So steht es um das Stromnetz in Vreden Lokalwerke erklären Herausforderungen

So steht es um das Stromnetz: Lokalwerke erklären Herausforderungen
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In der jüngsten Vergangenheit sorgte das Stromnetz der Lokalwerke und dessen Einspeisekapazitäten immer wieder für Diskussionen. Um einen genaueren Eindruck vom Stand der Dinge in Vreden zu bekommen, lud der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss der Stadt nun Geschäftsführer Karlheinz Siekhaus auf Antrag der Grünen-Fraktion ein. Dieser gab einen Einblick in die Arbeit des Unternehmens und erklärte, sowohl welche Herausforderung ihnen in den kommenden Jahren bevorstehe, als auch wie sie diese lösen wollen.

Zum Hintergrund: Als einer der größten regionalen Stromanbieter im Münsterland spielen die Lokalwerke eine entscheidende Rolle bei der Integration erneuerbarer Energiequellen wie Wind- und Solaranlagen in das regionale Netz. Diese Integration erfordert allerdings einen erheblichen Netzausbau und ebenso große Investitionen, was eine Herausforderung für das Unternehmen und die Kommunen darstellt. Vor dieser Problematik stehe zwar grundsätzlich die gesamte Bundesrepublik und doch gibt es Besonderheiten, mit denen das Westmünsterland heraussticht.

Ausbau erneuerbarer Energie

„In der aktuellen Situation sieht es so aus, dass die regenerativen Anlagen massiv zugenommen haben und wahrscheinlich auch weiter zunehmen werden“, erklärte Karlheinz Siekhaus gleich zu Beginn seines Vortrags. „Wir merken, dass wir hier im Münsterland besonders viele Akteure haben, die in regenerative Energien investieren wollen.“ Die meisten Anlagen, so der Geschäftsführer, werden privat betrieben. Damit meint er sowohl die Windkraftanlagen als auch die PV-Module auf dem Dach.

Vor allem auf Industrie-Dächern würden mittlerweile Anlagen in einer Größenordnung installiert, die weit über das hinausgehen, was die Kunden selbst an Energie benötigen. „Das heißt, wir haben eine Situation, dass die Energie zurückgespeist wird in unsere Netze“, erklärt der Fachmann. „Wenn also die Sonne scheint und der Wind weht und nur wenig Strom benötigt wird, weil die Industrie-Betriebe nicht produzieren, werden wir den Strom nicht mehr los.“ Das führe dann zu sogenannten Re-Dispatch-Fällen. Es werden also ganz gezielt Netzbereiche und ihre Einsparer-Anlagen heruntergefahren. Trotzdem werde der Kunde dann noch dafür vergütet.

Probleme sind vielseitig

Die einzigen Schwierigkeiten seien das jedoch längst nicht. „Wir haben ein Sammelsurium aus ganz vielen Themen, mit denen wir uns auseinandersetzen und wir versuchen, uns als Lokalwerke so aufzustellen, dass wir immer da, wo es möglich ist, auch den Anschluss ermöglichen“, betonte Karlheinz Siekhaus mit Nachdruck. „Und wir haben in Vreden tatsächlich auch schon sehr viel ermöglicht.“ Rund 3000 PV-Anlagen und zwölf Windkraftanlagen seien schon jetzt an das Netz der Lokalwerke angeschlossen.

Doch mittlerweile habe sich das Anschließen neuer Anlagen zu einer Art „Windhundrennen“ – wie der Geschäftsführer es nennt – entwickelt. Die Netze seien zu diesem Zeitpunkt so voll, dass wenige bis gar keine neuen Anlagen zur Einspeisung mehr angeschlossen werden können. Dann gelte: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Doch selbst dann gebe es für beispielsweise Eigenheimbesitzer die Möglichkeit der sogenannten Nulleinspeisung. Dies ist eine Betriebsform von Photovoltaikanlagen, bei der kein überschüssiger Strom in das öffentliche Versorgungsnetz eingespeist wird. „So kann die Anlage schon einmal installiert werden und der spätere Anschluss nach Netzausbau bleibt offen“, ergänzte Siekhaus. Eine Lösung, die keine Selbstverständlichkeit sei. Nicht jeder Netzbetreiber gehe diesen Weg.

Was ist geplant?

Doch wie wollen die Lokalwerke nun in Zukunft beim Netzausbau vorgehen? „Wir haben Pläne für ein sogenanntes Zielnetz“, berichtete Siekhaus. „Dieses Zielnetz ist aber immer auch variabel. Das heißt, auf dem Weg können Sachen planmäßig dazukommen, vielleicht auch unplanmäßig.“

Der Plan sei es in Zukunft, zusätzliche Umspannanlagen für 30 KV zu errichten. „Wir werden uns nicht mehr nur auf 400 oder 10.000 Volt konzentrieren, sondern wir gehen eine Spannungsregelung höher“, so Siekhaus. „Was natürlich auch dazu führt, dass unsere Mitarbeiter hierzu weiter geschult und qualifiziert werden müssen.“ Ein nicht zu unterschätzender „Rattenschwanz“.

Die Investitionen in Zahlen: Die Lokalwerke investieren allein in diesem Jahr zwischen acht und zwölf Millionen Euro nur in die Stromnetze. In früheren Jahren habe es Investitionssummen von rund zwei Millionen Euro gegeben. So liegen die aktuellen Pläne beim sechsfachen Wert. Damit sollen umfangreich neue Netze gebaut und alte ausgebaut werden, sodass auch zukünftig Einspeiseanlagen angeschlossen werden können.

Kritik aus dem Ausschuss

Doch vollständig zufrieden waren die Mitglieder des Ausschusses mit den Zielsetzungen und Ausführungen der Lokalwerke nicht. „Der Druck im Kessel ist groß und vor zwei Jahren haben wir uns an gleicher Stelle schon mal mit dem Thema befasst“, betonte Gerd Welper von den Grünen. „Dass Stromausbau, Netzausbau, ein stetiger Prozess ist, ist klar. Allerdings wurde hier vor zwei Jahren mit Zeichnungen ein Konzept für den Netzausbau vorgestellt, der erfolgen sollte. Davon sehe ich bisher wenig.“

Zu wenig konkret

Auch konkreter hätte es für Gerd Welper sein dürfen. „Was waren die letzten Ausbauprojekte? Das ist jetzt ist gar nicht genannt worden.“ Auch wie lange Privatleute auf Anträge im Moment für eine private PV-Anlage warten müssen und wie groß der Rückstau tatsächlich ist, ist in seinen Augen nicht hinreichend beantwortet worden.

Diesen Artikel haben wir am 21. Mai 2024 veröffentlicht.