Jens Maaßen gießt die braun gefärbte Betonmasse in die Form für die Lampe.

© Victoria Garwer

Jens Maaßen stellt in seiner Manufaktur Hausnummern, Fensterbänke und Lampen aus Beton her

rnWirtschaftsporträt

Der Ammeloer Jens Maaßen arbeitet leidenschaftlich gerne mit Beton. Er liebt die Vielseitigkeit des Werkstoffs und nutzt genau das in seiner eigenen Manufaktur „in grau“.

Vreden

, 28.12.2020, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

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Noch ein Tropfen Wasser – und noch einer. Jens Maaßen misst die Wassermenge auf den Milliliter genau ab. Dann verrührt er das Wasser mit einem zuvor grammgenau abgewogenen Gemisch. Heraus kommt eine schokobraune Masse, die der 33-Jährige in eine Form gießt.

Der Ammeloer stellt gerade eine Lampe aus gefärbtem Beton her. „Beton kann alle möglichen Farben und Formen haben“, sagt er. Vor zwei Jahren hat er sich selbstständig gemacht mit der Beton-Manufaktur „in grau“.

„Beton ist wie ein gutes Brot“

Seit er 13 Jahre alt ist, arbeitet er mit dem Werkstoff. Angefangen hat alles mit einem Schülerjob in einer Firma, in der er nach der Ausbildung auch einen festen Job fand. Später hat er seinen Meister im Betonstein- und Terazzohandwerk gemacht. „Ich brenne für Werkstattbeton“, beschreibt Jens Maaßen seine Leidenschaft.

Hausnummern und Fensterbänke gehören zum festen Repertoire von Jens Maaßen.

Hausnummern und Fensterbänke aus Beton gehören zum festen Repertoire von Jens Maaßen. © Jens Maaßen

Doch auch nach 20 Jahren lerne er immer noch dazu. „Beton ist wie ein gutes Brot. Es kommt auf die richtige Zusammensetzung an“, erklärt er. Früher habe es nur drei Komponenten gegeben: Zement, Wasser und Gesteinskörnungen. Heute jedoch könne man durch Pigmente die Farbe verändern und Zusatzstoffe beeinflussen die Fließfähigkeit, die Oberfläche oder den Härtegrad.

Und so probiert Jens Maaßen in seiner Werkstatt herum. Er testet zum Beispiel neue Imprägnierungen, um seine Produkte noch beständiger zu machen. Denn seine Beton-Werke sollen Platz im alltäglichen Leben finden.

Fensterbänke, Hausnummern und Möbel aus Beton

Den Hauptteil seiner Manufaktur macht die Produktion von Fensterbänken aus. Auch die sind Einzelstücke. „Ich fertige jedes Mal eine Form an, denn jeder Kunde will andere Maße“, sagt Jens Maaßen. In diese Form gießt er dann den Beton je nach Farbwunsch in Naturgrau, Anthrazit, Sandstein oder Braun-Rot.

Mit Farbpigmenten kann man dem Beton jede beliebige Farbe geben, in diesem Fall Rot-Braun.

Mit Farbpigmenten kann man dem Beton jede beliebige Farbe geben, in diesem Fall Rot-Braun. © Victoria Garwer

Auch Hausnummern oder Fensterumrahmungen stellt er her. Modern sind im Moment Möbel aus Beton. So hat Jens Maaßen zum Beispiel schon ein Schuhregal, Tische oder Gartenmöbel gebaut. In einem Berliner Hotel steht in der Rezeption eine Theke, die der Ammeloer angefertigt hat.

Mit der Hand fährt Jens Maaßen über eine dicke quadratische Betonplatte, die noch auf die weitere Verarbeitung wartet. Es sind viele Luftblasen zu sehen. „Es wäre möglich, die Oberfläche komplett glatt hinzubekommen. Einige Leute mögen das sehr gerne. Aber ich wurde auch schon gefragt: Das hat ja gar keine Lufteinschlüsse, ist das überhaupt Beton?“

Beton-Optik hat nichts mit echtem Beton zu tun

Der Beton-Look ist im Moment in vielen Bereichen sehr angesagt. „Wir sind nicht mehr in den 70er-Jahren, wo Beton nur in hässlichen Plattenbauten verwendet wurde“, weiß Jens Maaßen. Sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich ist es Trend, zum Beispiel ganze Wände mit einer Beton-Spachtelmasse zu gestalten. „In Kombination mit einem Holzboden finde ich das richtig cool. Diese Verbindung aus dem kalten Beton und dem warmen Holz funktioniert einfach gut“, findet Jens Maaßen.

