Das Gemeindezentrum Vreden der evangelischen Kirchengemeinde Oeding-Stadtlohn-Vreden soll aufgegeben werden. Das beschloss das Presbyterium Ende Oktober. Nun wurden weitere Details bekannt. „Wir trennen uns nicht von den Standorten“, stellt Pfarrer Klaus Noack vorweg klar. Auch das Kirchengebäude in Weseke soll aufgegeben werden.
Bereits im Sommer des vergangenen Jahres kam der Kirchenkreis auf die Gemeinde zu für ein sogenanntes Finanzkraftampelgespräch. Der Tenor: Die Ampel steht schon auf Rot. „Unternehmen wir nichts, rutschen wir in den nächsten Jahren tief in die roten Zahlen“, so Noack. Die Gemeinde wäre handlungsunfähig.
Ein Problem sind die Gebäude der Gemeinde. In dem Gespräch mit dem Kirchenkreis sei darauf aufmerksam gemacht worden: „Was wir für unsere Gebäude ausgeben, ist zu viel.“ Vor allem auch im Vergleich zu dem, was dann noch für das Personal übrig bleibt.
Also gab man eine Gebäudestrukturanalyse in Auftrag, die nicht nur den Zustand der Gebäude miteinbezog, sondern auch den künftigen Bedarf und die Finanzprognose. Das Ergebnis: Eigentlich würde eine Kirche mit 100 Plätzen und ein Gemeindehaus reichen. „Aber wir sind eine Flächengemeinde mit einer Fläche von rund 300 Quadratkilometern“, erklärt Noack. Es ergeben sich teils beträchtliche Entfernungen zwischen den Standorten.
Suche nach Lösungen
Und so sollen die Johannes-Kirche in Oeding samt Gemeindehaus und -büro sowie die Paulus-Kirche in Stadtlohn mit Gemeindezentrum erhalten bleiben. Die Matthäus-Kirche in Weseke und das Gemeindezentrum Vreden sollen dagegen von der Gemeinde aufgegeben werden.
„Das heißt aber nicht, dass wir das Gemeindeleben, die Gottesdienste und Veranstaltungen in Weseke und Vreden aufgeben“, betont Pfarrer Klaus Noack. „Wir brauchen nur andere Lösungen.“ Die Suche nach solchen Lösungen habe nun begonnen.

„Die Wunschlösung wäre, dass das Gebäude, so wie es ist, erhalten bleibt und von jemandem übernommen wird, der es als Kirche wertschätzt.“ Eine, wie Noack selbst zugibt, unwahrscheinliche Lösung. Aber: „Wir haben dieses Wunder bereits erlebt.“ Nämlich bei der Kirche in Burlo. Auch diese musste aufgegeben werden, wurde aber von der Assyrischen Kirche des Ostens übernommen und erhalten und die evangelische Gemeinde darf dort als Gast Gottesdienste abhalten. „Das war ein Glückstreffer“, so Presbyter und Kirchenmeister Wolfgang Hops. Dennoch sei es nicht unmöglich.
Alternative Möglichkeiten wären ein Trägerverein oder eine Genossenschaft, die das Gebäude erhält, oder aber ein sozialer Träger, der das Grundstück im sozialen Sinne bebaut und einen kleinen Gottesdienstraum einrichtet. „Für größere Gottesdienste können wir dann die Gastfreundschaft der katholischen Kirche in Anspruch nehmen“, so Noack. Bereits von zwei Seiten habe er schon „spontane, herzliche Einladungen“ dazu bekommen.
Sollte all das nicht klappen, müssten kommerzielle Träger angesprochen werden. Der Plan ist, das Grundstück in Erbpacht zu vergeben.

Entsetzen und Trauer
Doch wie reagierten eigentlich die Gemeindeglieder auf die Neuigkeiten? Immerhin hat die Gemeinde in Vreden rund 1600 Mitglieder, in Weseke rund 400, wobei in beiden Orten nur ein Bruchteil der Mitglieder auch aktiv am Gemeindeleben mitwirkt. Während Presbyterin Andrea Saward von vielen traurigen und entsetzten Reaktionen in Weseke berichtet, habe sich in Vreden der Blick bereits nach vorne gerichtet, so Klaus Noack. „Die Bezirksversammlung war sehr davon geprägt, mitzudenken und Lösungen zu finden.“
Aber wird der Verkauf der Gebäude ausreichen, um die finanzielle Lage signifikant zu verbessern, die Ampel von Rot auf Gelb zu stellen? „Nein“, sagt der Pfarrer deutlich. Aber: Das sei eine Prognose. Man müsse zwar in die Zukunft denken, aber Verlässlichkeit habe man nur mit Blick auf die nächsten zwei Jahre. Veränderungen im positiven Sinne sind also nicht ausgeschlossen.