
© Markus Gehring
Gasthaus Schwering: Alte Traditionen und frische Ideen aus Dömern
Restaurantcheck
In fünfter Generation führt Familie Schwering aus der Vredener Bauerschaft Dömern ihr Gasthaus. Den Corona-Lockdown nutzt die Gastwirtsfamilie, um ihre Gerichte auch außer Haus zu vermarkten.
Die Gaststätte Schwering in der Kurve auf dem Weg nach Vreden ist längst kein Geheimtipp mehr. Doch die Gaststube und der Saal bleiben wegen der Corona-Pandemie derzeit leer. Aber die Dömeraner geben sich nicht geschlagen: Sie bieten ihre Speisen einfach zum Mitnehmen an.
Die Bestellung
Auf der Internetseite des Gasthauses gibt es einen Online-Shop. Ein kleiner Haken sind die Bestellzeiten: freitags und samstags ab 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 14 Uhr und 17 bis 20 Uhr ist der Bestellservice geöffnet. Alternativ kann unter Tel. (02561) 2599 bestellt werden.

Die Gaststätte Schwering hat eine mehr als 100-jährige Tradition. © Markus Gehring
Die Auswahl auf der Karte ist zwar übersichtlich, aber fein. Sie enthält Münsterländer Klassiker wie Zwiebelfleisch und Herrencreme und originelle Ideen wie eine hausgemachte Paella. Eine prima Alternative, wenn die Küche kalt bleiben soll, halten die Betreiber darüber hinaus bereit: Vakuumierte Speisen, die sich auch ein paar Tage halten.
Die Abholung
Im Schatten mächtiger Eichen und Kastanien steht das Anwesen, das seit 1907 die Gaststätte beherbergt. Ein Schild weist mir den Weg zum rückwärtigen Teil des ehemaligen Bauernhofs. „Bitte haltet euch an die Regeln“ mahnt mich ein weiteres Schild auf dem Weg, an die AHA-Regeln zu denken.
Auf dem Hof wartet bereits ein Ehepaar im Auto auf seine Bestellung. Ich trete durch eine Glastür in den großen Saal ein, direkt vor mir liegt eine Absperrung aus Holz und Plexiglas. Ich drücke auf den Klingelknopf, der auf dem Tisch liegt. Am anderen Ende des Saals erscheint eine Mitarbeiterin, die mich noch um ein wenig Geduld bittet.

Chefin Petra Galbraith-Schwering und ihr Sohn Michael im Wintergarten der Gaststätte. © Markus Gehring
Nach wenigen Minuten ist es dann soweit: Ich darf die Köstlichkeiten abholen, die mir die Kellnerin in meine mitgebrachte Klappkiste packt. „Man muss ja was machen, um bekannt zu bleiben. Immerhin sind wir schon fünf Monate im Lockdown“, erklärt die Servicemitarbeiterin.
Selbst eine Vredener Institution hat es in Zeiten wie diesen nicht leicht, begreife ich. Wenn Qualität und Geschmack jedoch für sich sprechen wie hier, ziehen sie auch aus dem weiteren Umkreis Kunden an. Inzwischen wartet draußen im Hof eine Familie mit Coesfelder Kennzeichen am Auto.
Die Verpackung
Verpackt sind die Hauptgerichte in Menüboxen, aus Schaumstoff. Die Tomatensuppe kommt in einem Papptöpfchen mit Deckel daher und die Nachspeisen stecken in Plastikbehältern. Diese Boxen sind in vielen Restaurants Standard.

Die Gerichte sind zum Transport in Plastikboxen und Pappe verpackt. © Anna-Lena Haget
Und da ich noch einige Kilometer zurücklegen muss, bevor ich daheim ankomme, gibt es wohl kaum eine bessere Alternative, um die Gerichte warm und mein Auto kleckerfrei sauber zu halten. Obwohl der Plastikmüll hinterher mir schon ein wenig Sorgen bereitet.
Die Vorspeise
Der Tisch im heimischen Esszimmer ist gedeckt, der Weißwein atmet. Die größte Herausforderung besteht nun darin, die Speisen aus den Menüboxen einigermaßen ansprechend auf den Tellern zu drapieren.

Die Tomatensuppe © Anna-Lena Haget
Bei meiner Vorspeise ist das noch recht einfach. Ich kippe die Tomatensuppe einfach in einen hohen Teller. Die Suppe erregt Aufsehen: Sie punktet mit frischen Tomatenstücken, einem Hauch Zwiebeln und einer tollen Konsistenz. Pur, sämig und sehr gut. Obwohl die Dame, die mir gegenübersitzt, es nicht gerne sieht, lasse ich mich sogar dazu hinreißen, den Teller abzulecken. Im Restaurant hätte ich mich das nicht getraut.

