Selten zeichnet die Stadt Vreden einen Ehrenbürger aus. Fünf waren es bis jetzt, beim Neujahrsempfang am 8. Januar 2023 soll Dr. Hermann Terhalle zum sechsten Ehrenbürger der Stadt ernannt werden. „Natürlich freut man sich, wenn einem so eine Ehre entgegengetragen wird. Ich hatte nie damit gerechnet“, so Hermann Terhalle als wir ihn in seinem Haus in Vreden besuchen.
Hier wohnt der 83-Jährige mit seiner Frau Margret. Unzählige Bücher stehen in den Regalen an den Wänden. Einige davon hat Terhalle mit verfasst. Die Schriftenreihe „Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde“ umfasst mittlerweile 104 Bände, Nummer 105 ist in Arbeit. Rund 30 davon hat Terhalle allein geschrieben, an weiteren Teilen mitgearbeitet oder auch die Redaktion übernommen.

Es ist ein Werk, das der 83-Jährige früh begonnen hat. 1939 im Westerwald geboren und aufgewachsen, studierte Hermann Terhalle zunächst in Mainz Geschichte, Geographie, katholische Religion und später auch Politikwissenschaften. Drei Jahre lang arbeitete er am Institut für Landeskunde der Universität Mainz, wo er sich von Amtswegen schon mit Geschichte befasste.
Doch das sollte es nicht gewesen sein. Terhalle entschied sich für den Schuldienst, absolvierte sein Referendariat in Münster und meldete sich dann für den Dienst in Vreden. Da sein Vater Vredener war, war Terhalle in den Ferien oft hier und erlebte die Entwicklung der Stadt in der Zeit nach dem Krieg mit.
Schulleiter und Historiker
Seit 1968 lebt er nun in Vreden. Seine Arbeit als Lehrer habe er immer gerne gemacht, so der 83-Jährige. „Hier konnte man die Schüler noch mit etwas begeistern.“ Später wurde er Schulleiter am Vredener Gymnasium. Doch es blieb nicht nur bei der Lehrtätigkeit.
Zusammen mit dem damaligen Vorsitzenden des Heimatvereins, Wilhelm Elling, startete er 1973 die Schriftenreihe, die heute über 100 Bände umfasst. Oft habe er in den Ferien noch die Archive in Mainz besucht, bevor er dann langsam auf die münsterländische Geschichte umgestiegen ist. „Ich habe viel in Münster im Archiv gearbeitet – in den Ferien oder auch nachmittags – und so entstanden die ersten Publikationen.“

1973 erschienen die beiden Bände „Bibliographie zur Vredener Landes- und Volkskunde“ und „Ofen- und Herdplatten in Vreden und Umgebung“. Fast genau 50 Jahre ist das jetzt her. „Wir haben damals ganz bescheiden angefangen, sparsam und in Schwarz-Weiß. Dann lief es ganz gut und mittlerweile haben alle Bücher eine Fadenheftung, einen festen Umschlag und – soweit vorhanden – Farbfotos.“
In jedem Jahr wurden im Schnitt zwei Bücher veröffentlicht. Die Recherche dauerte aber durchaus länger. „Ein bis zwei Jahre ist man da dran, manchmal auch deutlich länger“, so Terhalle. Besonders spannend fand er persönlich zum Beispiel die Recherche zur Berkelschifffahrt. Der Band erschien 1975. „Dass man auf so einem kleinen Flüsschen überhaupt Schifffahrt betreiben konnte. Die Schiffe transportierten ja nur fünf Tonnen.“
Auch politisch aktiv
„Mir ging es auch darum, nicht immer nur Vredener Geschichte zu erforschen, sondern darüber hinaus den Blick ins Münsterland zu weiten“, betont der Geschichtsforscher. Dafür war er in Landes-, Kreis- und Bistumsarchiv und in einigen anderen Archiven ein regelmäßiger Gast. Immer an seiner Seite und als Korrekturleserin auch wesentlich am Erfolg der Reihe beteiligt: Frau Margret.
Doch die Aufarbeitung der Geschichte war für die Vredener Politik nicht der einzige Grund, Hermann Terhalle zum Ehrenbürger zu ernennen. Auch gesellschaftlich und politisch war Terhalle über die Jahre aktiv. So war er zum Beispiel von 1979 bis 1984 Ratsherr und begleitete als Vorsitzender der CDU Vreden die Zusammenführung der CDU Vreden und der CDU Ammeloe. Eine „aufwendige Geschichte“, wie er selber sagt, aber auch eine spannende Zeit. Bis 1994 blieb er als sachkundiger Bürger in der Politik.

Hinzu kommt seine Tätigkeit als 2. Vorsitzender im Freundeskreis der Barockkirche Zwillbrock. Auch hier hat er wieder geschrieben und zwar den Kirchenführer, der vor 14 Tagen bereits in der 7. Auflage erschienen ist. Außerdem ist er Vorsitzender im Kuratorium der Bürgerstiftung. Der Bürgerstiftung überließ er auch das geerbte Familienhaus. Und aus den Erträgen der „Dr. Hermann & Margret Terhalle Stiftung“ soll auch weiterhin die Geschichtsforschung in Vreden gefördert werden, so der 83-Jährige.
Reisen durch Europa
Und als ob das alles noch nicht genug wäre, hat Hermann Terhalle regelmäßig in den Ferien Fahrten mit dem Heimatverein unternommen. „Wir haben das immer mit der Firma Bußmann gemacht und bis der Chef nicht mehr selbst fahren konnte, hat er die Fahrten immer selbst übernommen“, erinnert sich Terhalle und lächelt bei der Erinnerung.
So ging es mit Werner Bußmann und Mitreisenden aus Vreden und sogar aus Holland durch ganz Europa nach Skandinavien, Spanien, Italien, Kroatien, Polen und Co. Besonders am Herzen liegen dem 83-Jährigen die Bilder, die der Künstler Edgar Jetter, der auch die Kirche in Zwillbrock restauriert hat, für ihn von diesen Reisen gemalt hat.
Auch Vorträge hat Hermann Terhalle immer gerne gehalten und hält sie auch immer noch, in zwei Wochen ist es wieder so weit. Doch vorher wird er noch Ehrenbürger und folgt damit auf Pfarrer Anton Tappehorn (1906), Pankratius Augustinus Franz Huesker (1928), Dr. jur. Bernhard Bisping (1956), Carl Heinrich Wilhelm Hecking (1958) und Prälat Dr. h.c. Wilhelm Wissing (1986). Das beschloss der Rat der Stadt in seiner letzten Sitzung des Jahres einstimmig.
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