„Wie ist das schön hier! Man muss wirklich suchen, um heute noch so einen Ort zu finden“, so die Worte von niederländischen Besuchern, die an einem sonnigen Freitag im Biergarten vom WIRtshaus zum Gänsemarkt in Ellewick-Crosewick sitzen.
Dass dieser Ausflug überhaupt möglich ist, haben sie der Bürgergenossenschaft „Use Dorp, use Heimat eG“ zu verdanken. Der Zusammenschluss von vielen engagierten Dorfbewohnern hat es ermöglicht, dass die einzige Kneipe in Ellewick bis heute ihre Türen geöffnet hat. Nun feiert die Genossenschaft ihr zehnjähriges Bestehen.
Dabei hat es früher gleich zwei Kneipen im Dorf gegeben, das Landhaus Sahlmer in Ellewick und die Kneipe Denno in Crosewick. Allerdings findet sich im Jahr 2014 kein Nachfolger für die Kneipe Denno. Daraufhin gründet sich die Genossenschaft, doch um die Kneipe wiederzueröffnen stehen große Renovierungsarbeiten an. Dafür braucht es Mithilfe.
Deswegen wurde im Dezember 2014 ein Informationsabend einberufen, um über die Wiedereröffnung der Kneipe zu diskutieren. „Natürlich war es am Anfang eine kleine Kneipenspinnerei, aber grundlegend waren sich alle einig, dass Denno unbedingt erhalten bleiben musste“, erinnert sich Frank Bengfort.
Um die anfänglichen Spinnereien rund um eine Genossenschaft Realität werden zu lassen, setzten die Ideengeber alles auf eine Karte. „Wir brauchten für den Start 150 Anteile. Also 150 Leute, die 150 Euro einzahlen, 50 für den Eintritt und 100 Euro als Anteil“, erklärt Alfred van den Berg, Vorsitzender der Genossenschaft.
„Das war das Ziel. Und wenn das nicht funktioniert hätte, hätten wir es sein lassen“, führt er aus. Doch anfängliche Zweifel werden schnell aus dem Weg geräumt. Nach diesem Infoabend ist das Ziel übertroffen: 187 Anträge gehen ein, mit insgesamt 210 Anteilen. So nimmt Anfang des Jahres 2015 die Genossenschaft ihre Arbeit auf.
Und das sehr schnell, sehr erfolgreich. Als die Kneipe Denno renoviert wird, packt das ganze Dorf mit an, Handwerk und Handarbeit gehen Hand in Hand. Dann, kurze Zeit später, steht Mitte Januar die Neueröffnung an. Ganz Ellewick-Crosewick feiert an diesem Tag sich und die Neueröffnung von Denno.
Brandserie trifft die Kneipen
Doch dann die Ernüchterung. Wenige Monate später wird die gerade erst wieder eröffnete Kneipe Opfer einer Brandserie. Auch die zweite Kneipe, das Landhaus Sahlmer im Dorfteil Ellewick, brennt einige Tage später nieder. Nun steht das Dorf ganz ohne Kneipe da.
„Man war einfach sprachlos, kopflos, platt. Das ganze Geld, was vorher investiert wurde, ist vor einem weggebrannt“, versucht Frank Bengfort das Gefühl im Dorf zu dieser Zeit zu beschreiben.
Aber die noch junge Dorfgenossenschaft lässt sich von diesem Rückschlag nicht unterkriegen. Fest steht: Ellewick-Crosewick braucht eine Kneipe und das schnell. Nur muss entschieden werden, welche der beiden Kneipen wieder aufgebaut wird – die im Dorfteil Crosewick oder die in Ellewick.
„Natürlich gab es da heikle Diskussionen, am Ende hat man abgewägt, was mehr für den einen und was mehr für den anderen Standort spricht“, erklärt Frank Bengfort. Diese Diskussion gewinnt letztendlich das Landhaus Sahlmer. „Der Ort ist schön zentral, mitten an der Kirche und hat einfach nochmal mehr Dorfcharakter“, fasst Alfred van den Berg die Entscheidung zusammen.
„Phönix“ aus der Asche
Doch wie wird das Dorf in der Bauphase kneipentechnisch versorgt? Auch dafür findet die Genossenschaft schnell Abhilfe. Nach einer ersten „Notversorgung“ in der Schützenhalle wird aus den Niederlanden eine Containerkneipe gemietet und auf den Namen „Phönix“ getauft. Diese bringt dem Dorf sogar durch den Besuch von überregionalen Medien Bekanntheit über die Dorfgrenze ein.

„Alles in allem war es eine schöne Zeit, weil alle mitgemacht haben, aber wirtschaftlich war das keine dauerhafte Lösung“, so Alfred van den Berg. So muss der Container weichen, als im November 2017 ein neues Fest gefeiert wird – die Eröffnung vom WIRtshaus am Gänsemarkt.
Über den Namen wurde vorher natürlich abgestimmt. Wie das kam, begründet Alfred van den Berg so: „Das WIR wird bei uns großgeschrieben. Die Menschen, die zu uns kommen, sollen sich einfach wohlfühlen.“
Zehn Jahre Genossenschaft
Zehn Jahre später gab es nun die nächste große Party, diesmal im Saal vom WIRtshaus am Gänsemarkt, denn die Gründung der Dorfgenossenschaft liegt zehn Jahre zurück. In diesen zehn Jahren gab es mehrere Betriebsleiter in der Kneipe, aktuell steht Tobias Löser hinter der Theke.
Ein Amerikaner in Ellewick
Und wer jetzt die ganzen Dönkes und Geschichten aus den vergangen zehn Jahren hören will, der muss sich einfach mal einen Samstag mit in die Kneipe setzen. Mittlerweile sind so viele dazu gekommen, dass Alfred van den Berg und Frank Bengfort längst nicht alle aufzählen können. Spontan fällt ihnen nur eine ein.
„Einmal war ein Amerikaner bei uns in der Kneipe“, beginnt Alfred van den Berg die Geschichte. „Der war von allem total begeistert, nur wusste er nicht, wofür die Glocke über der Theke ist.“
„Da haben ihn natürlich alle ermutigt, die Glocke doch mal zu betätigen“, steigt Frank Bengfort mit ein. „Der Amerikaner denkt sich nichts dabei und läutete die Glocke. Daraufhin rief dann die ganze Kneipe: ,Lokalrunde!‘“
