Es wird eng am Kreisverkehr am Busbahnhof. Die letzten großen Lkw schlängeln sich durch die bereits abgestellten Wagen zu ihrem Bestimmungsort. Das Geisterhotel ist das letzte große Fahrgeschäft, das auf den Platz bei Hammans rollt.
Doch auch rechts und links muss noch kräftig angepackt werden. Auf der einen Seite wird „The Beast“ hochgezogen, in dem sich die Besucherinnen und Besucher ab Samstag an einem 22 Meter langen Arm bis zu 13 Meter in die Höhe schleudern lassen können.
Auf der anderen Seite entsteht der „Sky Dance“. Hier werden die Gäste bis in 43 Meter Höhe befördert. Da sei noch richtig was zu tun, weiß Marktmeister Jan Wenning, der das Treiben vor Ort beobachtet. Der Aufbau laufe gut. Allerdings musste der Marktmeister kurzfristig nochmal umplanen. „Die Verlosung konnte leider nicht kommen. Dafür haben wir einen Simulator dazu gewonnen.“ Das ist eine Art 7D-Kino.
Riesenrad aus Rostock
Jan Wenning ist nicht der Einzige, der den Aufbau beobachtet. Einige Schaulustige stehen am Straßenrand und schauen sich das Spektakel des Aufbaus an.
In voller Pracht steht bereits das Riesenrad der Schaustellerfamilie Gormans an der Wüllener Straße. Das Team rund um Robert Gormanns Junior (20) ist noch mit kleineren Restarbeiten beschäftigt. „Wir sind gestern angekommen und haben aufgebaut. Jetzt ist es so gut wie fertig“, berichtet der Schausteller.

Seit er 18 Jahre alt ist, ist er auch eigenständig mit einer Gruppe Helfern mit dem Riesenrad unterwegs. Wobei – so ganz alleine ist er in dem Familienbetrieb nie. „Mein Vater hat auch ein Riesenrad und wenn ich Zeit habe, helfe ich ihm und umgekehrt.“ Auch der Großvater ist noch oft mit dabei. „Er unterstützt mich zum Beispiel am Samstag beim Kassendienst.“
Bereits seit 1951 reist die Familie Gormanns mit Riesenrädern über die Jahrmärkte. Damals startete der Ur-Großvater mit einem Holzriesenrad. War für den jungen Schausteller schon immer klar, dass er mit in den Betrieb einsteigen würde? „Schon als Kind hat man hier und da mal ein bisschen geholfen. Das ist das, womit man aufgewachsen ist, was einem Spaß macht.“
Mit mehreren Lkw unterwegs
Jetzt ist der 20-Jährige mit seinem Team und einem ganz neuen Riesenrad unterwegs. „Es ist genau fünf Monate und sechs Tage alt.“ Gerade komme es von der Kirmes in Rhede, nach Vreden geht es weiter nach Erkelenz. Für die Reisen wird das Riesenrad auf drei Lkw verladen, hinzu kommt ein Transporter für die Schlafmöglichkeiten.
Ein paar Kabel müssen am Donnerstagmittag noch angeschlossen werden und dann wird alles noch einmal sauber gemacht. Auch die behindertengerechte Gondel. „Wir sind absolut barrierefrei“, betont Robert Gormanns.
Gerade arbeiten seine Kollegen an der Rampe, die zum Riesenrad hochführen soll. Mit einer weiteren kleinen Rampe, die an die Gondel angelegt wird, gelangt ein Rollstuhlfahrer in die Gondel. „Die Person muss nicht aus ihrem Rollstuhl raus. Und dann passen noch drei weitere Personen in die Gondel.“

Eine weitere Besonderheit des Riesenrades: das große runde Display in der Mitte. Hier könnte bald der Schriftzug „Vredener Riesenrad“ stehen. Aber auch Werbung kann der Schausteller hier schalten. Und noch eine weitere Idee hat er: „Ich möchte auch gerne etwas für die Freiwillige Feuerwehr hier machen.“ Die Programmierung für das Display steht aber noch aus.
So oder so freut sich der 20-Jährige auf die Tage in Vreden. „Der Auf- und Abbau macht Spaß – außer bei Regen“, sagt er und wirft einen etwas frustrierten Blick zum Himmel, der am Donnerstag immer wieder etwas Regen bereithält. Aber: „Die Spieltage sind noch schöner.“
Besonders freut er sich auf die leuchtenden Kinderaugen. „Die Gondeln können auch gedreht werden. Und das sorgt immer für Begeisterung bei den Kindern und bei der nächsten Runde sollen wir dann wieder drehen. Da geht jedem das Herz auf.“
„Symbiose“
Den letzten Feinschliff gibt es ein Stück weiter auch noch am Autoscooter der Familie Heitmann. Seit über 70 Jahren kommt die Familie immer wieder zur Vredener Kirmes. „Wir freuen uns jedes Jahr, wieder hier zu sein. Die Vredener Kirmes ist immer für alle ein Highlight“, so Philipp Timo Heitmann. Zusammen mit seinem Vater und dem Team kümmert er sich um den Aufbau und das Geschäft.
Und in über 70 Jahren hat sich mehr als nur eine Geschäftsbeziehung zu Vreden ergeben. „Wir kennen einige Vredener, Leute, die man jedes Jahr wieder trifft, wir haben hier Freunde. Aber mein Vater hat auch eine gute Bindung zu den Geschäftsleuten.“
Denn man komme nicht nur nach Vreden, um Geld zu verdienen. „Wir lassen auch Geld hier, wenn wir hier einkaufen gehen, Ersatzteile besorgen. Es ist eine Symbiose, man profitiert voneinander.“