Das Münsterländer Zwiebelfleisch mit Petersilienkartoffeln © Anna-Lena Haget
„So muss das, schön weiches Fleisch, köstlich!“ schwärmt die Kennerin über die ordentliche Portion Zwiebelfleisch auf ihrem Teller. Das Fleisch ist auf den Punkt und die Zwiebelsoße kitzelt mit ihrem Zusammenspiel von Essig und Süße ihre Geschmacksknospen. Rindfleisch mit Zwiebelsoße ist nun einmal ihr Hobby, und die Version aus Schwerings Küche trifft genau ins Schwarze.
Die Hauptspeise
Obwohl ich mit der Paella geliebäugelt habe, hat der Lachs mit Bandnudeln das Rennen als Hauptgericht gemacht. Eigentlich bin ich kein Fischesser, aber ich spüre schon beim ersten Bissen, dass ich meinen Sinneswandel nicht bereuen werde.
Dieser Bissen zergeht nämlich auf der Zunge. Keine Gräten, kein unangenehm fischiger Nachgeschmack. Einfach nur sehr, sehr lecker. Auch die Bandnudeln sind perfekt al dente. Als leckeres Gimmick finden sich Mini-Shrimps in der Soße.

Das Lachsfilet auf Spinatbandnudeln in Lauch-Shrimp-Soße © Anna-Lena Haget
Dazu habe ich einen großen Salat bestellt. Der ist so reichlich, dass er als Beilage glatt für vier reicht! Neben Blattsalat enthält er Karotten-, Weißkraut- und Rucolasalat, garniert mit gekochtem Ei. Neben gewöhnlicher Joghurtsoße gibt es auch eine pinkfarbene Variante mit Himbeeressig. Nicht nur optisch hübsch, sondern auch geschmacklich ganz weit vorne.
Mein Gegenüber steht auf rustikalere Leckereien. Sie hat sich das Schnitzel ausgesucht: „So at denn Buur datt gerne mach, met Braoeterpel un twee Äier“. Zwar ist sie kein Landwirt, aber die gewaltige Portion, die vor ihr steht, erfüllt sie trotzdem mit Vorfreude. „Da sind ja sogar Speckskes drin!“, staunt die Mitesserin, während sie die knusprigen, goldgelben Bratkartoffeln probiert.

Schnitzel mit Bratkartoffeln und Spiegelei, dazu Salat. © Anna-Lena Haget
Die Schnitzel sind dick, rundherum goldbraun gebraten und munden ihr hervorragend. Die Spiegeleier passen gut zu der herzhaften Mahlzeit, die allerdings fast zu viel für meinen Gast ist. Das kommt davon, wenn man vorher ein Hauptgericht als Vorspeise bestellt!
Das Dessert
Ich bin gespannt auf die Herrencreme. Die beiden Portionen sind aber so groß, dass wir beschließen, uns eine zu teilen und den Rest aufzusparen. Die Cremespeise ist überraschend luftig und mit echter Blockschokolade gespickt. Im Gegensatz zu anderen Herrencremes, die oft von schwerer Sahne und Rum nur so triefen, ist diese hier schön leicht.

Die Herrencreme © Anna-Lena Haget
Der Preis
Für das Menü habe ich 53,40 Euro hingelegt. Die Tomatensuppe kostet 4,50 Euro, der große gemischte Salat 6,50 Euro. Für das Münsterländer Zwiebelfleisch habe ich 9,50 Euro bezahlt und für den Lachs mit Lauch-Shrimpsoße 14,50 Euro. Das Schnitzel „so at denn Buur datt gerne mach“ kostete mich zehn Euro und die Herrencreme pro Portion 4,20 Euro. Für die Qualität und die Menge ist dieser Preis mehr als angemessen.
Das Fazit
Wer gutbürgerliche westfälische Küche mag, liegt bei der Gaststätte Schwering goldrichtig. Unter der Führung der jungen Generation bietet die Küche aber auch kulinarische Überraschungen, die man so nicht erwartet hätte. Es lohnt sich also, immer mal wieder einen Blick auf die wechselnde Speisekarte des Abholservice zu werfen.
Restaurant-Infos
Gaststätte Schwering, Doemern 5, 48691 Vreden
Tel. (02564) 2599
E-Mail: info@schwering-vreden.de
www.schwering-vreden.de
Wir bestellen ohne Ankündigung bei den jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne lecker essen. Wir beschreiben die Menüs so, wie wir über sie mit Freunden und Bekannten sprechen würden – mit ihren Schwächen und Stärken.