Neubau am Kinderhaus Rasselbande Warum für die Kinder jetzt alles anders ist

Neubau am Kinderhaus Rasselbande: Was jetzt alles anders ist
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In festen Gruppen spielen, malen oder basteln? Ausgeschlossen! Im Neubau der Kita Rasselbande dürfen die Kinder selbst entscheiden, was sie wo machen wollen.

Die Kita an der Winterswyker Straße hat seit diesem Sommer einen neuen Anbau. Dieser ermöglicht es, den Pädagoginnen einen ganz besonderen Erziehungsansatz umzusetzen: das teiloffene Konzept. Diesen Ansatz verfolgt der Träger „Rasselbande“ auch in seinen anderen Standorten. Zwei davon liegen in Ahaus und Dülmen. Bei diesem Konzept geht es vor allem darum, den Kindern schon in jungen Jahren die Möglichkeit zu geben, ihren Alltag selbst zu bestimmen.

Das ist das teiloffene Konzept

Dazu brauchte die Kita einen Anbau an das bestehende Gebäude, der ebenfalls im Sinne des teiloffenen Konzepts gestaltet werden sollte. „Bei der teiloffenen Gruppenarbeit bleiben die bekannten Stammgruppen erhalten und bilden beim Frühstück den Tagesbeginn der jeweils zugeordneten Kinder“, erklärt die Kita-Leiterin. „Nach dem gemeinsamen Start werden die Gruppen geöffnet und sind dann für alle Kinder frei zugänglich.“ Dadurch sollen die Kinder früher mehr Eigenverantwortung und Selbstbewusstsein entwickeln können. „Außerdem können sich die Kinder ihre Bezugspersonen so selbst aussuchen“, ergänzt Alica Sikorski. Das sorgt nach der Erfahrung der Erzieherin häufig für einen „reibungsloseren Umgang mit den Kleinen“.

Besonderheiten des Neubaus

Damit so ein Konzept im Alltag gelebt werden kann, muss allerdings das Gebäude gewisse Bedingungen erfüllen. So sind in der Kita Rasselbande zum Beispiel alle Räume frei zugänglich und durch große weite Flure verbunden. „Was die Kinder besonders gerne mögen, sind die Baumhäuser, die unter anderem die beiden Gebäude miteinander verbinden“, betont Alica Sikorski. Damit meint die Kita-Leiterin jedoch keine tatsächlichen Baumhäuser, sondern hohe Räume, in denen man über Treppen auf unterschiedliche „Spielebenen“ gelangen kann.

Wenn Kinder die Möglichkeit haben, sich so frei zu bewegen, müsse beim Bau auch besonders auf die Sicherheit geachtet werden. So habe zum Beispiel keine der Treppen mehr als zehn Stufen. Dadurch sollen gefährliche Stürze der Kinder vermieden werden. Zusätzlich sind alle Treppen in den Baumhäusern vollständig mit Teppich ausgelegt.

Übersicht durch Fensterwände

„Außerdem müssen wir darauf achten, dass wir bei aller Freiheit keines der Kinder aus den Augen verlieren“, betont Alica Sikorski. Damit die insgesamt 15 Erzieherinnen die Kleinen nicht aus den Augen verlieren, sind fast alle Wände in den Spielräumen der Kita aus Plexiglas. „So können wir schnell sehen, welche Kinder in welchen Räumen sitzen“, ergänzt die Pädagogin. Selbst für etwas entlegenere Rückzugsorte der Kinder wurden Spiegel an den Wänden angebracht, die es den Erzieherinnen ermöglichen „um die Ecke zu gucken“. Vor allem im Falle eines Feuers seien solche Vorkehrungen wichtig, damit kein Kind im Gebäude vergessen wird.

Die Kinder können sich in der Kita auch in ruhige Ecken mit einem Sternenhimmel aus LED-Lichtern zurückziehen.
Die Kinder können sich in der Kita-Rasselbande auch in ruhige Ecken zurückziehen und sind trotzdem nicht ohne Aufsicht. © Luca Bramhoff

Für den Neubau musste der Kindergarten jedoch im Außenbereich auf einen Teil des Spielplatzes verzichten. Wo nun das neue Gebäude stand, war zuvor ein kleiner Fußballplatz mit zwei Toren. „Das ist natürlich schade, aber am Ende ist es wichtiger, dass wir auch Kita-Plätze schaffen“, so Alica Sikorski. „Und ein freies Konzept braucht eben Platz.“

Bis die Kinder und Erzieherinnen in den neuen Bau einziehen konnten, gab es viele Hindernisse, die bewältigt werden mussten. „Schon 2019 haben wir mit den Planungen für den Neubau begonnen“, erinnert sich die Leiterin der Kita Rasselbande, Alica Sikorski. Kurz darauf aber machten sowohl die Pandemie als auch der Krieg in der Ukraine dem Bauvorhaben einen Strich durch die Rechnung. In dieser Zeit seien vor allem die Preise für Baumaterialien stark gestiegen. Anfang 2021 holte sich die Träger Firma daher zusätzliche finanzielle Unterstützung von der Stadt Vreden. Genauer gesagt ging es um einen Zuschuss in Höhe von knapp 200.000 Euro. Insgesamt hat der Neubau von der Firma Tenhumberg rund 1,27 Millionen Euro kosten. Der Umbau am Bestandsgebäude kostete 147.000 Euro.