Open Library als Erfolgskonzept Vredener Bücherei unter den Top 12

Open Library als Erfolgskonzept: Vredener Bücherei unter den Top 12
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Dirk Schwanekamp nimmt in der Bücherei St. Georg Vreden seine Tochter Thea in Empfang. Sie kommt gerade von der Vorlesestunde. Zusammen mit den Lesepatinnen und einigen weiteren Kindern wurden wieder spannende Geschichten besprochen.

Die Vorlesestunden gehören mit zur Leseförderung der Bücherei. Seit Corona nur noch mit Anmeldung. Doch das ursprünglich aus der Not heraus eingeführte Konzept hat sich bewährt. „Vorher hatte das mit 26 bis 28 Kindern eher einen Eventcharakter“, erklärt Michael Schürmann von der Bücherei. Mit 14 Kindern können die Bücher nun viel intensiver besprochen werden.

Die intensive Leseförderung gerade für die Jüngsten ist ein wichtiger Teil des Konzeptes der Bücherei. „Wenn wir die Kinder jetzt nicht fördern, haben wir sie in zehn Jahren auch nicht mehr als Leser“, so Schürmann.

Man müsse den Spagat schaffen zwischen der Digitalisierung auf der einen Seite und dem haptischen Erleben auf der anderen Seite. „Das ist ein wichtiger Faktor. Wenn zuhause nicht mehr der Ort ist, wo Bücher selbstverständlich sind, dann sollte es im Lebensumfeld wenigstens einen Ort geben, wo man dieses Haptische noch hat.“

„Open Library“ macht flexibel

Während sich Dirk Schwanekamp und Tochter Thea langsam auf den Heimweg machen, kommen Sebastian Hilbring und seine Familie gerade erst an. Sie nutzen die ruhigen Abendstunden, um einmal in Ruhe zu stöbern. Und das nicht nur in der Woche. „Ich finde es gut, dass man die Bücherei auch außerhalb der Öffnungszeiten nutzen kann“, so Hilbring. Gemeint ist die sogenannte „Open Library“.

Zu diesen Zeiten – zum Beispiel am Samstag – ist die Bücherei zwar geöffnet, aber ohne Personal. Bücher können einfach am Automaten zurückgegeben werden und auch die Ausleihe übernimmt der Computer. „So ist man flexibel und kann in Ruhe mit den Kindern stöbern.“ Die sind gerade dabei, das große Sortiment an Spielen unter die Lupe zu nehmen. So muss man nicht immer auf dieselben Spiele zuhause zurückgreifen, sondern kann so oft man möchte durchwechseln.

Unter den Top 12

„Für die Größe des Ortes ist die Bücherei außergewöhnlich gut“, findet Sebastian Hilbring. Und das sehen offenbar auch andere so. So hat es die Bücherei jüngst in die Endrunde und damit unter die Top 12 im Wettbewerb um die Auszeichnung der „Bibliothek des Jahres in kleinen Kommunen und Regionen 2022“ geschafft.

Die Veranstalter, die Deutsche Telekom Stiftung und der Deutsche Bibliotheksverband, würdigen „dass die Öffentliche Bücherei St. Georg Vreden sich konsequent und nutzerorientiert in den Bereichen technische Innovation sowie Vermittlung von Lese- und Medienkompetenz durch Medien und Veranstaltungen weiterentwickelt und sich dabei mit den verschiedensten lokalen Akteuren systematisch vernetzt.“

Die genaue Platzierung wird im Wettbewerb nicht verraten, erklärt Michael Schürmann, trotzdem sei man stolz auf diese Anerkennung. Gerade die Open Library werde sehr gut angenommen und so werden diese Zeiten ab dem 1. Januar 2023 auch noch erweitert. Dann wird die Bibliothek auch sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein. „Dabei steht nicht nur die Ausleihe im Blickpunkt, sondern auch der Aufenthalt und das Treffen von Bekannten“, erklärt Schürmann.

Nach Themen sortiert laden die Bücher zum Stöbern ein. Für Veranstaltungen können die Regale im Obergeschoss der Bücherei einfach zur Seite geschoben werden.
Nach Themen sortiert laden die Bücher zum Stöbern ein. Für Veranstaltungen können die Regale im Obergeschoss der Bücherei einfach zur Seite geschoben werden. © Carina Strauss

Ab dem kommenden Jahr ist die Bibliothek also 80 Stunden in der Woche geöffnet. Zurückgegeben werden können die Bücher schon jetzt 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche. Für Maria Lansing, die die Bücherei bereits seit rund 35 Jahren besucht, ein großer Vorteil. Auch sie schätzt die verlängerten Öffnungszeiten. „Ich bin zwar nicht so häufig hier, ich leihe mir die Bücher meistens online aus.“ Doch gerade zu Corona-Zeiten sei die Ruhe in den Abendstunden sehr angenehm gewesen.