Fast jedes Jahr verzeichnen die Kirchen deutschlandweit bei den Austrittszahlen neue Höchststände. Nicht so im beschaulichen Vreden - da traten im vergangenen Jahr deutlich weniger Menschen aus der Kirche aus als noch im Jahr 2022. Geht es jetzt wieder also wieder aufwärts für die Kirchengemeinde? Pfarrer Christoph Theberath scheint da optimistisch zu sein und hat auch eine Idee, wie die Kirche sich in Zukunft gestalten sollte.
Für die Neujahrsversammlung der St. Georg Kirchengemeinde hat der Pfarrer gemeinsam mit seinem Pfarreisteam eine ausführliche Übersicht der vergangenen Jahre seit 2007 zusammengestellt. Warum gerade dieser Zeitraum? „Damals wurden die kleineren Pfarreien um Vreden herum zu einer großen zusammengelegt“, erklärt Christoph Theberath. „Nun wollten wir uns eine Übersicht der Entwicklung dieser neuen Gemeinde verschaffen.“
Missbrauch sorgt für Austritte
Gerade in Sachen Kirchenaustritte spricht diese Statistik eine eindeutige Sprache. Während 2007 bloß 21 Menschen in Vreden aus der katholischen Kirche ausgetreten sind, waren es im Jahr 2015 bereits 61 Menschen und 2021 waren es sogar 198. Diese Entwicklung gipfelt in den 351 Austritten des Jahres 2022. „Die Ursache für diesen Anstieg war mit Sicherheit das zu diesem Zeitpunkt veröffentlichte Missbrauchsgutachtens des Bistums Münster“, räumt Christoph Theberath ein.
Im vergangenen Jahr schien sich dieser Trend allerdings nicht fortzusetzen. Ganz im Gegenteil, mit 178 ausgetretenen Gemeindemitgliedern lag es sogar unter dem Wert von 2021. „Ich glaube, dass viele Menschen erkannt haben, wie wenig die Gemeinde und Seelsorge vor Ort mit den Verfehlungen der übergeordneten Kirche zu tun hat“, mutmaßt Theberath über die Ursache für den positiven Trend.
Zusätzlich falle dem Vredener Pfarrer auf, dass sich weder bei den Taufzahlen noch bei den Firmungen, Erstkommunionen oder Trauungen ein negativer Trend abzeichnet. „Daran merkt man, dass wir in den Leben der Menschen schon noch eine sehr wichtige Rolle spielen“, so Theberath. Um diese Rolle in Zukunft nicht abzugeben, müsse sich die Gemeinde aber auch verändern.
„Geh-Hin-Kirche“
„Denn die Menschen, die Sonntagsmorgens die Messe besuchen, werden langsam weniger“, fügt Christoph Theberath hinzu. Aktuell seien das durchschnittlich rund 665 Besucher pro Sonntag. „Wir müssen also aus der Kirche raus“, betont der Pfarrer. „Wir müssen von einer Komm-Her-Kirche‘ zu einer ‚Geh-Hin-Kirche‘ werden.“
Damit meint der Vredener, dass sich die Leben vieler Menschen stark verändert hat und dadurch Glaube und Seelsorge nicht mehr ausschließlich im Gebäude Kirche stattfinden könne. „Deshalb möchten wir in Zukunft versuchen, mehr im Alltag auf die Menschen zuzugehen“, hält er abschließend fest.