„Los geht die wilde Fahrt!“, Sebastian Ruppert ist an diesem Samstag kurz nach Beginn der Vredener Kirmes ganz in seinem Element. Da steht er gerade am Bedienpult seines Fahrgeschäfts und will die nächste Runde starten. Er ist ein echtes Schausteller-Kind, verrät der aus Bad Wildung stammende Karussell-Betreiber im Gespräch mit unserer Redaktion.
Sein Fahrgeschäft behält er mit den Knöpfen vor sich unter Kontrolle. Auf einem drehenden Teller sind vier Gondeln mit Sitzreihen montiert. Auch die Gondeln drehen sich. Der ganze Teller wird während der Fahrt bis fast in die Senkrechte gekippt. Neigungswinkel und Geschwindigkeit bestimmt Sebastian Ruppert mit ein paar Handbewegungen.
40 Personen haben pro Fahrt Platz. Gerade sind alle Sitze besetzt. Die Fahrgäste können den Start kaum erwarten. Eine grüne Lampe flammt auf: Sebastian Ruppert unterbricht das Gespräch kurz und redet mit einem seiner Mitarbeiter. Der weiß, was zu tun ist: „Ein Sicherheitsbügel war nicht richtig eingerastet“, erklärt Sebastian Ruppert. Dann kann er die Fahrt nicht starten. Natürlich steht die Sicherheit der Fahrgäste an erster Stelle, auch wenn die Warteschlange vor dem Kassenhäuschen gerade immer länger wird.
Ein Leben lang Kirmes
Das Karussell beschleunigt jetzt. Immer wieder feuert Sebastian Ruppert seine Fahrgäste an. Das Rekommandieren, wie man die Ansagen und Animationsrufe nennt, habe er nie gelernt, sagt er. Er sei da einfach reingewachsen.
Sein „Take off“ behält er dabei die ganze Zeit fest im Blick. „Wenn sich jemand bemerkbar macht, weil ihm zum Beispiel schlecht ist, halten wir natürlich sofort an“, sagt er.
Kevin Flakowski ist einer seiner sechs festangestellten Mitarbeiter. Er kontrolliert die Sicherheitsbügel, sammelt Chips ein, hilft bei Auf- und Abbau und kennt auch die unschöneren Seiten: Regelmäßig komme es vor, dass sich jemand während der Fahrt übergibt. „Gerade gegen Abend, wenn der Alkoholkonsum zunimmt, liegt der Wasserschlauch immer griffbereit“, sagt der erfahrene Saisonarbeiter mit breitem Grinsen im Gesicht.

Kevin und seine Frau Patrycja sind bereits seit 13 Jahren im Team des „Take offs“ tätig. Patrycja Flakowski sitzt an der Kasse und verkauft die Chips für das beliebte Fahrgeschäft wie am Fließband.
„Direkt beim Verkauf der Chips achten wir auf die Verfassung der Fahrgäste. Wenn jemand tatsächlich zu viel getrunken hat, sortieren wir auch schon mal freundlich aus“, berichtet der erfahrene Schausteller.
Passiert sei bisher noch nie was. Abgesehen von der Fliehkraft: „Regelmäßig verlieren Fahrgäste aber ihre Schuhe, Brillen oder Handys“, berichtet Kevin Flakowski schmunzelnd. „Einmal hat jemand versucht, während der Fahrt auszusteigen“, erinnert sich Ruppert.
Freundliches Westmünsterland
Wie viele Runden sein Fahrgeschäft auf der Vredener Kirmes dreht, will Sebastian Ruppert nicht verraten. Bundesweit nimmt er an Jahrmärkten, Kirmessen und Weihnachtsmärkten teil.
Zum vierten Mal dreht das „Take off“ auf der Vredener Kirmes seine Runden. „Hierher kommen wir wirklich sehr gerne“, sagt Sebastian Ruppert. In Vreden ist die Kirmes noch ein richtiges Familienfest. Die Leute sind alle sehr freundlich. Schon beim Aufbauen wünschen Passanten ein schönes Kirmeswochenende. Das kenne er auch anders.
Als vor wenigen Tagen sein Kran beim Aufbau des Fahrgeschäfts schlapp gemacht hat. Reichte ein Telefonat. „Eine örtliche Werkstatt nahm sich direkt Zeit für uns und reparierte den Kran, ohne den beim Auf- und Abbau nichts geht“, erklärt der Karussell-Betreiber, bevor er sich wieder seinem Bedienpult widmet.
Der Aufbau des „Take off“ dauere immer etwa 1,5 Tage, so Sebastian Ruppert. „Das Abbauen geht schneller. Nach sechs Stunden ist das gesamte Fahrgeschäft auf unseren sechs Transportern verladen“, erklärt er. Nach jedem Aufbau überprüft das jeweilige Bauamt das Karussell. Vorher dürfe niemand damit fahren, so Ruppert. Bis Montagabend dreht sich das „Take Off“ noch in Vreden. Dann geht die Reise weiter.
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