Bierbaumgelände: Pläne für neues Wohnquartier Das halten Anwohner von den Vorschlägen

Pläne für das neue Wohnquartier auf dem ehemaligen Bierbaumgelände
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Tiefgarage oder Carport? Oder gleich nur Parkflächen neben den Häusern? Flach- oder Satteldach? Zweistöckig oder doch drei Etagen? Fragen über Fragen, die den einen oder anderen Kopf im Sitzungssaal des Rathauses am Dienstagmittag (1. Oktober) um 13 Uhr zum Rauchen brachten. Es ging natürlich um das aktuell größte geplante Bauprojekt in Vreden: das neue Wohnquartier an der Ottensteiner Straße.

Vier unterschiedliche Architektur- beziehungsweise Stadtplanungsbüros wurden von der Stadt Vreden beauftragt, Entwürfe zu erstellen, die sie dann erst der Öffentlichkeit vorstellen sollen. Danach tagte ein Empfehlungsgremium unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um die städtebaulichen Konzepte zu bewerten und den besten Entwurf auszuwählen. Dieser wurde dann dem Rat zur Umsetzung empfohlen. So könne das Bauleitverfahren praktisch beginnen.

Doch zuvor ein kurzer Blick zurück: Lange Zeit war unklar, was mit dem Bierbaumgelände passieren soll. Anfang 2024 wurde dann beschlossen, dass ein Gesamtkonzept mit Wohnbebauung und einem Lebensmittelmarkt nun am Stadteingang an der Ottensteiner Straße entstehen soll.

Auf diesem Grundstücksteil könnten rund 100 neue Wohneinheiten in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt geschaffen werden. Damit soll der Wohnungsmangel deutlich verringert werden. Schon damals war klar: Bis es dazu kommt, müsse noch eine Vielzahl von Einzelheiten und Details besprochen werden. Dazu wurden auch Bürgerbeteiligungsformate geplant.

Eines dieser Formate zeigte nun einer eher überschaubaren Anzahl interessierter Vredener die ersten grundlegenden Konzepte. Beworben hatten sich mit ihren Plänen das Stadtplanungsbüro Wolters und Partner, das Architekturbüro Nattler, Scheuvens und Wachten sowie das Büro Farwick und Grote aus Ahaus.

Wohnraum für jedermann

In wesentlichen Punkten ähnelten sich die Entwürfe. So war in jedem Entwurf klar, dass Wohnraum für unterschiedliche Lebenskonzepte geschaffen werden soll. Also Familien groß wie klein, aber auch Paare und Singles sollten im neuen Wohnquartier ihren Platz finden.

Auch grün sollte es laut jedem der vier Entwürfe werden. Viele Bäume, öffentliche Wiesen, Radwege und Spielflächen stellten die Stadtplaner und Architekten in farbenfrohen Skizzen in Aussicht.

Doch interessant wurden die Pläne vor allem mit Blick auf die Unterschiede. So hatte beispielsweise das Architekturbüro Farwick und Grote sich darauf besonnen, „Vreden weiterzubauen“. Darunter verstehen die Architekten das Aufgreifen regionaler Baukultur durch eher kleine Häuser mit Satteldächern. Außerdem setzen sie auf die Bildung sogenannter Mikroquartiere. Also kleine Nachbarschaften, die sich einen gemeinsamen Wohnhof in der Mitte der Häuser teilen.

Einen Gegenentwurf dazu boten die Architekten von Nattler an. Keine klassischen münsterländischen Satteldächer mehr. „Think big, think new“ schien hier die Devise gewesen zu sein. Das Essener Büro schlug große begrünte, bis zu drei Etagen hohe Gebäude mit Flachdächern vor. Gebaut werden soll das Ganze aus nachhaltigen Baustoffen und im Baukastenprinzip.

Bei der sogenannte Modularbauweise werden Gebäude nicht mehr oder nur noch anteilig vor Ort errichtet. Stattdessen bestehen sie (überwiegend) aus vorgefertigten Komponenten, die an der Baustelle lediglich zusammengesetzt und montiert werden.

Wohin mit den Autos?

Auch im Thema Stellplätze unterschieden sich die einzelnen Planungen deutlich. Während Architektur Nattler die Parkflächen für Pkw ausschließlich an der Oberfläche und vor den Häusern ansiedeln wollte, dachte beispielsweise das Team von Wolters und Partner in eine ganz andere Richtung. Carports und Tiefgaragen sollten zum einen für mehr Wohn- und Grünfläche sorgen und zum anderen die Möglichkeit bieten, den Autoverkehr fast vollkommen aus dem Quartier herauszuhalten.

Ebenfalls auf Tiefgaragen setzten auch die Planer von Scheuvens und Wachten. Doch der Verkehr sollte in diesem Entwurf auch durch das Quartier über eine zentrale Quartiersmitte geführt werden. Ein Platz, der auch durch die Bewohner in Zukunft gemeinschaftlich genutzt werden könnte.

Anwohner nicht überzeugt

Josef Leuker ist direkter Anwohner der Norbertstraße und somit auch Nachbar des zukünftigen Wohnquartiers. Er hat am Dienstagmittag die unterschiedlichen Entwürfe genau unter die Lupe genommen und scheint noch nicht vollends überzeugt. „Natürlich ist alles schöner als das, was bis jetzt da ist“, räumt er ein. „Aber die bisherigen Vorschläge finde ich alle nicht optimal.“

Vor allem die Höhe sei für ihn ein Problem. „Ich möchte ja nicht, dass mir in Zukunft jemand von oben in das Wohnzimmer gucken kann“, betont er. Das sieht Thomas Iking, ebenfalls Anwohner, ähnlich. „Wir haben doch nicht jahrelang gegen den Turm gekämpft, damit da jetzt wieder so hohe Gebäude hinkommen“, fügt er hinzu.

Verkehrsplanung nicht gut

Auch der Verkehr dürfe nicht weiter auf die Norbertstraße verlagert werden. „Wenn dort noch mehr Menschen entlangfahren und parken, wird das zusammen mit den Bussen ein echtes Problem“, so Iking.

Die Plastiken der Entwürfe ähneln sich auf den ersten Blick sehr. Doch sie unterscheiden sich in maßgeblichen Punkten.
Die Plastiken der Entwürfe ähneln sich auf den ersten Blick sehr. Doch sie unterscheiden sich in maßgeblichen Punkten. © Luca Bramhoff