Ein Leben ohne Bücher ist wie eine Jugend ohne Liebe oder eine Kindheit ohne Märchen. So sehen es wohl auch die Lokalpolitiker aus Vreden. Zumindest wenn man sich den Beschluss anschaut, den sie nach langem Ringen in der Sitzung des Bildungs-, Sport- und Kulturausschusses am 26. November getroffen haben.
Rund 30.000 Euro – und somit auch eine zusätzliche Halbtagsstelle – gewährten die Ausschussmitglieder der Bücherei. Befristet auf das Jahr 2025. Was danach kommt, bleibt vorerst ungewiss.
Schon im Februar 2024 hatte sich der Ausschuss mit dem Antrag der Kirchengemeinde im Namen der Öffentlichen Bücherei beschäftigt. Doch zu einer Entscheidung kam es nicht. Die Forderung: Ein konkretes Konzept zur Weiterentwicklung der Bücherei sollte her. Nach dessen Vorlage sollte in der
Ausschusssitzung im November 2024 über eine mögliche Personalaufstockung beziehungsweise Stundenerhöhung beraten und entschieden werden.
Leitung fordert Aufstockung
Das Fazit dieses Konzeptes war eindeutig: Die Aufstockung der Halbtagsstelle um 10 Stunden auf 29,50 Stunden müsse, so steht es im Antrag, in den Haushaltsentwurf 2025 eingerechnet werden. Damit erhöhe sich der Zuschuss der Stadt Vreden von 203.355,59 Euro im Jahr 2024 auf 231.947,39 Euro in 2025. Nicht aufgezählt ist im Haushalt 2024 die einmalige Reparatur des Aufzugs der Bücherei, der nach Angaben der Stadt 30.000 Euro gekostet hat.
Der Leiter der Bücherei, Michael Schürmann, stellte das gesamte Weiterentwicklungskonzept der Bücherei vor den Lokalpolitikern vor. Darin enthalten sind Ansätze wie der Ausbau der Zahl an Veranstaltungen im Rahmen des Ferienpasses, die Gewinnung und Qualifizierung von Freiwilligen oder auch die Weiterbildung im digitalen Bereich.
Eines machte er in seinem Statement ganz klar: Schon jetzt sind die Personalressourcen knapp. Für Besprechungen bleibe kaum Zeit, für Weiterentwicklung habe man gar keine Zeit und komme ein Krankenfall hinzu, fielen ganze Aufgabenbereiche weg. „Das ist schon alles sehr eng genäht“, betonte Michael Schürmann. „Deshalb stellt dieses Konzept mit dem Maßnahmenplan bis zum Kalenderjahr 2027 aus fachlicher Sicht die absolute Mindestanforderung dar.“
CDU sieht keine Notwendigkeit
Auch wenn die Stadt dieses Konzept und die finanzielle Unterstützung ausdrücklich begrüßte – Ulrich Kipp (CDU) teilte diese Ansicht nicht. „Wir sind natürlich froh, dass sie von der vollen Stelle weg sind, die ursprünglich gefordert wurde“, hielt er fest. „Aber uns ist nicht klar, wofür sie genau diese 10 Stunden brauchen? Das Konzept an sich begrüßen wir sehr. Aber diese Personalaufstockung ergibt für uns noch keinen Sinn.“
Auch der erneute Verweis des Büchereileiters auf die dünne Personaldecke, die den einen oder anderen Mitarbeiter an die „Belastungsgrenze“ bringe, überzeugte Kipp nur wenig. „Wir haben doch eine gut funktionierende Bücherei“, so Ulrich Kipp. „Wenn die ohne zusätzliche 10 Stunden weiter so läuft wie bisher, sehe ich den Bedarf nicht.“
Dem schloss sich seine Fraktion offenbar nicht geschlossen an. Denn nachdem sich auch Mareen Waning (SPD) skeptisch gegenüber dem neuen Konzept und den damit einhergehenden Stunden geäußert hatte, beantragte die CDU-Fraktion eine Sitzungspause, um sich zu beraten. Das Ergebnis: Die CDU werde nicht einheitlich abstimmen.
Befristete Stelle in 2025
Doch auch der ursprüngliche Antrag kam nicht zur Abstimmung. Denn aus den Reihen der Grünen und der SPD wurde ein neuer Vorschlag formuliert. Die 10 Stunden sollten auf ein Jahr befristet werden. Auch eine Beitragserhöhung, die die CDU zur Finanzierung der Stelle vorgeschlagen hatte, soll künftig geprüft werden. Dieser Antrag wurde mit zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung angenommen.
