In Deutschland stieg die sogenannte neu gemeldete PV-Leistung 2022 und 2023 zwar insgesamt um 25 Prozent, im Bereich der Gewerbeimmobilien brach der Ausbau dagegen um 31 Prozent ein. Und das trotz der Erleichterungen, die durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Betreiber eingeführt wurden. Ein wesentlicher Grund für die Stagnation ist häufig eine nicht ausreichende Netzinfrastruktur vor Ort. Das Problem kennt auch Guido Klein-Menting von KLM-Transporte.
Im Vredener Industriegebiet Gaxel plant der Unternehmer schon seit langem eine große Erweiterung seines Firmensitzes. Nach 14-monatiger Bauzeit konnte die Firma Mitte März in die neuen Räumlichkeiten einziehen. Diese umfassen ein Gelände von insgesamt 21.000 Quadratmetern, von denen rund 4000 Quadratmeter das neue Lager einnimmt.
Zusätzlich sollen neben einem neuen Bürogebäude in Zukunft auch eine öffentliche Werkstatt für Reifenservice, eine DEKRA-Teststelle und eine Waschstaße in Betrieb genommen werden - ein Riesenprojekt.
„Es gibt keinen Strom“
Doch das Problem: Für all diese Dinge gibt es gar keinen Strom. „Die Kapazitäten des Netzes hier vor Ort reichen einfach nicht aus“, erklärt der Geschäftsführer Guido Klein-Menting. „Bis auf das Bürogebäude läuft bisher noch nichts. Wenn wir eine neue Maschine an den Strom anschließen, müssen wir jedes Mal befürchten, dass uns die Sicherungen herausfliegen.“
Für die Waschstraße wollte das Unternehmen vor allem Wasser aus einer Zisterne nutzen. Doch diese läuft ebenfalls nur mit Strom. Aus der Not heraus kaufte Klein-Menting nun einen Dieselgenerator, um zumindest vorübergehend etwas mehr Stabilität zu schaffen. „Nachhaltig ist das natürlich nicht“, das weiß auch der Vredener Unternehmer, der seinen neuen Standort primär auf erneuerbare Energien ausgelegt hat.
Keine erneuerbaren Energien
„Wir haben auf unserem gesamten Lagerdach eine Photovoltaikanlage installiert“, betont Guido Klein-Menting. „Einspeisen können wir davon aber nichts.“ Schon vor einigen Monaten war die Firma KLM-Transporte den ersten Schritt in diese Richtung gegangen. Das Unternehmen nahm im Rahmen seines Pilotprojekts den ersten vollelektrischen Lkw in ihre Fuhrpark-Flotte auf. Davon sollen noch mehrere folgen. „Aber wo laden?“, fragt sich Klein-Menting entrüstet.
Lokalwerke arbeiten am Problem
Den Lokalwerken, die sich um die Netzinfrastruktur in Vreden kümmern, ist die Problematik bewusst. „In der Regel verbrauchen Produktions- und Fertigungsfirmen mehr Strom als Einzelhandelsgeschäfte oder Bürogebäude“, heißt es auf Nachfrage der Redaktion. „Dennoch ist in Vreden ein klarer Trend zur Förderung der Energiewende erkennbar. [...] Die Unternehmen setzen verstärkt auf E-Mobilität und den Ausbau von Photovoltaikanlagen. Unsere Herausforderung besteht darin, flexibel auf die raschen Änderungen in der Gesetzgebung und die Anforderungen an die zukünftige Entwicklung des Stromnetzes zu reagieren.“
Aus diesem Grund seien die Lokalwerke bereits in der Vergangenheit damit beschäftigt gewesen, das Netz in Vreden weiter auszubauen. In den vergangenen fünf Jahren sind laut Angaben der Lokalwerke in Vreden und seinen Kirchdörfern insgesamt 21 Ortsnetzstationen zur Verdichtung des Stromnetzes und 15 kundeneigene Stationen errichtet worden. Im Mittelspannungsnetz wurden außerdem 9,377 Kilometer und im Niederspannungsnetz rund 28 Kilometer gebaut.
