Leise rollt das Saubermobil vom Hof des Vereins „Mit Hand und Herz“ in Großemast. Die Ehrenamtlichen sind zu 100 Prozent elektrisch unterwegs. Das kleine Mobil bietet zwar nicht viel Platz und die Servolenkung wird unsere Reporterin später noch das ein oder andere Mal vermissen – aber ansonsten ist alles an Komfort dabei, was in einem „normalen“ Fahrzeug auch geboten wird.
Seit eineinhalb Jahren ist das Saubermobil in Vreden und den Kirchdörfern unterwegs. Mit Erfolg: „Wir werden oft angesprochen, viele sind neugierig und fragen, was wir da machen“, berichtet Andreas Völkering, der das Projekt zusammen mit Hans-Werner Seebach ins Leben gerufen hat.
Und das war auch von Beginn an eines der Ziele: das Bewusstsein für eine „saubere“ attraktive Innenstadt zu schärfen, mit den Leuten in Kontakt zu kommen.

Am Freitag geht es mit dem kleinen Elektroflitzer zunächst in Richtung Berkelsee. Der Vorteil: Durch eine Sondergenehmigung darf das kleine Mobil überall fahren. Natürlich immer rücksichtsvoll – und ohne Servolenkung wird auch noch sportlich etwas getan in den engeren Kurven.
Trotz des schönen Wetters begegnen uns nur wenige Spaziergänger. Aber diejenigen, die wir treffen, scheinen das Mobil schon zu kennen: Es wird freundlich gegrüßt und gewunken. Wir fahren einmal um den See herum, aber viel Müll liegt nicht an den Wegesrändern. Lediglich eine Brottüte landet im Eimer auf der Ladefläche.
Kühlschrank und Grillfleisch
Für uns gibt es am Freitagmorgen insgesamt wenig zu sammeln, auch in der Innenstadt. Eher ungewöhnlich, meint Andreas Völkering. Dass es auch anders aussehen kann, wird am Bauhof deutlich. Hier dürfen die Ehrenamtlichen jederzeit den Müll, den sie eingesammelt haben, abliefern.
Und die Ausbeute des Donnerstags ist erschreckend. In dem Container liegt Kinderspielzeug, große Plastiktüten, Hundekotbeutel, Eisbecher, Glasflaschen, diverser anderer Müll und sogar eine Autoglasscheibe. Ein Stück weiter steht ein Kühlschrank: Auch den haben die Ehrenamtlichen eingesammelt.

Andreas Völkerings kuriosester Fund? „Da lag eine riesige weiße Tüte in der Natur. Ein Anwohner hatte berichtet, dass seine Hunde dort immer rangehen wollen. Es stellte sich heraus, dass die Tüte voll mit vergammeltem Grillfleisch war.“ Keine angenehme Erfahrung. Auch heute noch kann der Rentner darüber nur den Kopf schütteln.
Das Projekt „Saubermobil“ sei 2022 sehr gut angelaufen, berichtet Andreas Völkering. Doch nun schlafe es leider ein. Zum einen wünscht sich der Vredener, dass wieder mehr Schulen und Kindergärten mitmachen. „Wir kommen dann mit dem Saubermobil einen ganzen Tag zu der Einrichtung und sammeln zusammen mit den Kindern Müll und sortieren ihn auch.“
Doch es fehlen auch Freiwillige, die mit dem Saubermobil losfahren, um Müll zu sammeln. Derzeit habe man drei Tage fest vergeben, ansonsten werde es schwierig. Ziel ist es, an sieben Tagen in der Woche für etwa zwei Stunden mit dem Saubermobil unterwegs zu sein, Präsenz zu zeigen, auch um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sich Müll nicht von alleine wegmacht.

Wer mitmachen möchte, für den gibt es eigentlich nur eine Voraussetzung: ein Führerschein. Immerhin schafft das Saubermobil 80 km/h und mit einer Ladung etwa 100 Kilometer Reichweite. Falls doch mal der Saft ausgeht, kann das Mobil an jeder einfachen Steckdose geladen werden.
Kinderwagen abgestellt
Dann wird Andreas Völkering am Freitag doch noch fündig. An einem Glascontainer ist ein großer Pappkarton abgestellt worden. Gerade an den Glascontainern findet sich immer wieder illegal entsorgter Müll. Diese Müllentsorgung war es auch, die für ihn einst den Anstoß zu dem Projekt gab.
Dass Pappkartons nicht das Einzige sind, was an solchen Containern stehen bleibt, zeigt sich außerdem in der Innenstadt: Hier steht ein alter Kinderwagen. Und das wohl schon seit einigen Tagen. „Wenn der Montag hier noch steht, nehmen wir den mit“, so Andreas Völkering. Für uns geht es zunächst ohne Kinderwagen zurück zum Verein „Mit Hand und Herz“ nach Großemast.

Der Verein Mit Hand und Herz sucht Ehrenamtliche für das Saubermobil, vor allem auch für das Wochenende. Jeder und jede, der oder die einen Führerschein hat, kann helfen. Die Versicherung läuft über den Verein. Auch eine kostenlose Aufnahme in den Verein „Mit Hand und Herz“ ist möglich.
Die Verantwortlichen planen für alle, die sich vorstellen können, für das Saubermobil aktiv zu werden, einen Infotermin am 4. August, 14 Uhr, am Vereinsstandort Großemast 28 in Vreden.
Interessenten können sich auch direkt bei Andreas Völkering 0157/73854362 oder per Mail unter saubermobil@mithandundherz-vreden.de melden.
Mit Video: Das Saubermobil bringt mehr als Sauberkeit nach Vreden