Erschreckende Zahlen präsentiert der TÜV-Verband in der vergangenen Woche: Deutschlandweit ist 2024 fast jeder zweite Fahrschüler durch die Theorieprüfung beim Autoführerschein gefallen. In Nordrhein-Westfalen sieht es nur etwas besser aus: Hier fielen immer noch 41 Prozent der Führerschein-Anwärter durch.
Und in Vreden und Ahaus? „Bei uns bestehen 70 Prozent beim ersten Mal die Theorieprüfung“, so Jürgen Leuders, Geschäftsführer der Fahrschule traffic mit Standorten in Ahaus, Vreden, Epe und Gronau.
Seit 2010 betreibt er eine eigene Fahrschule. 2017 gründete der Eperaner traffic in Ahaus und Epe. Seine Erfahrung zeigt: Die Erfolgsquote habe schon mal deutlich besser ausgesehen. „Wir waren auch schon mal bei 85 bis 90 Prozent.“ Zu der Coronazeit habe er dann eine Veränderung festgestellt. „Die Lernstruktur bei Jugendlichen hat sich verändert“, sagt der Eperaner. Hinzu komme die ständige Ablenkung beim Lernen mit dem Handy: Jede neue Nachricht lenke sofort ab.

Die Motivation bei den Schülern sei aber auch nicht mehr so hoch. Das bestätigt Guido Franke, Fahrschulbetreiber in Ahaus. Er erklärt: „Früher wollten Jugendliche mit 18 definitiv den Führerschein haben.“ Das sei heute nicht mehr so wichtig.
Die Theorieprüfung ist Guido Franke zufolge auch schwieriger geworden: „In den 1990er-Jahren waren es noch 23 Fragen, jetzt sind es 30.“ Die Anzahl der Fragen nehme außerdem zu, so Jürgen Leuders. Denn: der Fragenkatalog von rund 1200 Fragen und wird kontinuierlich erweitert, so der 48-Jährige. Ab April gebe es wieder 40 neue Prüfungsfragen. Ob dafür einige Fragen aussortiert werden, sei noch unklar.
Gleichzeitig seien vor allem die Technikfragen zunehmend ein Problem für viele junge Fahrschüler. „Das Verständnis für Mechanik ist weniger geworden“, sagt Guido Franke.
Sprachbarriere in der Prüfung
Guido Franke und Jürgen Leuders sind sich einig: ein weiterer Punkt, der dem Geschäftsführer zufolge eine Rolle beim Scheitern der Theorieprüfung spielt, sei die Sprachbarriere. Obwohl die Theorieprüfung inzwischen in 13 Sprachen abgelegt werden kann, blieben dabei einige Begriffe schwierig. Auch Unterschiede in Dialekten – etwa im Arabischen – führen demnach zu Problemen bei der Prüfung, erklärt Guido Franke.
Auch wiederholtes Scheitern bei der Theorieprüfung komme immer häufiger vor: „Manche fallen sechs oder sieben Mal durch“, sagt Guido Franke. Er fügt hinzu: „Die sagen mir dann, dass das an der Prüfungsangst liegen soll.“
Kontrolle durch die Fahrlehrer
Jürgen Leuders ist sich nicht sicher, warum in Ahaus und Vreden weniger Fahrschüler durchfallen, als im bundesweiten Durchschnitt. Er betont: „Der Lernstand der Schüler wird von den Fahrlehrern kontrolliert.“
Das sei dank einer Ampel in der Lernapp möglich. Sie zeigt den Lernfortschritt des Schülers in Prozent an. Erst wenn die Schüler 95 Prozent Prüfungsreife in der Lernapp erreichen, werden sie zur Prüfung zugelassen, sagt der Fahrschulinhaber.
Vorprüfung soll vorbereiten
Bei ihm müssen sie auch eine Vorprüfung in der Fahrschule absolvieren, bevor sie die eigentliche Prüfung ablegen. So will er sicherstellen, dass seine Schüler bereit sind: „Damit alles klappt, wenn die Nervosität dazu kommt.“
Sein Tipp für Fahrschüler zur Vorbereitung der Theorieprüfung: „Das Ganze nicht auf die leichte Schulter nehmen.“ Am besten sei es, jeden Tag zu einer festgelegten Uhrzeit eine halbe Stunde mit der App lernen. Auch Guido Franke hat noch einen Tipp, um der Ablenkung zu entgehen: „Nicht mit dem Handy, sondern am Laptop oder Tablet lernen.“