Großbrand, Schneechaos, Regionale 40 Jahre Vreden, 40 Jahre mit Jürgen Buckting

Großbrand, Schneechaos, Regionale: 40 Jahre mit Jürgen Buckting
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Kämmerer Jürgen Buckting (63) kann man wohl als ein „Urgestein“ der Vredener Stadtverwaltung bezeichnen. Nachdem er auf dem zweiten Bildungsweg sein Fachabitur und auch das allgemeine Abitur nachgeholt hatte, trat er 1982 sein duales Studium an – den praktischen Teil absolvierte er damals schon bei der Stadt Vreden.

Am Mittwoch wurde er in der Ratssitzung feierlich verabschiedet. Aber nicht bevor er das letzte Mal den von ihm vorbereiteten Haushalt 2023 vorstellen durfte. Nicht nur Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp lobte Buckting für sein Engagement und seine Loyalität.

Auch die Fraktionsvorsitzenden brachten ihre Wertschätzung gegenüber dem „dritten Mann“ (nach Bürgermeister und Erstem Beigeordneten) zum Ausdruck. „Die Ergebnisse der von dir aufgestellten Haushalte waren so gut wie immer besser als die vorherigen Prognosen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das Zufall oder Buckting-Taktik war“, meinte etwa Reinhard Laurich (SPD) scherzhaft.

Zahlen waren immer sein „Ding“

Zahlen seien schon immer sein Ding gewesen, sagt Buckting über sich selbst. „Und was man gerne macht, macht man in der Regel auch gut.“ Gestartet ist er damals bei der Stadt Vreden allerdings ganz woanders. Seine erste Station war das Kultur- und Sportamt. Zusammen mit seinen Kollegen baute er die erste Denkmalliste auf, „die ging damals erstmals auf die Kommunen über“.

1987 übernahm Jürgen Buckting die Leitung und Organisation der letzten „analogen“ Volkszählung. Es folgten Stationen bei der Stadtkasse und im Liegenschaftsamt.

Zehn Jahre leitete der gebürtige Vredener außerdem das Ordnungsamt. „Das war sicherlich eine prägende Zeit. Es war eine gute Erfahrung und solche neuen Erfahrungen mit vielen Bürgerkontakten bringen einen sicherlich auch menschlich weiter.“

In seine Zeit beim Ordnungsamt fielen unter anderem der Großbrand bei der Firma Terbrack 1997 und das Schneechaos 2005. Während Buckting bei dem Großbrand noch relativ wenig involviert war, sah das 2005 schon anders aus: „Da war ich quasi fast eine Woche lang in der Feuerwache, nur kurz zum Schlafen zu Hause.“ Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen, Feuerwehr und THW organisierte er die Einsätze. „Man funktioniert im Prinzip nur und versucht, die Dinge zu regeln, die notwendig sind.“ Ein Ablaufplan für solch eine Lage? Damals Fehlanzeige. „Es war Learning by Doing, anders ging es nicht.“

Regionale begleitet

Später ging es dann wieder zurück in die Finanzabteilung, Buckting wurde Stellvertreter des Kämmerers. Nachdem sein Vorgänger ausschied, übte Buckting das Amt ein Jahr kommissarisch aus und wurde 2016 dann offiziell als Kämmerer bestellt.

Projekte, die er begleitet hat, gab es viele. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm die Bewerbung für die Regionale, für die man dann auch den Zuschlag bekommen hat und die in der Realisierung des Kult in Zusammenarbeit mit dem Kreis Borken endete. „Da hingen natürlich auch viele finanzielle Dinge dran.“

Schneechaos 2005
Beim Schneechaos 2005 organisierte Jürgen Buckting als Leiter des Ordnungsamtes zusammen mit Feuerwehr und THW die Einsätze. © Hubert Stroetmann (Archiv)

In jüngerer Vergangenheit war es dann der Umbau des Freibades, der den Kämmerer viel beschäftigte. Daneben gehörte vor allem auch die Generierung von Fördermitteln aus der Städtebauförderung und anderen Programmen in das Aufgabenfeld von Jürgen Buckting. Leuchtturmprojekte waren für ihn der Busbahnhof und der Jugendcampus mit 90-prozentiger Förderung.

Und das alles vor dem Hintergrund der Herausforderungen, die sich rundherum ergaben. „Da waren die Finanzkrisen, bei denen man nie wusste, wie es weitergeht. Teilweise haben wir uns aber recht schnell davon erholt, das konnte man so nicht erwarten.“

Finanzen „im Griff behalten“

Die letzten Amtsjahre des Kämmerers wurden dann natürlich durch die Coronakrise geprägt. Generell gehöre es zu seinen Aufgaben als Kämmerer, trotz allem die Finanzen im Griff zu behalten. „Ich glaube durch meine vorsichtige Art, das Ganze einzuschätzen, ist mir das in den Jahren auch ganz gut gelungen.“

In besonders guter Erinnerung wird Buckting die Kollegialität in der Stadtverwaltung behalten. „Die ist hier schon außergewöhnlich gut. Es war mir auch als Vorgesetzter sehr wichtig, die Kollegen immer mitzunehmen und einzubeziehen, damit man auch im Team gut zusammenarbeiten kann.“ Denn: „Die Leitung einer Abteilung ist nur so stark wie das Team, das dahinter steht.“ Als Personalratsvorsitzender hat sich Buckting zudem 10 Jahre für die Belange seiner Kolleginnen und Kollegen eingesetzt.

Nachfolgerin keine Unbekannte

Nun wird Gabriele Terhalle das Amt der Kämmerin übernehmen. Sie konnte sich in den vergangenen Wochen schon einarbeiten. Und eine Unbekannte ist sie auch nicht. Sie arbeitete bereits als Leiterin der Stadtkasse und zuletzt leitete sie das Schul-, Sport- und Kulturamt. „Wir haben schon Hand in Hand gearbeitet. Sie kommt aus dem Haus, weiß, wie das System funktioniert“, freut sich Buckting über die Nachfolgerin.

Symbolisch übergab Jürgen Buckting den Staffelstab an Gabriele Terhalle.
Symbolisch übergab Jürgen Buckting den Staffelstab an Gabriele Terhalle. © Carina Strauss

Doch was macht der 63-Jährige jetzt mit seiner freien Zeit? „Dinge, die bislang zu kurz gekommen sind, rücken stärker in den Fokus.“ Jürgen Buckting möchte mehr Zeit mit seiner Familie verbringen, besonders auch mit den Enkelkindern. Und gemeinsam mit seiner Frau will er die Radwege in Deutschland erkunden. „Das Schöne am Ruhestand ist ja, dass man auch mal spontan losziehen kann, wenn das Wetter schön ist.“