Blitzschnell legt Martina Niehuis die lange Wattewurst in eine Schlaufe, zieht durch und knüpft die gleich nächste. Stricknadeln oder andere Werkzeuge braucht sie dafür nicht. Schon eine ganze Reihe großer und kleiner Taschen hat die Vredenerin so angefertigt, seit sie 2023 im wahrsten Sinne des Wortes den sprichwörtlichen Faden aufgenommen hat.
Inzwischen hat die Nachwuchs-Handtaschendesignerin Übung im Handstricken. Auf ihr allererstes Modell ist sie besonders stolz: Eine elegante, hellgraue Handtasche mit Bambusgriffen und einem witzigen Extra-Anhänger in Taschenform.
„Ich hab mal so eine Tasche irgendwo gesehen und gedacht: Die muss ich haben!“, erzählt sie von ihrer Ursprungsinspiration. Bis Martina Niehuis sich allerdings getraut hat, ihre Idee zu verwirklichen, hat es ein wenig gedauert. „Im Oktober 2023 ist mir das wieder bewusst geworden“, sagt sie. Seitdem geht es für das junge Taschenlabel bergauf.
Die großen Knäuel Strickschlauch und alle weiteren Materialien hat sie sich im Internet besorgt. Das Handstricken mit den wattegefüllten Baumwollschläuchen hat sie sich selber von der Pike auf beigebracht. „Ich hab in meiner Jugendzeit wohl mal gestrickt, aber da basiert das hier nicht drauf“, sagt Niehuis und knautscht eines der bunten Baumwollknäuel in ihren Händen.
Bis zu vier Knäuel Garn
Bis zu vier der Knäuel verstrickt sie in jeder Tasche. Das ist der Grund, warum die bunten Designerstücke bisweilen ein Kilogramm oder mehr wiegen. In gut drei Stunden entsteht der Taschenkorpus aus weich gefülltem Samtgarn.
Die Wirkung der ungewöhnlichen Taschen, besonders auf Frauen, ist eindeutig. Schon für ihr erstes Modell bekam sie auf der Straße tonnenweise Komplimente. „Dann bin ich damit spazieren gegangen und von ganz vielen Frauen angesprochen worden. Da hab ich gedacht, geh‘ ich damit mal in Produktion“, erinnert sich Martina Niehuis.

Der beachtliche Erfolg ihrer Idee gibt ihr Recht. Eine begeisterte Kundin habe die ganze Nacht nicht schlafen können vor lauter Vorfreude auf ihre neue Tasche, sagt die Nachwuchsdesignerin lachend.
Und auch als Weihnachtsgeschenk eignen sich die Stücke außerordentlich gut. „Mich kurz vor Weihnachten ein Mann angerufen und gesagt: ‚Martina, meine Frau findet die Taschen so toll, kannst du mir eine zurückhalten‘?“, erklärt die Hobbydesignerin.
Ambitionierte Hobbyistin
Noch sind die Handtaschen nur ein Hobby für die Vredenerin, die sich auch seit Jahren für den Sportlerball engagiert. Und mit anderen Designern vergleichen mag sich die bescheidene Strickkünstlerin auch nicht. Trotzdem hat sie durchaus Ambitionen, ihre Produkte noch bekannter zu machen.
So überlegt sie gerade, über die Grenze zu expandieren. Denn auch am Arm von modebewussten Niederländerinnen kann sie sich die flippigen Handtaschen gut vorstellen. Schließlich gibt es einen guten Grund, warum ihr Label „MaTas“ heißt. „Ma kommt von Martina und Tas heißt Tasche auf Niederländisch“, erklärt die Erfinderin.

Mit austauschbaren Accessoires wie Mini-Taschen, kleinen Flip-Flops oder dekorativen Perlenarmbändern wird jede Tasche zum unverwechselbaren Einzelstück. „Es ist einfach was Individuelles, und das mag ich“, stellt sie klar.
Auch die Taschengriffe und Trageriemen kann jede Kundin nach eigenem Gusto auswählen, genau wie ihre Lieblingsfarbe. Egal, ob elegant in mattschwarz oder poppig in orange, der Fantasie der Kundin sind keine Grenzen gesetzt. In ihrem heimischen Wohnzimmer geht Martina Niehuis dann an die Arbeit und macht Taschenträume wahr.
Keine gleichen Handtaschen
Ganz günstig, das gibt Martina Niehuis selber zu, sind die handgefertigten Prachtstücke allerdings nicht. Eine kleine Tasche bietet sie zum Preis ab 70 Euro an, große kosten ab 150 Euro. „Es ist das Material, das die Taschen teuer macht“, sagt die Vredenerin.
Dafür ist garantiert, dass keine Trägerin in der Fußgängerzone oder auf einer Party in die peinliche Situation gerät, auf eine andere Frau mit der exakt gleichen Handtasche zu treffen.
Inzwischen ist auch Moderatorin und Modedesignerin Khadra Sufi auf die knalligen Taschen aus dem westlichen Münsterland aufmerksam geworden. Martina Niehuis hatte ihr eins der Modelle über private Kontakte zugeschickt und die Modeschöpferin hatte prompt auf Social Media mit Begeisterung reagiert.
Auf Facebook und Instagram ist Martina Niehuis inzwischen auch unterwegs und stellt ihre kleinen Meisterwerke dort der Öffentlichkeit vor. Interessierte können sich dort umsehen oder sich gerne bei ihr melden per E-Mail unter martinaniehuis@web.de.