Dutzende Wildschweine in Vreden unterwegs Tiere sorgen für Schäden auf Äckern

Dutzende Wildschweine unterwegs: Tiere sorgen für Schäden auf Äckern
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Viele Fragen und Anmerkungen erreichten die Jäger in Vreden in den vergangenen Tagen und Wochen. Das Thema immer gleich: Immer mehr Wildschweine streifen durch die Vredener Natur. Die Fragen reichen von „Warum müssen die Schweine überhaupt gejagt werden?“ bis hin zu Aufforderungen, die Tiere „alle zur Strecke“ zu bringen. Doch ganz so einfach machen sich die Mitglieder des Hergerings den Umgang mit den Wildschweinen nicht. Titus Degener vom Hegering Vreden weiß, warum die wilden Tiere aktuell so zahlreich auftreten und wie die Jäger damit umgehen.

50 Prozent mehr Schweine

„In diesem Jahr gibt es im Gegensatz zu den vergangenen vier Jahren einen stärkeren Wildschweinzuwachs“, erklärt Titus Degener. Die Ursache dafür sieht er beim Wetter. So sorge ein milderer Winter für überdurchschnittlich viel Nahrung und das wiederum für eine hohe Reproduktion unter den Wildschweinen. „Es handelt sich jedoch nicht um Hunderte, sondern um einige Dutzend Tiere im Einzugsbereich der Stadt Vreden“, betont der Jäger.

Diese Schweine seien allerdings nicht dauerhaft in Vreden ansässig. Im benachbarten Haaksbergener Venn in den Niederlanden werden sie kaum gejagt und haben dort dadurch ein ideales Rückzugsgebiet. „Die Förster dort haben die Anweisung, dass die Wildschweine nicht oder kaum bejagt werden“, erklärt der Vredener weiter.

„Schon vor Jahren nahmen sie nur auf Anweisung und sehr beschränkt an grenzüberschreitenden Drückjagden teil.“ Als Drückjagd bezeichnet man eine Form der Treibjagd, bei der Wild - von Treibern und zumeist auch von Jagdhunden - veranlasst wird, diesen auszuweichen und sich langsam in Richtung der vorher aufgestellten Jäger zu bewegen.

Sorge vor Schweinepest gering

Die Anwesenheit der Wildschweine hat viele Folgen, erklärt der Jagd-Experte weiter. „Im Wald ist die Bearbeitung des Bodens durch die Wildschweine sogar gut, da sie nach Futter suchen und dabei den Waldboden auflockern und vitalisieren“, betont er. Auf landwirtschaftlichen Flächen hingegen können sie erhebliche Schäden verursachen und eine Gefahr für die Hausschweine darstellen, da sie die Afrikanische Schweinepest (ASP) übertragen könnten.

Bisher sei die ASP zwar eher im Osten durch Wildtierwanderungen über die Grenzen gelangt. In Westdeutschland sei sie hauptsächlich durch achtlos weggeworfene Lebensmittel oder verseuchtes Futtermittel eingeschleppt worden. „Da aber fast alle Hausschweine im Stall gehalten werden, ist die Gefahr, dass ein Wildschwein in solche Bestände eindringt, sehr gering“, fügt Degener hinzu.

Dennoch sollte seiner Meinung nach darauf geachtet werden, dass die Wildschweinpopulation nicht überhandnimmt. So hätten die Jäger in Vreden bereits auf die Hilferufe der Landwirtschaft reagiert und deutlich mehr Schweine bejagt. In den vergangenen Jahren haben sich nach Angaben des Hegerings die Jagdstrecken beim Schwarzwild um durchschnittlich 50 Prozent erhöht.

Die Jagd auf die Tiere laufe jedoch nicht ohne strenge Regeln ab. Zum Schutz des Nachwuchses beispielsweise dürfen Bachen - also weibliche Wildschweine - nur zwischen August und Januar gejagt werden. Frischlinge hingegen das ganze Jahr über. „Wer ein Muttertier oder ein Tier außerhalb der Jagdzeit erlegt, begeht ein schweres Naturschutzvergehen, das mit hohen Geldbußen und dem Entzug der Jagderlaubnis geahndet wird“, erklärt Titus Degener weiter.

Denn das Erlegen von Muttertieren hat gravierende Folgen: Die jungen Frischlinge verhungern, und ältere Frischlinge verursachen ohne die Aufsicht der Mutter mehr Schäden und nähern sich unbedarft Nutzflächen und Bauernhöfen. „Ohne Muttertier bekommen sie zudem früher Nachwuchs, was das Problem vergrößert“, betont Degener.

„schießt sie alle tot“

Kurzum: Die Jäger, die sich mit der Wildschweinbejagung auskennen, wissen, was zu tun ist, und handeln dementsprechend. „Kein Jäger will ein Muttertier erlegen, und riskiert im hohen Gras oder dichten Bestand Schüsse auf Tiere, die er nicht richtig erkennen oder von denen er nicht wissen kann, ob sie Jungtiere führen“, hält der Vredener Jäger fest. „Sachverstand ist hier wichtiger als emotionale Reaktionen wie ‚schießt sie alle tot‘.“

Die Landwirte können jedoch schon ihren Teil zur Behebung des Problems beitragen. Sie können die Jäger unterstützen, indem sie den Mais nicht, bis an den Wald pflanzen, sondern einen Streifen freilassen. Gemeinsam mit den Jägern könne bei „Härtefällen“ auch einen Elektro-Zaun gezogen werden.

„Hunde bitte anleinen“

Und was können Nichtjäger tun? „Bitte lassen Sie Ihre Hunde im Wald an der Leine“, appelliert der erfahrene Jäger. „Das Wild, insbesondere die Wildschweine mit ihren Frischlingen, aber auch zahlreiche andere Wildarten brauchen im Frühjahr und Sommer Ruhe.“ Außerdem können insbesondere Wildschweine auch die Hunde schwer verletzen, wenn sie gezwungen sind, ihre Jungen zu verteidigen.

Wenn die Muttertiere mit den Frischlingen unterwegs sind, sind sie besonders empfindlich.
Wenn die Muttertiere mit den Frischlingen unterwegs sind, sind sie besonders empfindlich. © Titus Degener

Diesen Artikel haben wir am 19. Juli veröffentlicht.