Neujahrsempfang in St. Georg Vreden Auch unangenehme Themen wurden angesprochen

Neujahrsempfang in St. Georg Vreden: Auch unangenehme Themen wurden angesprochen
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Wer dachte, beim Neujahrsempfang der Kirchengemeinde St. Georg Vreden würden nur die positiven Seiten der Kirche dargestellt, der wurde am Samstag eines Besseren belehrt. Auch die negative Seiten wie Missbrauchsfälle und Kirchenaustritte wurden beleuchtet – und werden aufgearbeitet, wie Pfarrer Christoph Theberath sagte.

Viel Verkehr herrschte zu Beginn vor dem Pfarrheim St. Georg, so dass der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Lennart Winkler die über 100 Besucher erst mit einer Viertelstunde Verspätung offiziell begrüßen konnte.

Die Gäste im Pfarrheim St. Georg
Rund 100 Gäste versammelten sich beim Neujahrsempfang der katholischen Kirchengemeinde St. Georg im Pfarrheim. © Raphael Kampshoff

Für Nachdenklichkeit und Stille bei den Gästen sorgten die Zahlen des vergangenen Jahres, die Pfarrer Christoph Theberath bekannt gab. Nahm im vergangenen Jahr die Anzahl an Taufen und der Erstkommunion im Vergleich zu 2021 noch zu, gab es bei den Firmungen schon einen deutlichen Rückgang. 138 Firmungen im Jahr 2022 stehen 167 im Jahr 2021 gegenüber. „Die jungen Leute entscheiden sich heute bewusster gegen die Kirche und stehen ihr deutlich kritischer gegenüber“, erklärte der Pfarrer den Rückgang.

Drastisch hatte sich die Zahl der Kirchenaustritte entwickelt: Waren es im Jahr 2021 schon 198 Austritte gewesen, so steigerte sich dies im vergangenen Jahr um fast 80 Prozent auf 351. Gerade die schleppende Aufarbeitung der Missbrauchsfälle veranlasse viele dazu, der Kirche den Rücken zu kehren, so der Pfarrer. „Ich möchte zu dem Laden nicht mehr dazu gehören und erwarte auch nicht, dass sich die Kirche in Zukunft ändert“, so und ähnlich würden viele der Austritte begründet. Viele Gläubige hätten zudem schon angekündigt, die Kirche zu verlassen, wenn der synodale Weg jetzt nicht vernünftig umgesetzt würde.

Schutzkonzept erarbeitet

Auch die Vredener Kirchengemeinde habe sich in den vergangenen Jahren zusammengesetzt, um ein Institutionelles Schutzkonzept zu erarbeiten, das seit September 2022 in der Gemeinde gilt und auf der neuen Homepage der Pfarrei abrufbar sei, informierte Pfarrer Theberath.

Für die Zukunft seien die Pastoralen Räume ein wichtiger Schritt in den Gemeinden. So soll es zwar keine Fusionen mehr geben, aber die Gemeinden Vreden, Stadtlohn, Südlohn und Oeding sollen nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit suchen.

Die Jubiläre und Ruheständler der Gemeinde
Die Jubiläre und Ruheständler freuten sich über eine Urkunde und ein Geschenk der Gemeinde. © Raphael Kampshoff

Vor der Rückblick auf die Entwicklung in der Kirchengemeinde im zurückliegenden Jahr hatte auch Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp Neujahrsgrüße von der Stadt überbracht. „Wenn‘s alte Jahr erfolgreich war, dann freue Dich aufs neue. Und war es schlecht, ja dann erst recht“ – mit diesem Zitat von Albert Einstein wünschte allen Besuchern ein gutes neues Jahr, bevor sie sich die mit Kaffee und Kuchen stärken und sich untereinander austauschen konnten.

Es gab neben all den ernüchternden Zahlen aber auch Grund zur Freude beim Neujahrsempfang. So konnte auf den Neubau des Pfarrhauses und der Pfarrverwaltung zurückgeblickt werden und die Jubilare der Kirchengemeinde wurden geehrt. Neben 25-jährigen Jubiläen gab es auch ein 40-jähriges und Hubert Bomers konnte gar für 60 Jahre im Dienst an der Orgel geehrt werden. Darüber hinaus verabschiedete sich die Gemeinde dankbar bei allen, die in Ruhestand gingen, mit einem kleinen Geschenk.

Pfarrer Christoph Theberath hob das Engagement aller Anwesenden und auch derjenigen, die nicht persönlich kommen konnten, bei der Ausgestaltung des kirchlichen Lebens in Vreden hervor. Mit den Worten „Vieles war sicherlich nicht gut in der Vergangenheit, aber wir sollten versuchen, positiv nach vorne zu schauen“, beendete der Pfarrer den offiziellen Teil nach zwei Stunden und lud alle Gäste zu weiterem Austausch im Pfarrheim ein.