Raubüberfall und Kunstdiebstahl Angeklagter Vredener (67) saß zuvor über 20 Jahre im Knast

Raubüberfall und Kunstdiebstahl: Kriminelles Schwergewicht angeklagt
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Sie sorgten Ende Oktober 2023 in Vreden für Aufsehen und haben bei den Opfern Spuren hinterlassen: Ein versuchter Raubüberfall auf einen Senior sowie der Diebstahl von 13 Ölgemälden aus der Kapelle „Maria Brunn“. Dank der akribischen Arbeit der Ermittler wurden zügig ein Stadtlohner (41) und ein Vredener (67) unter dringendem Tatverdacht verhaftet.

Seitdem sitzen die beiden Männer in Untersuchungshaft und müssen sich aktuell vor der 3. Großen Strafkammer am Landgericht Münster verantworten. Beide Männer habe eine (lange) Drogenvergangenheit und sind mehrfach vorbestraft. Doch erst am dritten Verhandlungstag (4. April) wurde deutlich, welche kriminelle Energie gerade der Vredener in sich trägt.

Schwer bewacht

Unter Bewachung mehrerer JVA-Beamten werden die beiden Männer in den Verhandlungssaal gebracht. Schaut man sich den 67-jährigen Vredener an, ist es kaum zu glauben, welche schweren Straftaten er schon begangen hat. Er humpelt, ist klein, hager und wirkt gebrechlich.

Der jahrzehntelange sowie exzessive Drogen- und Alkoholkonsum haben bei ihm offenkundig Spuren hinterlassen. Er fängt Sätze an, ohne sie zu beenden. Hat Wortfindungsstörungen, nuschelt und braucht merklich lange, um das auszuformulieren, was ihm durch den Kopf zu gehen scheint.

Schweigen gebrochen

Dies fällt erst jetzt auf, da der 67-Jährige an den ersten Verhandlungstagen geschwiegen hatte. Erst jetzt bricht er dieses, antwortet auf Nachfragen des Richters. An die aktuell verhandelten Straftaten aus Vreden will er aber keine Erinnerungen haben. Dafür an jene aus der Vergangenheit.

Und die haben es in sich, wie die Sachverständige berichtet und die zugleich durch das richterliche Verlesen der Vorstrafen bestätigt werden. Über 20 Jahre saß der Vredener bereits im Gefängnis. Dazu verurteilt in Deutschland, Dänemark und den Niederlanden.

Landgericht Münster
Der angeklagte Stadtlohner und der Vredener müssen sich vor der 3. Großen Strafkammer am Landgericht Münster verantworten. Ein Verhandlungstag steht jetzt noch aus. © Till Goerke

Mehrere Banküberfälle, ein schwerer „Taxiraub“ oder auch der Überfall einer Tankstelle gehen neben vieler, weiterer Straftaten auf sein Konto. Mal agierte der Vredener alleine, mal mit einem Komplizen. All das diente der Beschaffung von Geld, um die Drogensucht finanzieren zu können.

Mal kam eine Gaspistole zum Einsatz, mal eine „Spielzeugwaffe“, wie sich der Vredener zurückerinnert. Anfang der 1980er-Jahre begann seine kriminelle Laufbahn, die jetzt in den Kunstdiebstahl sowie den versuchten Raubüberfall in Vreden gemündet sein soll.

„Ich habe Filmrisse“

Dass er an den Taten in Vreden beteiligt war, bestritt der 67-Jährige nicht, bestätigte es aber auch nicht. „Kann sein. Ich habe Filmrisse. Die Drogen. Ich weiß es nicht“, lautete seine Antwort auf Nachfrage des Richters.

Kurios: Die Sachverständige, die zuvor in der U-Haft mit beiden Angeklagten gesprochen hatte, berichtete, dass der Vredener ihr gegenüber geäußert habe, dass er sich „gut vorstellen“ könne, an den Taten beteiligt gewesen zu sein, die Triebfeder aber der Stadtlohner (41) gewesen sein soll.

Eine Machete auf einem Blatt Papier
Bei dem versuchten Raubüberfall in Vreden, zückte einer der Täter auch eine Machete (Symbolbild). Auf dieser wurden später DNA-Spuren des angeklagten 67-jährigen Vredeners nachgewiesen. © picture alliance/dpa/Bundespolizei Dortmund

Ob die Strafkammer dem Glauben schenken wird, ist noch offen. Angesichts der bereits begangenen schweren Straftaten kaum vorstellbar. Zumal an drei Gegenständen, die in Zusammenhang mit den beiden Vredener Straftaten stehen, DNA-Spuren des 67-Jährigen nachgewiesen wurden.

Auf Einweghandschuhen in der Innenseite, auf einem Klebeband und auf der Machete, die während des Raubüberfalls von einem der Täter gezückt wurde. Die dazu verlesenen Gutachten hörte sich der Vredener ohne weitere Regung an. Sein Blick war nach unten gerichtet.

Seine Lebensgeschichte, primär von der Sachverständigen skizziert, offenbarte zudem tiefste (Drogen-) Abgründe. Ob alle geschilderten Dinge der Wahrheit entsprechen, lässt sich natürlich nicht überprüfen. Daher nur ein paar Auszüge.

Kinderheim, Ärger mit der Stasi inklusive längerer Haft, ein Leben auf der Straße (auch im europäischen Ausland) sowie ein längerer Aufenthalt am berüchtigten „Bremer Platz“ in Münster hinter dem Hauptbahnhof. Dort versammelt sich gebündelt die örtliche Drogenszene.

„Ein gebrochener Mann“

Angeblich soll der Vredener dort nach dem Tod seiner Eltern binnen kürzester Zeit das Erbe über 20.000 Euro in Drogen umgesetzt haben. Laut Bericht soll es zudem einen Suizidversuch gegeben haben.

„Er ist ein gebrochener Mann, seine Biografie ist geprägt von Gefängnisaufenthalten“, brachte es die Sachverständige auf den Punkt. Eine posttraumatische Belastungsstörung sei „sehr wahrscheinlich“.

Übrigens wurde die zunächst mitangeklagte 43-jährige Vredenerin, auf sie war unter anderem das Fluchtauto nach dem Kunstdiebstahl zugelassen, freigesprochen. Ihr konnten keine Tatbeteiligungen nachgewiesen werden.

Die dem Vredener zudem vorgeworfene Brandstiftung eines Kleintransporters könnte, so ließ es der Richter bereits anklingen, eingestellt werden, da diese Tat für die Gesamtstrafe am Ende keine Rolle spielen dürfte.

  • Die Verhandlung wird am Donnerstag (11. April) um 9 Uhr in Saal A11 fortgesetzt. Angekündigt sind unter anderem die Plädoyers sowie die Verkündung der Urteile.