Der verstorbene Altbundeskanzler Helmut Schmidt sagte einst: „Politik ist pragmatisches Handeln zu sittlichen Zwecken.“ Kaum ein Zitat beschreibt das Leben und Wirken des Vredener Lokalpolitkers Elmar F. Kampshoff besser, findet sein Bruder Olaf Kampshoff. Wenige Wochen nach dem Tod seines Bruders erinnert er sich an einen Menschen, dem seine Heimat am Herzen lag, der immer etwas anders war und für den Werte wie Zuverlässigkeit und Vertrauen unverzichtbar waren.

„Wir haben eigentlich unser ganzes Leben an der Seite des anderen verbracht“, erzählt Olaf Kampshoff. „Deshalb kann ich heute auch so gut verstehen, wie er so geworden ist, wie er nunmal war.“ 1968 wurde Elmar F. Kampshoff in Vreden in eine „typisch mittelständische Familie“ geboren. „Bei uns zu Hause gab es keinen Luxus“, betont er. „Aber es hat uns auch nie an etwas gefehlt.“
Jugend in Vreden
Nachdem sie gemeinsam die Norbertschule besucht hatten, führte der Weg der beiden auf die Realschule. „Das war damals noch eine ganz neue Schulform“, erinnert sich Olaf Kampshoff. „Und vor allem mein Bruder hat davon profitiert, denke ich.“ Denn dort hatte der damals schon kulturell interessierte und offene Elmar F. Kampshoff die Möglichkeit, sich frei zu entwickeln. „Vorher gab es nur die Hauptschule oder das Gymnasium. Und da standen die Wege fest“, erinnert sich der Vredener. „Doch für uns stand die Welt offen.“
Ein bisschen anders sei Elmar F. Kampshoff auch schon zu Schulzeiten gewesen. „Das gilt für uns beide. Vermutlich liegt das auch daran, dass wir so interkulturell aufgewachsen sind“, mutmaßt Olaf Kampshoff heute. „Unsere Mutter ist Halb-Italienerin, und wir haben sehr viele Verwandte in Holland.“ Dadurch habe der junge Elmar F. Kampshoff schon Blicke über den Tellerrand des Münsterlandes werfen können, die seinen Klassenkameraden verwehrt blieben.
Die bezog sich allerdings nicht nur auf unterschiedliche Kulturen, sondern auch auf Kunst und Musik. „Wir waren beide schon immer große Musikliebhaber“, erinnert sich Olaf Kampshoff. Vor allem Frank Sinatra und klassische Musik hatten den jungen Elmar F. Kampshoff früh in ihren Bann gezogen. „Und unter anderem hat er sich da auch seine Vorbilder gesucht“, erzählt sein Bruder. „Frank Sinatra und andere Gentlemen waren schon immer seine Vorbilder.“
Und mit einem der berühmtesten Titel Sinatras lässt sich wohl auch die politische Laufbahn von Elmar F. Kampshoff beschreiben: „I did it my way.“ Denn zum Fraktionsvorsitzenden und später auch Bürgermeisterkandidat der UWG sei Elmar F. Kampshoff eher durch Zufall gekommen. „Politisch interessiert und engagiert war Elmar schon lange“, fügt Olaf Kampshoff hinzu. Aber dass er eines Tages als Bürgermeister zur Wahl stünde, hätte er sich in jungen Jahren wohl nicht erträumt.
Politischer Werdegang
Den richtigen Platz dafür hatte er in der UWG gefunden. „Dort war er mit seiner Art zu denken genau richtig aufgehoben“, erklärt Olaf Kampshoff. „Denn eine Partei, in der er sich an Kreis oder Landesverbänden orientieren müsste, wäre nichts für ihn gewesen. Er hatte immer seine ganz eigenen Vorstellungen hinsichtlich der Res publica, dem Gemeinwohl.“ Und diese konnte er auch stets wortgewandt vertreten.
Nicht selten war er in politischen Sitzungen so gut vorbereitet, dass selbst anwesende Experten beeindruckt waren. „Auch rhetorisch war er einfach sehr talentiert“, erinnert sich sein Bruder. „Eine Eigenschaft, mit der er bei dem ein oder anderen auch schon mal angeeckt ist.“ Aber gestört habe ihn das nie. Ganz im Gegenteil: Für den Vredener Lokalpolitiker gehörte genau das zum politischen Geschäft in einer Demokratie.
„Das haben mir auch viele Leute aus der Politik widergespiegelt“, berichtet Olaf Kampshoff. „Er hatte immer eine starke Meinung und war aber auch bereit, pragmatische Kompromisse einzugehen.“ Des Weiteren schätzten Parteikollegen sowie politische Gegner, dass man sich immer auf sein Wort verlassen könne. „Wenn Verschwiegenheit vereinbart war, nahm mein Bruder das äußerst ernst“, betont der ältere Bruder.
Werte, die bestehen
Auch die Zuverlässigkeit und sein Pflichtbewusstsein seien immer wieder von vielen Menschen aus einem Umfeld hervorgehoben worden. Selbst nach der Diagnose seiner schweren Erkrankung ließ der Vredener sich vorerst weder von seiner Arbeit noch von seinem politischen Engagement abhalten. „Das war für ihn selbstverständlich“, erklärt Olaf Kampshoff.
Wenn sich Olaf Kampshoff wünschen könnte, wie sich die Nachwelt an seinen Bruder erinnert, dann wären es genau diese Eigenschaften. „Ich glaube, die Leute sehen ihn einfach, wie er war“, so Kampshoff. „Er hat nie eine Rolle gespielt.“ Vielmehr habe er sich durch die Leitbilder - real oder fiktional- zu dem Menschen entwickelt, der er war. „Der Landarzt Siegfried Farnon aus ‚Der Doktor und das liebe Vieh‘ -also die Erinnerungen des britischen Tierarztes James Herriot - ist dafür ein gutes Beispiel“, erklärt Olaf Kampshoff. „Mein Bruder war in seiner inneren Haltung wie ein britischer Gentleman.“
Idole der Jugend
Auch Captain Picard aus Star Trek sei schon seit der Jugend ein Idol für den Vredener gewesen. Ein Captain, der alles im Blick hat, für die richtigen Werte eintritt und dabei nie die Haltung verliert. Vermutlich würde Elmar F. Kampshoff mit einem der bekanntesten Zitate von Jean-Luc Picard ebenfalls übereinstimmen: „Was wir zurücklassen, ist nicht so wichtig wie die Art und Weise, wie wir gelebt haben.“