vreden Trotz Stellenstreichungen soll es bergauf gehen

Schwere Zeiten bei Laudert: Trotz Entlassungen soll es bergauf gehen
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Für viele Unternehmen rund um die Welt waren die vergangenen Jahre nicht immer leicht. Erst die Covid-19-Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine und im vergangenen Jahr kam der Krieg in Israel hinzu.

Diese von Krisen geprägte Zeit spiegelt sich auch in der Wirtschaftslage wider. So auch beim Vredener Medien-Unternehmen Laudert. Unterschiedliche Faktoren führten dazu, dass Laudert viele Stellen wieder abbauen musste, die sie zuvor selbstbewusst aufgebaut hatten. Wie es genau dazu kam und wieso die vor Corona angestoßene Markenstrategie den Weg aus der Krise weist, erklärt der Geschäftsführer Jörg Rewer.

Um der Sache auf den Grund zu gehen, ist es sinnvoll in das Jahr 2022 zurückzugehen. Das Jahr der Pandemie. Diese hat Laudert allerdings nicht das Genick gebrochen. Ganz im Gegenteil: „Wir sind eigentlich aus der Corona-Zeit sogar sehr gut herausgekommen im Vergleich zu vielen anderen Unternehmen“, erinnert sich Jörg Rewer.

„Das kam dadurch, weil wir auch damals schon sehr stark im E-Commerce präsent waren und Corona das Ganze weiter gepusht hat.“ Damit bezieht sich der Geschäftsführer auf die stark ansteigenden Verkaufszahlen im Online-Handel in den Jahren 2020/21. Während dieses „Booms“ stieg die Mitarbeiterzahl des Vredener Medien-Unternehmens von 500 auf über 750.

Krise auf dem Weltmarkt

Doch auf den Boom folgte die Krise: Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs und seine globalen wirtschaftlichen Auswirkungen stellten Laudert vor große Herausforderungen. „Unsere Kunden hatten mit Lieferkettenproblemen zu kämpfen – inklusive Tanker im Suezkanal, an den heute niemand mehr denkt, und die allgemeine Verunsicherung bei den Konsumenten“, fügt Jörg Rewer hinzu.

Die dadurch gedämpfte Auftragslage habe die Kommunikationsfirma zu Stellenstreichungen infolge von Insolvenzen, Etat-Reduzierungen und -Verschiebungen gezwungen. Fast alle Stellen, die in den Jahren zuvor neu aufgebaut wurden, mussten in der jüngsten Vergangenheit wieder gestrichen werden. Das sind an allen Standorten zusammengerechnet rund 250 Stellen.

Kritik von Arbeitnehmern

Diese Entlassungswelle spiegelt sich auch auf der Plattform „Kununu“ wider. In dem Online-Portal, das es Arbeitnehmern ermöglicht, ihren Arbeitgeber zu bewerten, schneidet die Vredener Kommunikationsfirma seit Beginn des personellen Rückbaus nicht besonders gut ab.

Die Gründe: Nach den Angaben in den Bewertungen werden Mitarbeiter nicht wertgeschätzt, zu wenig bezahlt und es mangele an beruflichen Perspektiven.

Neu ist dem Geschäftsführer diese Kritik nicht. „Dass durch Stellenabbau die Stimmung natürlich nicht die allerbeste ist, ist klar“, räumt Rewer ein. „In Sachen Wertschätzung für Mitarbeiter habe ich allerdings eine ganz andere Wahrnehmung.“

Ihm seien seine Mitarbeiter sehr wichtig und auch deren Entwicklung liege ihm sowie den Abteilungsleitern am Herzen. In Sachen Lohn räumt der Geschäftsführer allerdings ein, dass der Markt in den vergangenen Jahren nicht viel Spielraum nach oben zugelassen habe.

Verlagerung ins Ausland

Unter anderem auch aus diesem Grund habe sich die Firma in dieser Zeit mehr ins Ausland verlagert. „Die Preise in der Medienbranche weltweit haben uns unter Druck gesetzt“, erklärt der Geschäftsführer. „Und das in so einem Maße, dass wir nur noch wettbewerbsfähig bleiben konnten, wenn wir unsere Offshorestandorte ausbauen.“ Dies sei vor allem eine Frage des Lohns. „Löhne sind in Asien günstiger, das ist so“, fügt Rewer hinzu.

