Kult oder einfach nur eine Kirmes? Eine nicht ganz ernst gemeinte Diskussion

Kult oder einfach nur eine Kirmes? Eine nicht ganz ernst gemeinte Diskussion
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Die Vredener Kirmes ist viel mehr als eine Kirmes. Das findet zumindest Victoria Garwer, stellvertretende Redaktionsleiterin und Vredener Kirmeskind. Redakteurin Carina Strauß sieht die Sache da manchmal etwas anders.

In der Redaktion sorgt die Kirmes und ihr Stellenwert tatsächlich immer wieder für Diskussionen – und das nicht nur in den Wochen vor der Veranstaltung. Victoria Garwer hat mit ganz viel Herz für die Kirmes fünf Punkte zusammengefasst, die den Kult-Faktor der Vredener Kirmes zeigen. Carina Strauß kommentiert mit dem Blick von außen und einem süffisanten Augenzwinkern.

Nummer 1: Begriffe, die nur auf der Kirmes Sinn ergeben

Ganz wichtig: Es heißt nicht die Kirmes, einfach nur Kirmes. Die Vredener Kirmes findet nicht statt, es ist Kirmes. Vor Kirmes, nach Kirmes, für Kirmes, auf Kirmes.

Hütchenstand, Hammans-Stand, Flying-Hirsch-Stand: Jedes Kirmeskind weiß genau, was damit gemeint ist. Sie sind absoluter Kult und es gibt sie nur auf der Vredener Kirmes. Der Pavillon mit dem aufgemalten Hut wird nur an diesem Wochenende aufgebaut und am Reisestudio Hammans wird normalerweise auch etwas anderes verkauft als Bier und Kurze.

Nicht-Kirmeskind: Hütchenstand? Da dachte ich zunächst an einen Stand, der Hüte verkauft. Logisch eigentlich, oder? Nein, jetzt weiß ich auch, dass das ganz was anderes ist. Interessant ist auch, dass jeder vor seinem Geschäft etwas ganz anderes verkaufen kann, als man es zu den restlichen 362 Tagen im Jahr macht. Ein bisschen Abwechslung muss ja auch mal sein.
Warum die Kirmes – ups, Entschuldigung, schon wieder passiert –, ich meine natürlich, warum Kirmes jetzt keinen Artikel mehr braucht, erschließt sich mir nicht. Aber ich bin ja anpassungsfähig.

Nummer 2: Feste Kirmes-Rituale

Egal ob ein Frühstück unter Freunden am Samstag, der Bummel mit Oma über den Krammarkt am Montag, der feste Platz fürs Feuerwerk-Gucken oder die immer gleichen Champignons vom immer gleichen Wagen am Sonntagabend: Wohl jedes Kirmeskind hat feste Rituale.

In den Tagen vorher wünscht man sich in Vreden „Schöne Kirmestage“, vor Kirmes sind Friseurtermine voll ausgebucht und es wird sogar für Kirmes eingekauft.

Nicht-Kirmeskind: Das klingt ein bisschen wie Weihnachten. Und ganz ehrlich? Wenn man frisch in Vreden ankommt, dann wird es den Neulingen auch so verkauft. Ja, Vredener Kirmes ist schön und alleine der Aufbau durchaus beeindruckend. Ist aber ein Send in Münster zum Beispiel auch. Ein weihnachtsartiges Gefühl kommt bei mir nicht auf. Aber dafür muss man vermutlich einfach mit Kirmes aufgewachsen sein.

Nummer 3: Es gibt eigenen Merchandise

Die Vredener Kirmes ist nicht einfach nur eine Kirmes, die man vielleicht mal besucht. Nein, fast jeder Vredener ist dort an allen drei Tagen anzutreffen. Es ist ein Festival mit Fahrgeschäften und Livemusik, aber mit Übernachten zu Hause.

Dementsprechend gibt es auch Festivalbändchen mit der Aufschrift „Kirmeskind“. Davon wird sogar jedes Jahr eine eigene Edition hergestellt. Die Buttons sind ebenso gefragt, wie die Kirmes-Herzen, die zur Eröffnung verteilt werden.

Nicht-Kirmeskind: Festival? Festivalbändchen? Vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass echte Vredenerinnen und Vredener mit einem solchen Bändchen genauso stolz rumlaufen, wie ich es mit dem Bändchen vom Konzert meiner Lieblingsband getan habe. Und es gibt doch bestimmt auch Sammler dieser „Unikate“?

Nummer 4: Die Kirmes ist immer präsent

Auch wenn die Vredener Kirmes nur an drei Tagen im Jahr stattfindet, ist das Thema an 365 Tagen präsent. Wenn zum Beispiel entschieden werden soll, ob in der Innenstadt etwas umgebaut wird, stellen die Politiker sicher die Frage: „Was bedeutet das für die Kirmes?“ Der Zeitraum für eine Straßensanierung in Innenstadt-Nähe wird, wenn möglich, an der Kirmes ausgerichtet.

Bereits Wochen vor der Veranstaltung wird im Rathaus eine Stellwand aufgestellt, an der die Fahrgeschäfte präsentiert werden. Sogar in Zeiten der Digitalisierung zieht sie noch immer zahlreiche Kinder an.

Nicht-Kirmeskind: Ob nun alles auf diese drei Tage ausgerichtet werden muss, sei mal dahingestellt. Schön finde ich aber, dass auch in Zeiten von Smartphone und Co. diese Stellwand noch eine so große Bedeutung hat. Das ist tatsächlich etwas, was ich vorher nie gesehen habe. Ich hoffe, diese Tradition bleibt den Kindern noch lange erhalten.

Nummer 5: Kirmes-Urlaub muss sein

Vreden hat eine eigene Zeitrechnung: vor und nach Kirmes. Und nach Kirmes ist Urlaubszeit. Als Vredener trägt man schon bei der Jahresplanung die Tage oder Wochen nach der Kirmes fest ein. Dass am Montag schulfrei ist, ist ein Fakt, der einfach gar nicht mehr hinterfragt wird.

Den Kirmes-Dienstag verbringen die meisten im Bett oder auf dem Sofa, wenn irgendwie möglich. Die ganze Stadt fährt kurz runter, bevor der Alltag wieder startet.

Nicht-Kirmeskind: Dass in Vreden in die Zeitrechnung in „vor“ und „nach“ Kirmes unterschieden wird, das habe ich schnell gemerkt. Und als jemand, der in der Woche „nach“ Kirmes Artikel über Vreden schreiben und dafür Leute erreichen und sprechen muss, kann ich sagen: Ja, es hat tatsächlich fast jeder Urlaub.