
© Victoria Garwer
Kleine, flauschige Baby-Flamingos bekommen Ringe und Nummern (mit Video)
Zwillbrocker Venn
Nachdem in den letzten Jahren kein Flamingo-Küken überlebt hat, gibt es in diesem Jahr einen Rekord. Die flauschigen Vögel im Zwillbrocker Venn wurden nun für eine besondere Aktion gefangen.
Sehr flauschig. Total weich, wie ein Daunenkissen mit ganz vielen kleinen Federn.“ So fühlt sich laut Beschreibung von Lisa Startmann ein Baby-Flamingo an. Die 21-Jährige ist eine von rund 70 Freiwilligen, die an diesem Donnerstag im Zwillbrocker Venn an der Beringungs-Aktion teilgenommen haben.

Lisa Startmann hat einen besonders kleinen Flamingo gefangen. © Victoria Garwer
Doch bevor die Ringe zur Wiedererkennung angebracht werden können, müssen die Freiwilligen die kleinen Vögel erst einmal fangen. In kleinen Gruppen schlüpfen die Helfer unter einem Maschendrahtzaun hindurch. Die Pflanzen werden immer größer und kratzen an den nackten Waden. Der Boden wird weicher und weicher, bis die Füße schließlich im Schlamm stecken bleiben und Wasser in die Schuhe fließt.
Wasser im See schützt Flamingo-Küken vor Fressfeinden
Doch immerhin ist dort Wasser. Denn nur deswegen konnten die Flamingo-Küken in diesem Jahr überleben. In den vergangenen Jahren war der See komplett ausgetrocknet, sodass Füchse auf die Insel gelangen konnten.
Langsam nähern sich die Freiwilligen dem Zaun mitten im See, der die Insel vor den Nesträubern schützt, und schließen die Öffnung. Die Flamingos haben die Eindringlinge längst entdeckt. Die erwachsenen Vögel schwingen sich in die Luft und lassen den Nachwuchs zurück.
„Wir warten auf die Kollegen, die von der anderen Seite kommen. Dann schließen wir den Kreis und machen ihn langsam enger“, brüllt Dr. Dietmar Ikemeyer, Leiter der Biologischen Station, seine Anweisungen über den See. Doch nicht alle in der Reihe hören auf ihn. Einige wenige laufen vor, sodass die Küken direkt zur Flucht übergehen.
Jetzt muss es schnell gehen. Eine Handvoll Helfer schließt schnell den Kreis um die kleinen grauen Vögel, kesselt die Gruppe ein und greift dann zu. Innerhalb weniger Sekunden sind alle Küken gefangen. „Tragt sie zur Insel“, ruft eine Mitarbeiterin der Biologischen Station.
Rekord-Jahr für die Flamingo-Küken
Lisa Startmann hat einen besonders kleinen Vogel auf dem Arm. „Der ist zwei oder drei Wochen alt, hat man mir gerade gesagt“, erzählt sie und streicht mit dem Daumen über die weichen Federn. „Wir haben in diesem Jahr eine große Altersspanne. Zwei Vögel waren schon so groß, dass sie weggeflogen sind, bevor wir sie fangen konnten. Drei sind so klein, dass wir sie noch gar nicht beringen können. Das jüngste Küken ist erst letzte Woche geschlüpft“, berichtet Dietmar Ikemeyer. Dieses Jahr sei ein Rekord-Jahr. 18 Küken sind geschlüpft, 13 davon wurden nun beringt.

Dieses Flamingo-Küken ist erst vor einer Woche geschlüpft und ist noch zu klein für einen Ring. © Victoria Garwer
Lisa Startmann stellt sich mit ihrem Flamingo in die Reihe und wartet darauf, dass die zwei Ringe angebracht werden. Die Zwillbrockerin hat einen Nebenjob bei der Biologischen Station und darf deswegen an der Aktion teilnehmen. Mit dabei sind weitere Interessierte aus Zwillbrock und aus den Niederlanden.
Für Marika, Lilith, Jonte und Hans ist es ein besonderes Ferienerlebnis. Sie kommen aus Ramsdorf und machen Urlaub in Zwillbrock. „Ein Huhn hab ich schon mal gefangen, aber einen Flamingo noch nie“, berichtet Marika ganz stolz, während sie das Küken im Arm hält. „Ich hätte nie gedacht, dass die so weich sind“, sagt Lilith und lächelt.
Zwei Ringe helfen den Experten beim Wiedererkennen der Flamingos
Überall werden Fotos und Videos gemacht. So nah kommt man den Vögeln ja sonst nie. Nach circa 20 Minuten haben die Experten an jedem Flamingo zwei Ringe angebracht. „Anhand der Ringe können wir die Flamingos ganz individuell nachverfolgen und wissen genau, wo sie zum Beispiel die Winterzeit verbringen und ob sie brüten“, sagt Dietmar Ikemeyer.

Dank der Ringe ist immer erkennbar, welche Flamingos im Zwillbrocker Venn geschlüpft sind. © Victoria Garwer
Die Helfer ohne Flamingo verlassen jetzt die Insel, damit die Küken ganz in Ruhe freigelassen werden können. Mit etwas tapsigen Schritten rennen sie los. Ein Küken aber fällt direkt wieder um. „Keine Sorge. Dem sind nur die Füße eingeschlafen. Der berappelt sich gleich wieder“, sagt ein Mitarbeiter der Biologischen Station, während die Freiwilligen sich auf den Rückweg machen.
Als wieder Ruhe ins Venn eingekehrt ist, kreisen auch die erwachsenen Flamingos schon wieder über dem See und kehren zu ihrem Nachwuchs zurück.
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