„Wir haben auch im Gegensatz zu Wettbewerbern noch sehr lange versucht, an den Standorten in Deutschland festzuhalten.“ Daraus sei die neue Strategie entstanden, Produktion, manuell aufwändige Tätigkeiten, produzierende Bereiche offshore zu erledigen, aber das Themenfeld der Beratung, der Kundenbetreuung weiterhin komplett in Deutschland anzubieten und auszubauen.

Mitarbeiter mitnehmen

In gewissem Maße habe die Führungsetage des Unternehmens die Kritik angenommen und versucht umzusetzen. „Die 2020 entwickelte Markenstrategie gibt klar vor, wie wir in die Zukunft gehen wollen“, erklärt Jörg Rewer. „Dieses Konzept haben wir in Betriebsversammlungen mehrfach vorgestellt und viele Kollegen eingebunden, um die Mitarbeiter auf dem Weg mitzunehmen.“

Bei den Angestellten soll laut Rewer nicht der Eindruck entstehen, dass über ihren Kopf hinweg entschieden werde, sondern der Veränderungsprozess zusammen mit den Mitarbeitern gegangen werde.

Außerdem soll die Forschung in Zukunft wieder weiter im Fokus stehen. Die Geschäftsführung hat dazu ihre Rollen neu verteilt: Während sich Holger Berthues und Sven Henckel in Zukunft um das operative Geschäft kümmern, soll Jörg Rewer einen großen Fokus auf Forschung und Entwicklung legen: „Innovationen haben Laudert seit jeher stark gemacht. Insbesondere vor dem Hintergrund der extremen Dynamik in der Kommunikationsbranche möchten wir diesen Fokus ausbauen“, so Rewer. „Daher arbeiten wir auch eng mit verschiedenen lokalen Forschungseinrichtungen zusammen, vor allem im Bereich künstlicher Intelligenz.“

Chancen und Risiken von KI

Vor allem mit Blick auf Künstliche Intelligenz sieht die Geschäftsführung bei Laudert großes Potenzial. Ein praktisches Beispiel: Die Erstellung von sogenannten automatischen Freistellern.

„Wenn man eine Fotografie hat, dann ist oft gewünscht, dass der Hintergrund entfernt wird, damit man das Model irgendwo hineinsetzen kann“, erklärt Rewer. „Und das haben in der Vergangenheit Mitarbeiter manuell gemacht.“ Die hauseigene KI sei jedoch schon einige Zeit wesentlich schneller und präziser bei diesem Arbeitsschritt. Nur ein Beispiel diverser KI-Anwendungen in der Erstellung von Bild und Text.

Trotzdem sieht der Geschäftsführer auch Risiken, die die KI mit sich bringt. „Sie kann, wie gesagt, Arbeiten erledigen, die aktuell noch Menschen per Hand machen“, betont Rewer. „Dadurch könnten ganze Aufgabenfelder womöglich wegfallen.“

Dass Laudert Mitarbeiter aufgrund von automatisierten Prozessen durch künstliche Intelligenz entlassen musste, sei bisher jedoch noch nicht passiert und werde auch so schnell nicht eintreten.

Optimistischer Blick nach vorn

Trotz der schwierigen Zeiten, die hinter dem Unternehmen liegen, und der Veränderungen, die ihm noch bevorstehen, schaue man bei Laudert mit viel Optimismus in die Zukunft. Viele der angestrebten Veränderungen im Unternehmen seien mittlerweile umgesetzt. Davon zeuge unter anderem der neue Web-Auftritt des Unternehmens.

Die kürzlich erhaltenen umfassenden Aufträge von namhaften Kunden wie Takko, Schlüter-Systems, Lascana, DKV oder Knauf lassen laut Jörg Rewer außerdem darauf schließen, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. „Ich glaube, dass es uns so gelungen ist, unser Unternehmen zu stabilisieren und auch in Zukunft eine führende Marke in unserer Branche zu bleiben“, betont der Geschäftsführer.