Die Förderung von Grundwasser durch die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW) sorgt in Vreden erneut für Diskussionen. Land- und Forstwirt Bernhard Wolfering aus Köckelwick beobachtet seit Jahren für ihn besorgniserregende Entwicklungen auf seinem Hof. Trotz regenreicher Winter und nasser Jahre nach den Dürreperioden 2018 bis 2022 sinkt der Grundwasserspiegel weiter. Er sieht darin einen klaren Zusammenhang mit der Wasserentnahme durch die SGW – mit spürbaren Folgen für seine Bäume und seinen wirtschaftlichen Schaden.
Schäden trotz Regen
„Die Bäume sind durch die Trockenjahre bereits geschädigt worden. Man sagte uns immer, sie würden sich erholen – aber das tun sie nicht“, erklärt Wolfering. Beim Fällen einiger Eichen zeigte sich deutlich: Die Stämme sind unten bereits morsch, was den Holzverkaufswert erheblich mindere. „Bei meinen 70 Festmetern Eichenholz ist das ein Vermögensschaden von rund 5000 Euro“, so der Waldbauer. Besonders unverständlich für ihn: Trotz ausreichender Niederschläge ist der Grundwasserspiegel gleich geblieben. „Ich messe bei mir vor Ort regelmäßig den Stand – und da hat sich in den vergangenen Jahren kaum etwas getan. Dabei hätte es mehr werden müssen.“
Früher lag der Grundwasserspiegel in der Region laut Wolfering bei etwa zwei Metern unter der Oberfläche – mittlerweile sind es bis zu fünf Meter. Er ist überzeugt: „Das kann nur mit der SGW zusammenhängen.“ Besonders kritisch sieht er den neuen, 140 Meter tiefen Brunnen der SGW, der seit Sommer 2023 in Betrieb ist.
BI will Begrenzung
Auch Elisabeth Schwering, Vorsitzende der Bürgerinitiative Grundwasser Vreden, ist alarmiert: „Wir müssen die wertvolle Ressource Süßwasser in Vreden schützen. Es ist ein Schatz, den wir nicht einfach der Industrie überlassen dürfen.“
Seit den 1970er Jahren pumpt die SGW jährlich bis zu sieben Millionen Kubikmeter Grundwasser ab, um damit unterirdische Salzkavernen in Epe zu spülen. Die Bürgerinitiative fordert dringend eine Reduzierung der Entnahmemenge. „Am besten wäre natürlich, wenn gar nicht mehr gepumpt würde, aber realistisch wäre zumindest eine Begrenzung. Außerdem sind Genehmigungszeiträume von 24 Jahren unter den Bedingungen des Klimawandels viel zu lang“, kritisiert Schwering.
Die SGW streitet weiter ab, dass sich ihre Wasserentnahme auch auf die Bäume auf Wolferings Hof auswirkt. Er liege nicht in dem Einflussradius (Trichter), den das Gutachten der Gesellschaft festgestellt hat. Die SGW verweise bloß auf das von ihnen in Auftrag gegebene und der Politik vorgestellte Gutachten und ihre weiterhin laufende Fördergenehmigung.
Doch dieses Gutachten stellt die Lokalpolitik infrage. Denn im vergangenen Jahr ließ die Stadt Vreden ein externes, sogenanntes hydrogeologisches Gutachten durch Joachim Steinrücke erstellen. Damit sollten die Auswirkungen der Grundwasserentnahmen durch die SGW auf die Grundwasserverhältnisse im Stadtgebiet und darüber untersucht werden, insbesondere auf das Zwillbrocker Venn und die Naturschutzgebiete „Lüntener Fischteiche“ und „Schwattet Gatt“.
Bleibt SGW bei ihrer Position?
Das Ergebnis des Gutachters Joachim Steinrücke: Die Entnahmen beeinflussen den Wasserhaushalt „signifikant“. Um rund einen halben Meter sei der Grundwasserstand nach dem Start der Entnahmen 1971 an den direkt betroffenen Messpunkten gesunken. Außerdem werde das Wasserrecht der SGW derzeit nur zu etwa 50 Prozent genutzt. Eine vollständige Ausnutzung hätte wohl deutlich größere Auswirkungen. Doch aufgrund der noch laufenden Genehmigung und der Widerrede im Gutachten der SGW bleibt die Politik vorerst handlungsunfähig.
Und doch: Ob sich an der derzeitigen Förderpraxis etwas ändert, bleibt fraglich. Doch für Bernhard Wolfering, Elisabeth Schwering und die Bürgerinitiative steht fest: Der Kampf um den Schutz des Grundwassers in Vreden muss weitergehen.