Nach dem Gießen der Form wird der Beton geschliffen.

Nach dem Gießen der Form wird der Beton geschliffen. © Victoria Garwer

Auch die großen Ketten bieten Möbel in Beton-Optik an. Mit echtem Beton aber hat das wenig zu tun. Oft wird nur Holz mit einem speziellen Putz verspachtelt. „Der Laie kann das kaum unterscheiden, aber für mich ist da ein himmelweiter Unterschied“, so der Ammeloer. Er weiß aber auch, dass der Werkstoff einen großen Nachteil hat: das Gewicht.

Er versucht deswegen, gerade seine Möbel möglichst leicht zu machen. Die meisten Kunden aber kaufen Produkte, die nicht so häufig bewegt werden: Fensterbänke, Treppenpodeste oder Küchenarbeitsplatten, die auch mal schwarz glänzen können. „Beton ist unfassbar vielseitig. Es gibt ihn in jeder Farbe, Form und Beschaffenheit“, erklärt Jens Maaßen.

Fast alle Produkte von „in grau“ sind Einzelstücke

Wenn Kunden zu ihm kommen, kann er beinahe jedes Produkt nach Wunsch anfertigen. Dafür lässt er sich in einer Schreinerei Modelle fräsen, die er dann als Grundlage für die Gießform nimmt. Jedes Produkt ist in der Regel ein Einzelstück.

In einer Sparte versucht sich der Vredener jedoch gerade an einer Serienproduktion. Er hat eine Leuchte aus Beton designt. Zuerst nur für den Eigengebrauch, später dann für den Verkauf. Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört. „Für eine Leuchte braucht man ein CE-Zertifikat. Man kann also nicht einfach selber was zusammenbasteln“, erklärt Jens Maaßen.

Das Leuchtmittel, das in der Betonform sitzt, kauft er deswegen von einem Spezialisten. Es wird extra für ihn und nach seinen Vorstellungen produziert. In der umfunktionierten alten Partyhütte seines Bruders gießt Jens Maaßen dann das Betonteil. „Ich habe versucht, das Ganze möglichst filigran zu halten, weil mir oft gesagt wurde, dass die Möbel so wuchtig und maskulin sind“, erzählt der 33-Jährige.

Filigrane Lampe aus Beton gibt es im Möbelhaus zu kaufen

Die längliche Lampe, die man zum Beispiel über einen Esstisch hängen kann, ist deswegen sehr schmal gehalten. Die Betonteile sind zum Teil nur fünf Millimeter dick. „Das ist gar nicht so einfach, weil sie auch noch stabil sein muss.“ Deswegen befindet sich in dem Beton eine Stahlplatte. Außerdem mischt der Ammeloer spezielle Fasern zu, um die Bruchfestigkeit zu erhöhen.

Die filigrane Betonlampe hat einen Design-Preis gewonnen.

Die filigrane Betonlampe hat einen Design-Preis gewonnen. © Privat

Das nächste Problem: die Verpackung. Schließlich soll die Leuchte auch heil beim Kunden ankommen. Dafür hat Jens Maaßen in Ahaus eine Firma gefunden, bei der er Kartons und Verpackungen nach Wunschmaß aus recyceltem Material bestellen kann.

Im Moment versucht der Ammeloer, seine Leuchte in Fachgeschäften unterzubringen. In Coesfeld, Bocholt, Mariental und Enschede kann man sie schon im Laden kaufen. Sie kostet 1499 Euro. Ein stolzer Preis für eine Lampe, das weiß auch Jens Maaßen. „Aber da steckt ganz viel Arbeit drin. Jede Leuchte ist von Hand gegossen und bearbeitet. Ein echtes Unikat aus dem Münsterland.“

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