
© Markus Gehring
Luxus für Wohnmobilisten: Vredener planen Vorzeige-Stellplätze
Tourismus
An der Rundsporthalle in Vreden und am Venn in Zwillbrock planen Norbert Lansing und Wilfried Schmitz Wohnmobil-Stellplätze mit Vorzeige-Charakter. Das soll auch anderen Unternehmen helfen.
Wenn Nobert Lansing und Wilfried Schmitz in den Urlaub fahren, nehmen sie dafür meist das Wohnmobil. Sie fahren von Platz zu Platz, erkunden die Gegend mit dem Fahrrad, gehen vor Ort shoppen und im Restaurant essen. „Das Reisen im Wohnmobil bedeutet Individualität, Freiheit, Reisen ohne Zwang“, sagt Wilfried Schmitz.
Gleichzeitig sehen die beiden Vredener aber auch ein Problem. „Es kommt vor, dass man einen Platz anfährt, und dann ist da alles voll“, so Schmitz. Außerdem seien diese Stellplätze oft nicht besonders komfortabel: kein Strom, kein W-Lan, keine Ladestation für das E-Bike, keine Sicherheitsstandards, keine medizinische Versorgung. „Die Wohnmobilisten haben heute höhere Ansprüche. Stellplätze sollten keine reinen Parkplätze mehr sein“, sagt Wilfried Schmitz.
Vor vier Monaten haben die beiden Vredener deswegen ein Unternehmen gegründet mit genau diesem Ziel. Starten soll das Projekt mit dem Namen „Safe Harbour“ in Vreden. Die Pläne haben die beiden jetzt im Ausschuss für Tourismus vorgestellt.
Einzelhandel und Gastronomie sollen profitieren
Die Vredener arbeiten zurzeit an der Software für ihre Idee. Denn in Zukunft sollen Urlauber per App eine konkrete Parzelle auf dem Stellplatz buchen und bezahlen können. „Am besten können sie dann über die gleiche App direkt den Tisch im Restaurant buchen oder sich für eine Wanderung anmelden“, sagt Norbert Lansing. „Wir wollen die touristische Einbindung fördern“, ergänzt Wilfried Schmitz. Einzelhandel, Gastronomie und Stadtmarketing sollen Teil des Ganzen sein.
Das könnte durchaus Vorteile für die Stadt Vreden bringen. „Wohnmobilisten lassen sich ihren Urlaub was kosten“, weiß Norbert Lansing. Nach Angaben der beiden Unternehmensgründer gibt ein Reisemobilist im Schnitt 50 Euro pro Tag in einer Stadt aus. Bei einem Tagesreisenden sind es 20 Euro. „Bei 35 bis 40 Prozent Auslastung der beiden geplanten Plätze in Vreden wären das 300.000 Euro pro Jahr, die in der Vredener Gastronomie und im Einzelhandel landen würden“, rechnet Wilfried Schmitz vor.
Entsorgung in Zwillbrock könnte zum Problem werden
Konkret ins Auge gefasst haben sie den Platz neben der Rundsporthalle und den bereits vorhandenen Wohnmobilstellplatz in Zwillbrock. Der Standort in Vreden sei nah am Kult und an der Innenstadt, in Zwillbrock lockt natürlich das Naturschutzgebiet Urlauber an.
An jeder Parzelle wollen die Vredener eine Säule aufstellen. Darüber bekommen die Wohnmobilisten Strom und W-Lan. „Besonders wichtig ist auch eine Ver- und Entsorgung“, sagt Wilfried Schmitz. Irgendwo müssen die Wohnmobile ja mit frischem Wasser aufgefüllt und die Toilettentanks entleert werden.
In Zwillbrock könnte das zum Problem werden, denn dort gibt es keine Kanalisation und das Kanalnetz wäre dafür auch nicht ausgelegt. „Wir sind gerade mit Unternehmen in Gesprächen, um eine Lösung zu finden“, sagt Norbert Lansing. Möglich wäre zum Beispiel ein Tank, in den das Schmutzwasser und Exkremente aus den Wohnmobilen kommen und der dann regelmäßig geleert wird.
Sicherheitsstandards auf den Stellplätzen
Aber auch auf einen gewissen Luxus in Form von Ladestationen für E-Bikes oder Videoüberwachung legen die Gründer Wert. „Sicherheit ist ein ganz großes Thema. Wenn man schon mal auf einem dunklen Platz war und jemand um das Wohnmobil geschlichen ist, wird das extrem wichtig“, erzählt Norbert Lansing aus eigener Erfahrung.
Per App soll man in so einem Fall einen Notruf absetzen können – direkt mit konkreter Standortangabe. Außerdem sollen Urlauber über die App auch ein Licht an der Anschlusssäule anschalten können, um mögliche Kriminelle abzuschrecken.
Mehr Stellplätze in der Region sollen folgen
Die beiden Plätze in Vreden sollen für das noch junge Unternehmen Vorzeige-Projekte werden. Heißt: Mit den Vredener Beispielen wollen Norbert Lansing und Wilfried Schmitz an andere Kommunen herantreten. Das Ziel ist, dass es in ein bis zwei Jahren 15 bis 20 solcher Plätze im Münsterland gibt. „Dann könnten Urlauber auch feste Routen buchen, quer durch die Region. Überall würden sie gute Stellplätze finden. So etwas spricht sich in der Szene schnell rum“, sagt Wilfried Schmitz.
Dass zeitgleich ein privater Grundstückseigentümer in Zwillbrock ebenfalls einen Wohnmobilstellplatz beantragt hat, sehen die beiden nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil: „Wir können uns gut vorstellen, zusammen zu arbeiten“, sagt Norbert Lansing.
Nur eines wäre bei Umsetzung der Ideen nicht mehr möglich: kostenloses Parken mit Wohnmobil in Zwillbrock. „Aber das erwartet heute auch keiner mehr. Solche Plätze verschwinden gerade überall“, weiß Wilfried Schmitz. 5 bis 7 Euro würde eine Nacht in Zwillbrock etwa kosten, 10 bis 12 Euro wären es an der Rundsporthalle.
Verhandlungen mit der Stadt können nun beginnen
Von den Ideen zeigten sich Verwaltung und Ausschuss durchweg begeistert. Nur eine Frage blieb: Wie sieht es mit der Finanzierung aus? Die Grundstücke bleiben im Besitz der Stadt, stellte Fachbereichsleiter Joachim Hartmann klar. „Alles weitere ist Verhandlungssache.“
Norbert Lansing und Wilfried Schmitz wünschen sich, dass die Stadt die Pflasterarbeiten und Verlegung von Kabeln übernimmt. „Die komplette oberirdische Technik stellen wir“, sagt Norbert Lansing. Die Details sollen nun verhandelt werden. Davon unabhängig soll es aber schon jetzt losgehen, damit im Sommer die ersten Wohnmobilisten Vreden erkunden können.
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
