Sorgen um fehlende Mitglieder braucht sich der Verein Grün-Weiß Lünten nicht zu machen. Der Sport hält das Dorf zusammen. Dafür gibt es in unserem Ortsteil-Check viele Punkte.

Vreden

, 02.04.2019, 05:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Jeder zweite Lüntener ist Mitglied im Sportverein Grün-Weiß Lünten, genauer gesagt 53,5 Prozent. Vielleicht liegt das daran, dass es in dem Dorf mit 1373 Einwohnern kaum andere Beschäftigungsmöglichkeiten gibt, das muss auch Vereinsvorsitzender Norbert Hisker zugeben. „Aber ich hoffe natürlich, dass es an unserem Angebot liegt“, meint der 54-Jährige schmunzelnd.

Dass er auch damit richtig liegen könnte, zeigt unsere Online-Umfrage. Neun von zehn Punkten vergeben die Lüntener da in der Kategorie Sport. Grün-Weiß Lünten ist der einzige Sportverein im Dorf. „Wir sind ja kein reiner Fußballverein. Wir bieten auch Breitensport an“, räumt Norbert Hisker mit einem Irrglauben auf. Heißt: Von Gymnastik über Bauch-Beine-Po bis zum Mutter/Vater-Kind-Turnen können die Mitglieder in Lünten vieles ausprobieren. Dafür nutzt der Verein auch die Turnhalle an der Grundschule.

Das Angebot spricht viele verschiedene Personengruppen an, wie beim Blick auf die Mitgliederstruktur deutlich wird. Fast die Hälfte der insgesamt 735 Mitglieder ist weiblich, alle Altersgruppen von 0 bis 61+ sind ähnlich stark vertreten. Auch im Jugendbereich hat der Verein bislang keine Sorgen, meint Norbert Hisker. „Dass die Kinder und Jugendlichen heute länger zur Schule gehen müssen, wirkt sich natürlich auf die Trainingszeiten aus. Aber wir haben kein Mitgliederproblem.“

Dafür gibt es seiner Meinung nach vor allem drei Gründe. Erstens hat der Verein viele ältere Mitglieder, die schon seit der Jugend dabei sind und die einfach geblieben sind. Zweitens gibt es in dem Dorf kaum Konkurrenz. Lediglich den Spielmannszug nennt Norbert Hisker da. Der spreche aber eine andere Zielgruppe an. „Und drittens profitiert der Verein von der starken Dorfgemeinschaft“, sagt der 54-Jährige. Doch das gilt auch andersherum. „Wenn hier am Wochenende Spiele sind, dann ist das wie ein Dorftreff.“ Die Männer spielen oder schauen Fußball, die Frauen trinken gemeinsam Kaffee und die Kinder spielen im Sandkasten auf dem Gelände.

Das wurde noch positiv bewertet

Jugendliche: Sechs von zehn Punkten vergeben die Lüntener in der Kategorie Jugendliche. Das ist der höchste Wert von allen Vredener Ortsteilen. Auch in den Anmerkungen der Online-Umfrage wird deutlich, dass die Jugendlichen offenbar sehr gerne in Lünten wohnen. „Lünten ist einfach meine Heimat“, schreibt ein Teilnehmer (U25). Oder schlichtweg: „Lüüüüünten.“ Häufig schreiben die jungen Teilnehmer auch den Spruch: „Lünten ist eh am geilsten.“

„Es ist schwierig aus Lünten wegzuziehen, wenn man hier groß geworden ist“, weiß auch Norbert Hisker. Das liege vor allem daran, dass es in jeder Altersklasse in dem Dorf eine feste Clique gibt. Die Jugendlichen sind gemeinsam in Lünten in den Kindergarten und in die Grundschule gegangen. Da entstehen Freundschaften, später bilden sich Stammtische. „In unserer ersten Mannschaft sind allein 14 Spieler im selben Stammtisch“, sagt Norbert Hisker schmunzelnd. Viele der Jugendlichen wollen seiner Erfahrung nach auch deswegen gerne in dem Dorf bleiben.

Wohnen: Früher waren die Baugrundstücke knapp, erinnert sich Norbert Hisker. „In unserer Generation hatten viele Probleme. Das hat man dann auch bei den Mitgliederzahlen im Verein gesehen. Heute ist das zum Glück anders.“ Unter dem Titel Dorferweiterung hat die Stadt in den vergangenen Jahren in zwei Stufen neue Baugrundstücke ausgewiesen.

Viele junge Lüntener freuen sich, dass nun im Dorf bauen können.

Viele junge Lüntener freuen sich, dass nun im Dorf bauen können. © Victoria Thünte

„Da bauen vor allem Lüntener Jungs und Mädels“, weiß Norbert Hisker. Dass sich die Lage hier etwas entspannt hat, zeigt sich auch in der Online-Umfrage. Neun von zehn Punkten gibt es in dieser Kategorie. Das ist der höchste Wert von allen Vredener Ortsteilen und liegt zwei Punkte über dem Durchschnitt.

