Für Kai Macionga hätte es Ende 2021 nicht besser laufen können. Schon mit 18 Jahren ist für ihn klar: Er will irgendwann hauptberuflich als Sänger auf einer Bühne stehen, am liebsten in einem Musical. Im August hat er dann seinen ersten Auftritt bei einer Show von Gerrit Hericks, einem Vredener Musicaldarsteller – doch dann kam die Pandemie.
Denn eigentlich war er noch für ein zweites Konzert von Gerrit Hericks geplant, das musste jedoch erstmal abgesagt werden. Doch Kai Macionga lässt sich davon nicht unterkriegen. „Ich habe online nach weiteren Möglichkeiten gesucht, mich musikalisch einzubringen und bin dann auf die Freilichtbühne Coesfeld gestoßen“, erzählt er auf Nachfrage der Redaktion am Telefon.
Dort findet er wieder „einen Weg zur Bühne“. Im Abendmusical „Eine Hochzeit zum Verlieben“ spielt er die Saison über eine Nebenrolle. Es ist ein nächster Schritt in die Richtung, seinen Traumberuf als Musicaldarsteller wahr werden zu lassen.
Aber der damals 19-Jährige geht noch weiter. Er will eine Ausbildung zum Musicaldarsteller anfangen, doch das ist leichter gesagt als getan. „In Deutschland gibt es nur eine handvoll freie Plätze, man muss also entweder ein Ausnahmetalent sein oder sehr viel Geld in die Hand nehmen“, scherzt Kai Macionga.
Eignungsprüfung bestanden
Dabei sah es am Anfang so aus, als wäre diese Hürde überwunden. Schließlich besteht der Vredener die Eignungsprüfung in Münster. Die braucht er für das Studium, das bezieht sich allerdings nicht auf Musicals, sondern auf Popmusik allgemein, „auch eine schöne Richtung“, findet Kai Macionga.
Schnell folgt dann aber die Enttäuschung. „Wenn du die Eignungsprüfung bestehst, heißt es nicht, dass du auch einen Platz bekommst. So war es bei mir und das hat mich natürlich total frustriert“, erinnert sich der heute 22-Jährige zurück.
Einstieg als freier Musiker
Aber diese Ablehnung in Münster wirft ihn in seinem Vorhaben, Berufsmusiker zu werden, nicht zurück, im Gegenteil. „Ich habe mich gefragt, warum stoppt mich ein Studium davor, Musiker zu sein?“, so Kai Macionga.
Deswegen entschließt er sich im April vergangenen Jahres, sich als freiberuflicher Musiker eintragen zu lassen, und zusammen mit Ehmi Hintemann, einer Freundin, gründet er „Eventvocals“.
Beide kann man im Kreis Borken und Münster für Veranstaltungen buchen. „Wir haben schon auf einigen Hochzeiten gesungen und in einem Einkaufszentrum in Lingen. Im November kann man uns auch bei ‚Vreden singt‘ hören“, erzählt der 22-Jährige.
Beruflich beginnt Kai Macionga erst Mathematik, Musik und Deutsch auf Grundschullehramt in Münster zu studieren. Wenig später wechselt er seinen Studiengang aber nochmal auf den Zwei-Fach-Bachelor Musik und Niederländisch, „Ich wollte einfach mehr Musik machen“, begründet er diese Entscheidung.

Nebenbei geht das Engagment des Vredeners weiter. Seit 2023 ist der Teil von „WhatASound“, einem Münsteraner Musikensemble, das Konzeptkonzerte aus verschiedenen Musicals erarbeitet und aufführt – das nächste zum Thema „Arbeit“.
Wie geht es weiter?
An erster Stelle steht für Kai Macionga erstmal sein Studium und zusätzlich weiter Musik zu machen – „Klein denken, groß hoffen“, wie er selbst sagt. Er hat schon eigene Lieder geschrieben und könnte sich vorstellen, diese irgendwann in der Zukunft zu veröffentlichen
Nach dem Studium wäre es für ihn eine Option, Gesangslehrer zu werden, oder in die Bandarbeit einzusteigen oder doch nochmal eine Bewerbung für ein Musikstudium zu wagen. Fest steht für ihn weiterhin, er will eines Tages von der Musik leben können.

Es ist ein Wunsch, der ihn noch immer auf seinem Weg begleitet und in manchen Momenten nochmal zusätzlich bestätigt. Einer davon war die Beerdigung seines Opas, auf der er gesungen hat. „Als ich da stand und gesungen habe, habe ist mir bewusst geworden, wie verbunden ich mit der Musik bin – und dass ich genau das immer machen will.“