Den Fischen das Durchkommen – vielmehr das Durchschwimmen – ermöglichen. Das ist ein Ziel des Projektes „Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit“ in Vreden. Dort werden sechs Querbauwerke in der Berkel zurückgebaut. Stattdessen sollen jeweils sogenannte Raugerinne entstehen, die Fischen das Passieren ermöglichen.
Sechs Querbauwerke in Vreden
Sechs Querbauwerke befinden sich im Abschnitt zwischen Vreden-Innenstadt und der deutsch-niederländischen Staatsgrenze bei Oldenkott. Diese sollen zurückgebaut werden. Um die Höhendifferenzen der Sohlen auszugleichen, sollen fischpassierbare Raugerinne aus Störsteinen und Totholz helfen.
Und was ist das? Ein Raugerinne ist ein künstlich angelegtes Gewässersegment mit einer rauen Sohle. Sie ermöglicht Fischen und anderen Wasserlebewesen, Hindernissen zu überwinden. „Bei Niedrigwasser schwimmen die Fische dann durch diese Rinne, die in der Mitte entsteht“, erklärt Hindrik Stegemann, Verbandstechniker des Wasser- und Bodenverbands Unteres Berkelgebiet.

Innerhalb der Raugerinne sind Laichplätze aus Kiesbänken für kieslaichende Arten vorgesehen. Wurzelstubben und Totholzstämme sorgen für naturnahe Gestaltung der Raugerinne und Kolke. Ziel des Ganzen: Eine ökologisch durchgängige Berkel.
Gestartet sind die Baumaßnahmen im August vergangenen Jahres beim Sohlabsturz Crosewick-Ost. Wegen der vielen Niederschläge mussten die Bauarbeiten im Winter unterbrochen werden. Aktuell wird am Sohlabsturz Ellewick-Süd umgebaut – dem dritten von sechs Bauabschnitten. Hier wird derzeit der Sohlabsturz abgerissen.
„Das ist eine ganz tolle Maßnahme, weil sie ganz viel verbindet. Vom Fisch bis zum Kanu“, so Landrat Dr. Kai Zwicker bei der Vorstellung des Projekts am Mittwoch (21.8.). Denn: Trotz der Umbauarbeiten sei die Berkel zukünftig weiter für Kanuten zu passieren. Das sei auch wichtig für die Stadt Vreden, denn Kanuten seien Tourismusfaktoren, betonte Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp.
Finanzierung und Hintergründe
Rund 600.000 Euro wird das Projekt kosten. Finanziert wird es zu 80 Prozent aus Wasserrahmenrichtlinie-Landesmitteln durch die Bezirksregierung Münster. Außerdem durch eine Co-Finanzierung von jeweils 10 Prozent durch den Kreis Borken und die Stadt Vreden.
Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie hat das Ziel, möglichst viele Fließgewässer zurück zu einem guten chemischen und ökologischen Zustand zu bringen. Ein Teil davon: Durchgängigkeit in Flüssen wiederherstellen. Das soll die Wanderung von Fischen und anderen Gewässerorganismen sowie natürlichen Sedimenttransport ermöglichen.
Um das zu erreichen, sind neben der Renaturierung von Gewässern auch der Um- und Rückbau von Querbauwerken sowie Schaffung von Fischaufstiegsanlagen ein wichtiger Bestandteil. Insgesamt dient das auch der Verbesserung des Hochwasserschutzes.
Kurzer Rückblick
„Die Berkel war früher ein kleiner Fluss“, erinnert sich Ferdinand Sahlmer, Verbandsvorsteher des Wasser- und Bodenverbands Unteres Berkelgebiet. In den 1960er/70er-Jahren wurde die Berkel aber technisch verbessert. Dadurch zeigt das Gewässer im betroffenen Bereich heute hauptsächlich ein trapezförmiges Profil, das mit Steinbefestigungen an den Böschungen gesichert ist.
Die früher mäandrierende Berkel erhielt ein neues Bett, das Gefälle wurde verändert und die Gewässersohle wurde über eine Strecke von ungefähr neun Kilometer durch sechs Bauwerke fixiert. Diese Bauwerke verhindern derzeit weitestgehend die Wanderung unter anderem von Fischen. „Heute können sie von der Nordsee bis Billerbeck schwimmen, dank des Projekts!“, betont Ferdinand Sahlmer mit einem Lachen.
Bis Ende September soll der Standort Ellewick fertiggestellt werden. Laut Plan sollen die Gesamtmaßnahmen 2025 abgeschlossen sein, so Hindrik Stegemann.