Das wurde negativ bewertet

Verkehrsanbindung: Ein großes Thema für die Lüntener ist der nicht vorhandene Radweg an der K18, der Verbindungsstraße zwischen Ammeloe und Lünten. „Der Radweg wurde schon vor Jahren versprochen, warum kommt er nicht?“, schreibt zum Beispiel ein Teilnehmer der Online-Umfrage. Tatsächlich gab es bereits 1997 zum ersten Mal einen Antrag an die Stadt, einen solchen Radweg zu bauen. Im Jahr 2013 haben die Bürger das Thema erneut aufgegriffen und einen neuen Antrag gestellt. Der Bauausschuss war sich einig, dass der Radweg nötig ist. Ein Förderantrag sollte gestellt werden.

Bislang scheitert das Vorhaben jedoch an den Verhandlungen zwischen Stadt und Grundstückseigentümern. Denn einige Landwirte müssten einen Teil ihres Grundstücks verkaufen, damit der Radweg realisiert werden kann. Zum aktuellen Stand der Gespräche möchte der Lüntener Ratsherr Winfried Schroer (CDU) nichts sagen. Nur so viel: „Das Thema lebt gerade wieder auf. Das ist ein Wunsch aller Beteiligten, dass der Radweg realisiert wird.“

Lünten in Zahlen

Lünten in Zahlen © Verena Hasken

Auch Norbert Hisker hat sich 2013 in einer Bürgerinitiative für das Thema eingesetzt: „Das wäre wirklich wichtig, dass der Radweg endlich kommt. Schließlich arbeiten die Sportvereine zusammen, genau wie die Kirchengemeinde.“ Er sieht aber beim Thema Verkehrsanbindung noch einen weiteren Knackpunkt: „Wenn man nicht selber mobil ist, hat man ein Problem.“ Das einzige öffentliche Verkehrsmittel, das das Dorf mit der Stadt Vreden verbindet, ist wie in allen Dörfern der Bürgerbus.

Kritisiert wird von den Umfrage-Teilnehmern außerdem, dass zu viele große Lkw durch den Ortskern fahren, obwohl das eigentlich verboten ist. Sie wünschen sich häufigere Kontrollen. Wegen dieser vielen Kritikpunkte gibt es nur drei von zehn Punkten in der Kategorie Verkehrsanbindung.

Nahversorgung: „Ein Lebensmittelgeschäft fehlt auf jeden Fall“, schreibt ein Teilnehmer. Nur sechs von zehn Punkten gibt es deswegen in der Kategorie Nahversorgung. Das sind zwei Punkte weniger als der Vredener Durchschnitt. Um die Kirche und den Dorfbrunnen herum gibt eine Sparkasse, eine Volksbank, zwei Kneipen, einen Elektriker, eine Salzgrotte und einen Bäcker.

Im Dorfkern fehlt den Lüntenern ein Lebensmittelgeschäft.

Im Dorfkern fehlt den Lüntenern ein Lebensmittelgeschäft. © Victoria Thünte

„Zum Glück gibt es den Bäcker, sonst hätten wir echt ein Problem“, findet Norbert Hisker. Er erinnert sich an Zeiten, wo es sogar vier Lebensmittelhändler im Dorf gab. 15 oder 20 Jahre ist es her, dass die Lüntener auch in einem Edeka im Dorf einkaufen konnten. „Aber trotzdem sind viele Lüntener nach Alstätte oder Vreden gefahren. Wir sind also vielleicht auch ein bisschen selber schuld“, meint Norbert Hisker. Trotzdem wünscht auch er sich einen kleinen Lebensmittelmarkt, um nicht für jede Kleinigkeit ins Auto steigen zu müssen.

Senioren: In dieser Kategorie kommen die zwei vorherigen Kritikpunkte zusammen. Sechs von zehn Punkten gibt es hier. „Wer nicht mehr selber Auto fahren kann oder Familie im Haus hat, hat es echt schwer“, meint Norbert Hisker. Eine Teilnehmerin schreibt deswegen auch: „Wir werden Lünten im Alter verlassen. Allein schon wegen der medizinischen Versorgung, Apotheken, Einkaufsmöglichkeiten. Es wird mit persönlich sehr leid tun, aber wir haben keine Kinder im Haus, und da ist alles schwierig.“

Blick in die Historie

Häuser rund um die Kapelle

Die neogotische Kirche von 1906/08 in Lünten nach dem Umbau und der Chorerweiterung von 1964/65

Die neogotische Kirche von 1906/08 in Lünten nach dem Umbau und der Chorerweiterung von 1964/65 © A. Esseling

  • Der Kern des heutigen Kirchdorfs Lünten ist bereits im Jahr 1756 entstanden. Damals wurde die erste Kapelle gebaut. Heute ist an dieser Stelle das Kriegerehrenmal. Um die Kapelle herum wurden 1895 einige Häuser errichtet.
  • 1906 wurde die Kapelle abgerissen. Eine neue Kirche wurde gebaut. Danach entwickelte sich Lünten allmählich zum Dorf.
  • Als 1964 die Kirche zu klein wurde, hat man diese um zwei Seitenschiffe erweitert.