
© Bernd Schlusemann
Peta zeigt Köckelwicker Landwirt nach Brand im Kuhstall an
Brandstiftung
Die Tierrechtsorganisation Peta hat nach dem Brand in einem Kuhstall in Köckelwick Strafanzeige wegen mangelnder Brandschutzmaßnahmen gestellt. Vor Ort war aber niemand von Peta.
Der Sachschaden ist mit 750.000 Euro enorm. Dass es Brandstiftung war, steht bereits fest. Doch jetzt bekommt der Köckelwicker Landwirt noch mehr Probleme. Die Tierrechtsorganisation Peta hat Strafanzeige gegen ihn gestellt.
Die Organisation schreibt in einer Pressemitteilung am Donnerstagmorgen: „Durch unzureichende Brandschutzmaßnahmen wurde möglicherweise billigend in Kauf genommen, dass die Rinder qualvoll im Feuer ersticken oder bei vollem Bewusstsein verbrennen.“ Sieben Rinder waren bei dem Brand in Köckelwick in der Nacht zu Montag gestorben, 200 Tiere konnten von der Feuerwehr, dem Landwirt und Nachbarn gerettet werden.
Peta beruft sich bei Klagen auf Presseberichte
Vor Ort in Köckelwick war niemand von Peta. Das sagt Agrarwissenschaftlerin Lisa Kainz (Peta) auf Nachfrage. „Wir bekommen die Berichte von Bränden und wenn dort keine Brandschutzmaßnahmen erwähnt werden, stellen wir Strafanzeige.“ Bundesweit werde das so gemacht, wenn bei einem Brand Tiere sterben.
Die Vorgehensweise kann der münstersche Oberstaatsanwalt Stefan Lechtape bestätigen. Bei jedem Brand mit toten Tieren werde Anzeige gestellt. „Dann wird der Sachverhalt geprüft, aber meistens verlaufen die Sachen im Sande“, erzählt er.
Bereits nach einem Brand in einem Kuhstall in Lünten-Nork im Juni hatte Peta Strafanzeige gegen den Landwirt gestellt. Bei dem Brand waren neun Rinder gestorben. Zum aktuellen Stand dieser Klage kann Stefan Lechtape auf Anfrage nichts sagen, da die zuständigen Kollegen im Urlaub seien.
„Der Brandschutz in Tierställen wird nicht ernst genommen“
Auch Lisa Kainz von Peta Deutschland sagt: „Es ist noch nie zu einem Urteil gekommen.“ Doch das ist auch vorrangig gar nicht das Ziel der Organisation. „Es geht uns darum, dass der Brandschutz in den Ställen deutlich verbessert werden muss und Ställe keine Baugenehmigung bekommen sollten, wenn die Betreiber nicht sicherstellen können, dass alle Tiere im Brandfall gerettet werden können. Damit das Thema in der Politik Gehör findet, ist ein öffentlicher Druck wichtig und deshalb ist es gut, dass das Thema in die Medien kommt.“
Ähnlich äußert sich Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung bei Peta: „Der Brandschutz wird bei Tierställen oft nicht ernst genommen. Außerdem: Wenn mehrere Dutzend Tiere in einem Stall eingesperrt sind, ist es schlicht unmöglich, sofort Hilfe zu leisten – dieses Risiko wird billigend in Kauf genommen.“ Lisa Kainz ergänzt: „Gerade in Ställen, wo es viel Technik gibt, gibt es viele Risikofaktoren, aber keinerlei Brandschutzmaßnahmen.“ Das könne so nicht bleiben.
Inzwischen gebe es eine öffentliche Diskussion über das Thema und die Agrarbranche fange an, sich beraten zu lassen. „Das schreibe ich auch uns zu“, meint Lisa Kainz und erzählt, dass es in einigen Neubauten zum Beispiel Brandschutzwände gebe. Standard sei das aber noch lange nicht.
Auf Nachfrage beim Kreis Borken, der die Baugenehmigungen für Tierställe erteilt, sagt Pressesprecher Karlheinz Gördes: „Brandschutz ist bei solchen Projekten natürlich immer ein Thema. Wie der aber genau aussieht, hängt vom Einzelfall ab.“
Mangel an Löschwasser verzögere die Rettung von Tieren
Ein weiterer Aspekt, den Peta in der Pressemitteilung erwähnt, ist die Wasserversorgung in den Außenbereichen: „Durch eine kritische Lage der Löschwasserversorgung kommt es bei derartigen Bränden häufiger zu Zeitverzögerungen, die die Rettung der Tiere verhindern. Es ist noch zu klären, ob dies auch beim aktuellen Einsatz der Fall war.“
Tatsächlich berichtet die Feuerwehr immer wieder von Problemen mit der Löschwasserversorgung in Außenbereichen des Westmünsterlandes. In solchen Fällen werden wasserführende Fahrzeuge von Feuerwehren aus den Nachbarkommunen hinzugezogen. Außerdem bittet die Feuerwehr Landwirte, Güllefässer mit Wasser bereitzustellen. So können die Löscharbeiten schon beginnen, während die Einsatzkräfte Schläuche zu den nächsten Hydranten legt.
Der Köckelwicker Landwirt hat am Donnerstag von der Redaktion von der Anzeige erfahren. Er wollte sich spontan nicht dazu äußern.
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
