
© Bastian Becker
Landmetzgerei Wesseler trotzt mit ihrer eigenen Schlachtung dem Trend
Eigene Schlachtung
Immer weniger Metzgereien schlachten noch selbst. Die Landmetzgerei Wesseler aus Vreden ist da eine Ausnahme. Strenge Auflagen machen kleinen Betrieben aber zunehmend das Leben schwer.
Jeden Freitag geht Bernd Wesseler, Inhaber der Landmetzgerei Wesseler, am frühen Morgen ins Schlachthaus. Zusammen mit vier Mitarbeitern werden in einem genau durchgetakteten Arbeitsablauf pro Woche 60 bis 70 Schweine geschlachtet. 30 bis 35 davon werden im eigenen Betrieb zu Fleisch und Wurst verarbeitet, der Rest sind Lohnschlachtungen für andere Metzgereien.
Die Metzgerei Wesseler ist eine der wenigen Metzgereien, die sich noch selbst um die Schlachtung kümmern. Denn es herrschen strenge Auflagen, die kleine Fleischbetriebe nicht immer gewährleisten können. „Morgens kommt der Tierarzt und macht eine Lebendbeschauung. Vorher darf kein Tier geschlachtet werden“, erzählt Bernd Wesseler.
Schweine kommen von umliegenden Höfen
Die Schweine, die ein halbes Jahr alt sind und von umliegenden Höfen aus Vreden und Stadtlohn kommen (zu den Hauptlieferanten zählt Bernd Wesselers Cousin), ruhen eine Nacht in einem Gehege auf dem Gelände der Metzgerei.
Mit einer Stromzange werden die Tiere betäubt und anschießend abgestochen. Durch das Ausbluten verlieren sie ihr Leben. „Die Zeit der Betäubungsdauer wird auf einem Stick festgehalten und vom Veterinäramt kontrolliert“, verrät Bernd Wesseler. So werde eine unsachgemäße Arbeitsweise vermieden.
Wesseler entscheidet sich gegen den Trend
Nach der Tötung werden die Tiere in einem Brühkessel gebrüht, enthäutet, mit Feuer geflammt, um die letzten Haare zu entfernen und geduscht. Nachdem die Schweine ausgenommen und in zwei Hälften geteilt worden sind, überprüft der Tierarzt sie noch einmal. Am nächsten Tag werden die Schweine zerlegt und für die Weiterverarbeitung vorbereitet. Die beim Schlachten entstehenden Abfälle, etwa 20 Prozent der Gesamtmasse, werden entsorgt.
„Viele kleine Betriebe trauen sich nicht mehr, selbst zu schlachten, die Auflagen sind zu hoch und es kostet viel Geld“, nennt Dietmar Pöppelbuß, Fleischermeister bei Wesseler, die Gründe, warum die eigene Schlachtung eine Ausnahme bleibt. Bernd Wesseler habe allerdings gegen den Trend im Jahr 2007 entschieden, ein neues Schlachthaus zu bauen, weil er darin eine Chance gesehen habe, sich abzuheben.
Suche nach Nachwuchs schwierig
„Wir legen großen Wert darauf, selbst zu schlachten“, betont Dietmar Pöppelbuß. Neben den Schweinen werden pro Woche auch sechs bis neun Rinder geschlachtet. Er ist sich sicher: „Ein Großteil der Kunden legt Wert auf die Herkunft der Tiere und eigene Schlachtung“.
Mit dem Metzgerberuf sei viel Arbeit verbunden. Deshalb müsse man viel Leidenschaft mitbringen. „Man muss darin aufgehen, das ist eine Berufung“, meint Dietmar Pöppelbuß dazu. Es sei insgesamt schwierig, Nachwuchskräfte zu finden.
Monopol der Großbetriebe kaum aufzuhalten
Somit werde die Zukunft für die kleine Vredener Metzgerei nicht einfach. „Wir müssen Personal finden. Ich gehe selber in 14 Jahren in Rente. Sonst könnten wir die letzte Generation in diesem Beruf sein“, sagt Dietmar Pöppelbuß deutlich. Wenn er sieht, wie sich die Abläufe in den großen Schlachtbetrieben darstellen, sagt er nur: „Dazu fällt mir nichts mehr ein.“
„Wenn die kleinen Firmen schließen, haben die großen ein Monopol“, befürchtet Dietmar Pöppelbuß, aber so werde es seiner Ansicht nach kommen. Dazu trage neben den Vorschriften von EU und Veterinäramt auch die Corona-Krise bei. So wird die eigene Schlachterei von Wesseler in Dömern künftig womöglich eine noch größere Ausnahme sein.
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