In der ehemaligen Grundschule Großemast betreibt der Verein „Mit Hand und Herz“ jetzt ein Repair-Café. Bedürftige Menschen können in der Werkstatt Elektro-Kleingeräte reparieren lassen.

von Alex Piccin

Vreden

, 16.11.2018, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Freie Parkplätze vor der ehemaligen Schule Großemast gibt es keine mehr, der umgebaute Sozialraum ist prall mit Menschen gefüllt. Fast alle 31 Mitglieder des Vereins „Mit Hand und Herz“ sowie geladene Gäste sind zur Eröffnung des Repair-Cafés Vreden erschienen. Sie freuen sich, dass die Umsetzung der Idee dieser kleinen Werkstatt geklappt hat.

Vorsitzender Bernhard Tenhumberg hält eine gekürzte Rede. „Ich habe schon vieles gestrichen. Ihr wisst ja, welchen Beruf ich vorher gehabt habe“, merkte er lachend an. Der ehemalige Landtagsabgeordnete skizziert den Werdegang der neuen Einrichtung, zu der Bedürftige ihre Elektro-Kleingeräte zur Reparatur hinbringen können. Rudi Pier, Hans Tielemann und Manfred Frehe bilden das Werkstatt-Team. Unterstützt werden sie von Ludger Wildenhues und Heinrich Hilbolt, die sich vor Ort zunächst einen Eindruck machen und dann definitiv ihre Zusage geben.

Gelernte Fachkräfte

Die Herren sind alle im Ruhestand und gelernte Fachkräfte. Rudi Pier obliegt die technische Leitung. Er hat 34 Jahre bei Siemens gearbeitet. „Ich bin Radio- und Fernsehtechnikmeister“, sagt Ludger Wildenhues. Heinrich Hilbolt ist Elektromeister. Auf ihrem Werktisch rechnen sie vor allem mit Kabelbrüchen. Diese sind häufig, aber auch relativ einfach, schnell und kostengünstig zu reparieren. Die moderne Variante, mittels 3D-Scanner und -Drucker an Ersatzteile zu kommen, ist eine Idee, wie Rudi Pier sagt: „Das geht nur mit mechanischen Teilen, ist aber noch Zukunftsmusik.“

Ihre Werkstatt haben sie im ehemaligen Lehrerzimmer eingerichtet, in dem bis vor ein paar Monaten der Sozialraum untergebracht war. Dank Fördermitteln haben sie neue Werkzeuge beschafft. Aus der Abstellkammer des Kunstvereins ist der neue Sozialraum entstanden, an dem jetzt eine kleine, offene Küche angrenzt. Bernhard Tenhumbergs Dank ging an die Ehefrau des Mitglieds Willi Terbrack: „Sie wollte eine neue Küche haben. So sind wir zu einer gut eingerichteten Küche hier im Vereinsraum gekommen.“

Vorsitzender Bernhard Tenhumberg dankte bei seiner Eröffnungsrede den zahlreichen Unterstützern des Repair-Cafés.

Vorsitzender Bernhard Tenhumberg dankte bei seiner Eröffnungsrede den zahlreichen Unterstützern des Repair-Cafés. © Alex Piccin

Viele Menschen und öffentliche Stellen haben mitgewirkt, um die Phasen der Planung bis zur Eröffnung des Repair-Cafés zu verwirklichen. Die ersten Gedanken entstanden zu Jahresbeginn, vertieft wurden sie auf diversen Veranstaltungen, geplant in vielen Köpfen und schließlich umgesetzt durch das Anpacken zahlreicher Hände. Mit diesem Angebot geht der Verein nicht in Konkurrenz mit den Elektroläden, betont Rudi Pier: „Wir tauschen uns aus und pfuschen ihnen nicht ins Geschäft. Die Reparatur von Kleingeräten lohnt sich für sie nicht.“

Betrieb ab Dezember

Der erste Annahmetermin der Elektro-Kleingeräte ist am Mittwoch, 5. Dezember, von 10 bis 12 Uhr. Danach wird es feste Annahmetermine geben. Nach telefonischer Absprache können die Geräte vorbeigebracht oder auch von Vereinsmitgliedern abgeholt werden. Das Angebot richtet sich ausdrücklich an bedürftige Menschen. Die Reparatur ist gratis, eine Spende ist aber gern gesehen. Wenn die Kosten für die Beschaffung von Ersatzteilen den Wert des Gerätes übersteigen, kann es entsorgt oder zum „Ausschlachten“ zur Verfügung gestellt werden. „Wir möchten damit der Wegwerf-Mentalität begegnen“, betont Bernhard Tenhumberg.

Diesen Grundgedanken nimmt Bürgermeister Christoph Holtwisch auf, als er sich für den Einsatz des Vereins bedankt und dabei einen Pappuntersetzer vom Tisch aufhebt: „Dieser Bierdeckel hier ist von 2002. Er ist alt, funktioniert aber noch immer. Das Repair-Café ist eine Win-Win-Situation für alle.“