Nagelneuer Bürgerbus Ehrenamtliche Fahrer sichern Mobilität in Vreden

Neuer Bürgerbus: Ehrenamtliche Fahrer sichern Mobilität in Vreden
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Schick sieht das kürzlich neu in Betrieb genommene Fahrzeug des Bürgerbusvereins Vreden aus. Es ist der neunte Bus, den der Verein seit seiner Gründung 1986 sein „Eigen“ nennen darf. Und der neue Bus ist eine Vereinspremiere. Es wird modern. Zum Vorteil der vielen, vielen Fahrgäste.

Fast 500.000 Kilometer hatte der „alte“ Bus auf dem Tacho stehen, ehe er ausgemustert wurde. Der neue, ein Niederflurbus, bietet durch seine Technik vor allem Fahrgästen mit Mobilitäts-Einschränkungen mehr Komfort und Barrierefreiheit. „So einen Bus haben wir zum ersten Mal“, berichtet der Vereins-Vorsitzende Egbert Terhürne hörbar erfreut im Gespräch.

Anforderungen erfüllt

Die Anforderungen für die Beantragung eines neuen Fahrzeuges über die Westfalenbus AG (Münster) beim Land NRW hat der Vredener Bürgerbusverein zuvor ganz locker erfüllt. Alle fünf Jahre sei dies möglich, erklärt der Vereinsvorsitzende. Solange 300.000 Kilometer gefahren worden seien.

Das entspricht einer jährlichen Fahrleistung von 60.000 Kilometern. Darüber kann man in Vreden nur schmunzeln. Zehn Fahrten à 90 Minuten machen schon rund 500 Kilometer pro Tag. Alle sechs Kirchdörfer sind so mit dem Vredener Busbahnhof verbunden, die Mobilität vor Ort sichergestellt. Durch das ehrenamtliche Engagement der Fahrrinnen und Fahrer.

Hohe Laufleistung

Am Ende eines Fahrjahres landen so auf dem Tacho des Vredener Bürgerbusses rund 100.000 (!) Kilometer. „Das ist schon eine enorme Zahl“, so Egbert Terhürne. Im Schnitt 1000 Fahrgäste pro Monat wissen das Angebot des Bürgerbusvereins zu schätzen. Über alles wird genau Protokoll geführt.

„Wir sind mit unserem Angebot für viele betagte Fahrgäste ohne eigenes Auto einfach essenziell wichtig“, weiß der Vereinsvorsitzende. Genau das sei auch der Antrieb aller 33 aktiven, ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer. Hinzu kommen noch „ein paar Reservefahrer“. Für den Fall der Fälle.

Menschen stehen vor einem Kleinbus
Viele ehrenamtliche Fahrer haben sich bei der kürzlichen Einweihung des neuen Bürgerbusses getroffen – auch Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp war dabei. © Stadt Vreden

Etwa 100.000 Euro hat der neue Bus gekostet. Das Land NRW trägt davon bis zu 70.000 Euro. Den Rest übernimmt die Stadt Vreden. Zuzüglich aller weiteren Kosten, die anfallen. So auch Sprit und Werkstattkosten.

„Ohne diesen großen Rückhalt der Stadt Vreden sowie der Lokalpolitik wäre das alles hier nicht möglich“, betont Egbert Terhürne. Und er fügt bescheiden hinzu: „Wir als Vereinsmitglieder bewegen den Bus nur, der uns glücklicherweise zur Verfügung gestellt wird.“

Platz für Rollstuhl

Übrigens hat der neue Bus natürlich auch die aus normalen Bussen bekannten „Stopp-Knöpfe“, die von den Gästen gedrückt werden können. Über ein Piepen und eine Lampe ist der Fahrer umgehend darüber informiert, dass ein Ausstieg erwünscht ist.

Zudem bietet der neue Bus Platz für einen Rollstuhl oder auch Rollatoren. Aber: Die Fahrgäste müssen in der Lage sein, diese eigenständig verlassen zu können, um auf einem regulären Sitz im Bus Platz nehmen zu können. Das ist Beförderungsvorschrift und hat nichts mit Diskriminierung zu tun.

Egbert Terhürne
Egbert Terhürne ist Vorsitzender des Vredener Bürgerbusvereins und hocherfreut über den neuen Bus, der ohne das große Zutun der Stadt keine Realität geworden wäre. © Luca Bramhoff

Übrigens wird das Deutschlandticket auch im Bürgerbus anerkannt. Die Einnahmen der Fahrten gehen am Tagesende an die Stadt Vreden. Das decke aber „bei Weitem“ nicht die Kosten, die die Stadt mit dem Unterhalt des Busses habe, wie Egbert Terhürne sagt. Am Ende ist es ein kleiner Zuschuss.

Ein Blick in die Zukunft. Denn so gut der Verein jetzt mit seinem neuen Bus ausgestattet ist – am Ende braucht es die ehrenamtlichen Fahrer, um das Ganze langfristig am Leben halten zu können.

Der Vereinsvorsitzende ist weit davon entfernt, ein Horrorszenario aufzumachen, sagt aber auch: „Ohne Fahrernachwuchs würde es auf Dauer natürlich schwierig werden, den Betrieb aufrechtzuerhalten.“

Neue Fahrer gesucht

Der Verein macht entsprechend keinen Hehl daraus, auf der Suche nach neuen Fahrerinnen und Fahrern zu sein. Eine Altersobergrenze gibt es nicht. Darüber hatte der Verein mal locker nachgedacht, diese Idee aber nach Rücksprache mit dem ADAC schnell wieder verworfen.

„Wir möchten schließlich keine Altersdiskriminierung“, erklärt Egbert Terhürne. Aber alle Fahrer müssen sich einmal pro Jahr kostenlos von einem Arzt auf ihre Fahrtüchtigkeit untersuchen lassen. Solange es dabei grünes Licht gibt, steht einem Fahrerjob nichts im Wege.

Ein Kleinbus auf einer Straße
Der Vredener Bürgerbus fährt am Tag im Stadtgebiet samt der Kirchdörfer rund 500 Kilometer. © Garwer (A)

Es gibt also keine feste Altersgrenze, die zum Ausscheiden aus dem Fahrerdienst führt. Attestierte Fahrfitness und die eigene, innere Stimme sind es, die im Zusammenspiel die Grenze aufzeigen. Oder eben auch nicht.

Und kein potenzieller Interessent muss Sorge haben, dass er für den zwingend notwendigen Personenbeförderungsschein auch nur einen Cent bezahlen muss. „Das übernimmt alles der Verein“, versichert Egbert Terhürne.

Kämen zum neuen Bus jetzt auch noch der ein oder andere neue ehrenamtliche Fahrer hinzu – jedes Jahr scheiden nach Vereinsangaben einige altersbedingt aus – wäre die Zukunft des Vereins auch auf lange Sicht gesichert.

Interessierte können sich an jeden Fahrer oder aber an den Vereinsvorsitzenden Egbert Terhürne, Tel: (02564) 14 21 oder (0178) 88 55 694, wenden.