Dringende Sanierung am Alten Rathaus Bürgerstiftung lässt Denkmal-Giebel restaurieren

Sanierung am Alten Rathaus: Bürgerstiftung lässt Giebel restaurieren
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Der erste Eindruck täuscht: Wer am Alten Rathaus in Vreden vorbeigeht, sieht nur einen Hauch von Patina. Doch bei genauem Hinsehen zeigen sich Risse, bröckelnde Fugen und dunkle Wasserspuren – stille Vorboten eines drohenden Schadens. Nun greift die Bürgerstiftung ein, bevor aus kleinen Makeln große Probleme werden.

Der Südwestgiebel des Alten Rathauses am Marktplatz wird seit dem 14. April 2025 umfassend saniert. Wie die Bürgerstiftung Vreden mitteilt, stehen am denkmalgeschützten Gebäude dringend notwendige Arbeiten an. Besonders an der wetterzugewandten Seite des Rathauses zeigen sich mittlerweile deutliche Verwitterungsspuren: Sandsteinfugen und Fenstereinfassungen sind teils stark beschädigt, erste Schalenbildungen wurden festgestellt.

Witterungseffekt zeigt sich

„Die Fugen sind zum Teil stark ausgewaschen, an einigen Gesimsen sieht man deutlich die Schäden durch Witterung“, berichtet Andreas Becking, stellvertretender Vorsitzender der Bürgerstiftung. Nach seinem Kenntnisstand sei die Fassade seit dem Bau des Gebäudes im Jahr 1952 nicht grundlegend saniert worden. „Es ist möglich, dass einzelne Steine ersetzt werden müssen, wenn man bei der Sanierung genauer hinschaut – aktuell droht aber noch keine akute Gefahr durch herabfallendes Material“, betont Becking. Die Maßnahme wurde in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt geplant und genehmigt.

Die Arbeiten dauern voraussichtlich sechs Wochen. Währenddessen wird die Giebelseite des Rathauses vollständig eingerüstet sein. Aus Sicherheitsgründen wird der gewohnte Zugang zur Musikschule gesperrt und vorübergehend über den Eingang am Marktplatz verlegt – beim Café Altes Rathaus.

Mit der Ausführung der Arbeiten wurde Steinmetz Markus Lenfers beauftragt. Er erklärt die besondere Empfindlichkeit des verbauten Sandsteins: „Das Material hat sehr feine Kapillare – wenn es Wasser aufnimmt und Frost einsetzt, kann das Eis sich nicht ausdehnen und es entstehen Schäden.“ Zwar sei derzeit noch keine größere Gefahr gegeben, dennoch gebe es bereits abplatzende Stellen. „Kleine Bruchstücke lagen auch schon auf dem Trottoir“, sagt Lenfers.

Dass jetzt gehandelt wird, sei laut Lenfers ein kluger Schritt. „Wenn man fünf oder zehn Jahre wartet, sind die Schäden oft ungleich größer. Dann wird es nicht nur teurer, sondern auch schwieriger.“ Zudem sei die Maßnahme gut vorbereitet: Die lärmintensiven Arbeiten wie das Ausstemmen der Fugen erfolgen bewusst in den Ferien, um die Musikschule im Betrieb nicht zu stören. Danach folgen ruhigere Feinarbeiten. Diese sollen nicht so stören.

Insgesamt 60.000 Euro Etat

Zur Preisgestaltung äußert sich Becking zurückhaltend, lobt jedoch das angemessene Angebot: „Ich war positiv überrascht – natürlich ist Spezialmaterial teuer, aber gute Arbeit zahlt sich langfristig aus.“ Ziel sei es, mit der Sanierung für die kommenden 10 bis 20 Jahre Ruhe zu schaffen. Insgesamt seien, so der Erste Vorsitzende der Bürgerstiftung Jürgen van den Berg, 60.000 Euro für die Sanierung des gesamten Gebäudes vorgesehen. Darunter fallen allerdings auch Arbeiten am Dach und weitere kleine Baustellen.

Die Bürgerstiftung als Eigentümerin des Gebäudes übernimmt die Kosten für die Sanierung. „Für uns steht der langfristige Erhalt dieses wichtigen, stadtbildprägenden Denkmals im Mittelpunkt“, so van den Berg. Auch wenn derzeit keine unmittelbare Gefahr droht, sei es höchste Zeit, dem beginnenden Verfall entgegenzuwirken.

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Geschichte Altes Rathaus

Altes Rathaus der Stadt Vreden, erbaut 1949 bis 1952 als Ersatz für einen im Zweiten Weltkrieg zerstörten Vorgängerbau. Das Gebäude ist bis 1969 als städtisches Verwaltungsgebäude genutzt worden, heute befinden sich darin die städtische Musikschule, ein Café und das Vredener Scherenschnittmuseum. Bis heute kümmert sich die Bürgerstiftung um das Objekt.

Vor allem an den Sandsteinfassaden des Hauses fängt es immer mehr an zu bröckeln.
Vor allem an den Sandsteinfassaden des Hauses fängt es immer mehr an zu bröckeln. © Luca Bramhoff