Markus Bußmann will schweren Fehler vermeiden und die alte Spinnerei Huesker erhalten

© Bernd Schlusemann

Markus Bußmann will schweren Fehler vermeiden und die alte Spinnerei Huesker erhalten

rnBierbaum-Gelände

Der mögliche Abriss der alten Spinnerei Huesker ist Markus Bußmann ein Dorn im Auge. Er will das Gebäude erhalten und neu nutzen. Beraten wird darüber aber erst im November.

Vreden

, 29.10.2019, 19:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Kurz vor der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses hat Markus Bußmann seine Ideen für das Bierbaum-Gelände an der Ottensteiner Straße öffentlich gemacht. Gerade rechtzeitig, um es auf die Tagesordnung zu schaffen. Allerdings nur unter dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“.

Eine Debatte zu den Planungen der Kommunalpolitiker gab es zunächst nicht – und sollte es in dieser Sitzung auch nicht mehr geben.

Geordnetes Verfahren für die neuen Vorschläge

„Mehrere Interessenten werfen jetzt noch ihren Hut in den Ring“, erklärte Bürgermeister Dr. Christoph Holtwisch. Er warb dafür, die Ideen und Vorschläge in ein geordnetes Verfahren zu bringen. Will heißen: Die Planungen sollen erst in der nächsten Sitzung des Planungsausschusses diskutiert werden.

Auf dem Gelände will die Firma Stroetmann aus Münster einen 2500 Quadratmeter großen Edeka-Markt errichten. Dafür muss das alte Gebäude abgerissen werden.

Jetzt noch einen schweren Fehler verhindern

Für den Vredener Markus Bußmann ein Fehler, den er verhindern möchte. Dazu hat er inzwischen auch eine Petition gestartet und einen Verein gegründet. 21 Gründungsmitglieder im Verein und bis Montagmittag 941 Unterzeichner der Petition wollen sich für den Erhalt des alten Gebäudes einsetzen. Am Mittwoch, 30. Oktober, treffen sich Mitglieder und Interessierte zur Versammlung des Vereins „Neue Vredener Spinnerei“ um 20 Uhr im Alten Rathaus am Markt(Hintereingang).

Das Ziel des Vereins: Das jetzige Gebäude erhalten und mit neuem Leben füllen. Das hatte er unserer Redaktion schon detailliert vorgestellt:

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Wie Bußmann erklärt, sei in dieser Planung sogar noch Platz für den angedachten Edeka-Markt: „Wenn sich Stroetmann auf knapp 1800 Quadratmeter beschränken würde, wäre das für alle Seiten ein Vorteil“, erklärt er. Die Rossmann-Filiale würde am Bremer Platz bleiben und so die Innenstadt fördern, K+K könnte sich mit den Planungen ebenfalls arrangieren und das alte Spinnerei-Gebäude könnte stehen bleiben.

Resonanz auf Petition und Verein begeistert Initiator

Markus Bußmann ist von der Resonanz auf seine Vorschläge begeistert. „Ich hatte darauf gehofft, dass die Petition gut ankommt, aber nicht damit gerechnet“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion.

„Es geht mir nicht um wirtschaftliche Interessen“, sagt er. Als Vermieter für den Nettomarkt an der Ottensteiner Straße läge es nahe, dass er solche hat. Einzig die angedachte Ausweitung des zentralen Versorgungsbereiches – nur mit dem wäre die Supermarkt-Planung auf dem Bierbaum-Gelände möglich – versteht er nicht.

14 Jahre Stillstand beenden und eine gemeinsame Lösung finden

Verein und Initiatoren des Projekts sprechen demnach für sich selbst. „Wir wollen die 14 Jahre Stillstand auf dem Gelände beenden und ein Problem lösen“, so Markus Bußmann .

Detailliert über die Pläne wollte in der Bauausschusssitzung Mitte Oktober aber noch niemand sprechen. Der entsprechende Antrag des Vredeners Markus Bußmann war erst kurz vor der Sitzung im Rathaus eingetroffen. Bußmann saß zwar im Publikum, konnte aber in der Sitzung selbst nichts zu den Plänen sagen.

Politiker reagieren erst einmal zurückhaltend

In der Sitzung reagierten die Politiker erst noch zurückhaltend auf den neuen Vorschlag.

Gerd Welper (Grüne): „Wir sollten das geordnet aber zügig abarbeiten“, sagte er. Der momentane Schwebezustand auf dem Grundstück sei schädlich für die Stadt. Dennoch: „Die Lautstärke mit der sie vorgetragen wurde, macht diese neue Idee für das Gelände nicht besser oder schlechter“, sagte er.

Hendrik Mulder (FDP) konnte sich mit der Vision für das Gebäude an der Ottensteiner Straße begeistern: „Das ist schon interessant“, sagte er. Es lohne sich in jedem Fall darüber nachzudenken.

Reinhard Laurich (SPD) machte noch auf einen anderen Punkt aufmerksam, die Eigentumsfrage: „Es ist nicht so, dass wir frei zwischen den Projekten wählen können“, sagte er. Schließlich habe Markus Bussmann keinen Zugriff auf das Grundstück.

Auch Heinrich Wildenhues (CDU) ging es in der Sitzung erst einmal darum, die neuen Ideen in die richtigen Bahnen zu lenken und nicht spontan zu reagieren. „Mit dem Vorschlag wurde ja ganz klar die emotionale Seele der Vredener angesprochen“, erklärte er.

Bürgermeister gibt LWL-Einschätzung nicht komplett wieder

Bürgermeister Dr. Christoph Holtwisch betonte in der Sitzung, dass auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) keine Denkmalwürdigkeit für das Gebäude sieht.

Doch damit hat er einen Teil des Berichts des LWL nicht wiedergegeben: Zwar handele es sich bei dem Gebäude nicht um ein Denkmal, erhaltenswert sei das Gebäude aber dennoch.

Denn die Denkmalschützer vom LWL messen der ehemaligen Baumwollspinnerei eine hohe Bedeutung für Vreden bei. Das Gebäude dokumentiere die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Stadt. Das geht aus der gutachterlichen Stellungnahme des LWL hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Kein Denkmal, aber erhaltenswerte Bausubstanz

Demnach handele sich sehr wohl um erhaltenswerte Bausubstanz, da das Gebäude zusätzlich auch den Ortseingang von Vreden städtebaulich wirksam markiere. Der LWL empfiehlt der Stadt, das Gebäude in einen Denkmalpflegeplan aufzunehmen.

Gegen den Denkmal-Status spricht, dass durch die umfangreichen Umbauten die ursprüngliche Nutzung als Spinnerei kaum noch abzulesen sei. Das ganze Gebäude mute eher wie ein Silo an. Ende der 1980er-Jahre wurden die Eisenfenster ausgebaut und die Öffnungen vermauert.

Bau- und Planungsausschuss berät am 7. November

Die Grundsatzentscheidung zur Zukunft des Geländes steht bis zum 13. Dezember aus. Im Bau- und Planungsausschuss am 7. November soll das Thema beraten werden. Das ist für Markus Bußmann aktuell die nächste Etappe, denn dort kann er seine Pläne auch offiziell vorstellen.