Am Eingang der ehemaligen Gaststätte Ameling hängt noch eine einsame Getränkekarte. Doch einen Gaststättenbetrieb gibt es hier schon lange nicht mehr. Der Briefkasten auf der anderen Seite der Eingangstür zeigt aber: Verlassen ist die Gaststätte nicht mehr.
Seit einer Woche ist Leben in das Haus an der Winterswijker Straße zurückgekehrt. Die Stadt Vreden nutzt das Gebäude zur Unterbringung von Geflüchteten. Vier ukrainische Familien leben hier, insgesamt 25 Personen.

Bereits vor einiger Zeit hatte die Stadt die ehemalige Gaststätte gekauft, mit der Intention, dort irgendwann Geflüchtete unterzubringen. „Im vergangenen Herbst war dann der Zeitpunkt gekommen, an dem wir gesagt haben, jetzt müssen wir auch dieses Objekt heranziehen“, erklärt der Erste Beigeordnete Bernd Kemper.
Insgesamt hat die Stadt Vreden mittlerweile 38 Häuser, in denen Geflüchtete untergebracht werden können, zwei davon müssen noch fertiggestellt werden. 403 Personen sind in den Häusern untergebracht – Ukrainer, aber auch Menschen aus weiteren Nationen.
Einige Plätze in den Unterkünften sind auch noch frei, doch Ludger Kemper-Bengfort, der in der Verwaltung die Unterbringung der Geflüchteten koordiniert, weiß: Diese können auch schnell belegt sein. Man versuche aber immer einen gewissen Puffer zu erhalten.

Doch zurück zur Gaststätte Ameling: Seit Dezember haben die Verantwortlichen der Stadt dafür gesorgt, dass aus der Gaststätte ein Zuhause für die Geflüchteten wurde. Aus der ehemaligen Theke im Eingangsbereich wurde eine Küche, in den Saal wurden Wände eingezogen, sodass die Familien ein wenig Privatsphäre haben.
Ein Bett, Metallspinde, ein Tisch und das, was die Geflüchteten aus ihrer Heimat mitbringen konnten – Standardausstattung, viel mehr ist es nicht, was sie hier haben. Und doch sind sie unglaublich dankbar. „Wir sind froh, dass wir hier sein können – im Frieden“, bringt es ein Familienvater auf den Punkt. Er und seine Familie kommen aus Saporischschja, der Stadt, die besonders wegen des umkämpften Atomkraftwerkes immer wieder in den Nachrichten erscheint.

Eine andere Mutter ist mit ihrer Familie aus Cherson geflohen. Dort wurde im vergangenen Sommer ein Staudamm zerstört. Der Familie ist dort nichts geblieben, ihr Haus ist zerstört. „Wir sind sehr dankbar, dass wir jetzt hier sein dürfen“, so die Frau. Zurück in ihre Heimat will sie nicht, auch wenn ihre Mutter dort geblieben ist. „Unsere Kinder sollen sich hier integrieren, eine Ausbildung machen“, ist ihr Wunsch.
Noch sind die Kinder alle in der Unterkunft, doch schon bald sollen sie auch zur Schule gehen. Auch wenn das immer ein bisschen dauert, so Ludger Kemper-Bengfort. Denn auch die Schulen bräuchten eine entsprechende Vorlaufzeit.
Ob Erwachsene oder Kinder: Alle lernen schon fleißig Deutsch, die ersten Begriffe sitzen schon gut. Die Dankbarkeit und der Wille, sich zu integrieren, sind sichtbar. Etwas hat die Verantwortlichen von der Stadt dann aber doch überrascht. „Sie kamen zu Beginn direkt auf uns zu und baten darum, Werkzeug für den Garten zu bekommen, um alles ordentlich zu machen“, berichtet Bernd Kemper.
Und das ist sichtbar: Nicht nur im Haus ist alles ordentlich, auch rund um das Haus findet man kaum ein einzelnes, herumfliegendes Blatt.

Betreut wird die Einrichtung vom Deutschen Roten Kreuz. Ein Mitarbeiter hilft bei der Verständigung. Denn eines ist für die Verantwortlichen sehr wichtig: „Wir haben den Anspruch, die Unterkünfte regelmäßig zu besuchen“, so Bernd Kemper. „Um vor Ort zu sein, ansprechbar zu sein, aber auch nach dem Rechten zu schauen.“
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde bereits am 20. Februar veröffentlicht.