
© Markus Gehring
Beim „Dicken Jupp“ in Vreden gibt es westfälische Spitzenküche mit kreativen Komponenten
Restaurant-Check
Im Restaurant-Check haben wir den „Dicken Jupp“ unter die Lupe genommen. Unsere leichten Vorurteile wurden schon bei der Vorspeise wiederlegt. Hier gibt es westfälische Spitzenküche.
Das Vredener Restaurant „Zum dicken Jupp“ zu testen, war nicht meine Idee, sondern die eines Kollegen. Weil der aber verhindert war, sprang ich ein. Meine Begeisterung hielt sich ehrlich gesagt in Grenzen. Ich kannte das Lokal nicht, erwartete aber hinter dem Namen einfache, westfälische Küche ohne Schnickschnack und große Portionen. Solide, mehr nicht.
Einen Tag, nachdem ich mit meiner Mutter den „Dicken Jupp“ testete, muss ich mir mittlerweile eingestehen, dass ich mich selten so getäuscht habe. Man sollte sich beim Restaurant nicht vom Namen nicht blenden lassen.
Die Atmosphäre
Für unseren Test haben wir uns einen milden Mittwochabend ausgesucht. Wir riskieren es, erst eine halbe Stunde vor unserem Besuch einen Tisch zu reservieren - was wie erwartet kein Problem darstellt. Als wir ankommen sind auf der Terrasse nur zwei weitere Tische besetzt. Für uns wurde ein Tisch direkt am Eingang zum Restaurant mit Brotteller, Stoffserviette und schwerem Besteck eingedeckt. Die von Beginn an sehr aufmerksame Bedienung merkt, dass meine Mutter und ich die restliche Terrasse unter die Lupe nehmen und bietet uns sofort an, den Tisch noch zu wechseln. Nein, der Platz passt ausgezeichnet.
Während die Terrasse sehr schlicht gehalten ist, wurde im Innenbereich mit rustikalen Elementen gearbeitet. So hatte ich den „Dicken Jupp“ erwartet. Weitere Vorurteile werden im Laufe des Abends allerdings nicht bestätigt.

© Markus Gehring
Die Speisekarte
Kaum haben wir uns gesetzt, werden auch schon die großen Speisekarten gereicht. Von mir gibt es schon an dieser Stelle den ersten Pluspunkt. Sehr übersichtliches Angebot, keine 15 Schnitzelvariationen, keine Burger, dafür zum Beispiel hochklassige Fleischgerichte wie das Rückensteak vom „Duroc Schwein“ oder das „Rumpsteak Irish Beef“ von der weltberühmtem Fleischerei John Stone.

André und Christa Cohaus mit Tochter Louise. © Markus Gehring
Als Appetitanreger wird eine kleine Schale mit weißem Baguette und Paprika-Zwiebel-Quark serviert. Ordentlich, aber da haben vergleichbare Restaurants kreativere Ideen.

Ein Brotkorb mit Quark-Dip wurde vor dem ersten Gang gereicht. © Johannes Schmittmann
Die Vorspeise
Auch bei den Vorspeisen ist die Auswahl übersichtlich. Zwei klassische Vorspeisen werden um zwei Salate und vier Suppen ergänzt. Da meine Mutter für Ziegenkäse schwärmt, fiel ihr die Wahl leicht: „Warmer Ziegenkäse mit Walnüssen, Wildkräutersalat und Waldbeerenketchup.“
Ich testete - wie fast jedes Mal - das Carpaccio vom Rinderfilet mit Basilikumpesto, Salatrose und Parmesan. Die Erfahrung hat gezeigt, dass der italienische Klassiker in Deutschland auf unterschiedlichste Weise interpretiert wird. Ich bin gespannt, was die Küche vom „Dicken Jupp“ sich einfallen lässt. Zur Vorspeise bestellen wir ein Glas vom Wein des Monats, ein Grüner Veltliner aus der Pfalz.
Ein ausgezeichneter Wein, allerdings ist das erste von zwei Gläsern nur halb gefüllt. Vielleicht war es der Rest aus einer Flasche? Da in der Karte aber keine Mengenangabe vermerkt ist, lassen wir es unkommentiert. Der Preis von 4,50 Euro ist so oder so angemessen.
Die 35 Minuten, die bis zum Servieren der Vorspeise vergehen, haben sich gelohnt. Schon die Anrichtung überzeugt auf ganzer Lienie. Der warme Ziegenkäse ist von hauchdünnem Blätterzeig ummantelt, darunter wurde künstlerisch die Waldbeerenmousse und der Salat drapiert.

Warmer Ziegenkäse mit Walnüssen, Salat und Waldbeerketchuo © Johannes Schmittmann
Auch mein Carpaccio weiß optisch wie gescchmacklich zu überzeugen. Zwar sind durch den geringen Kontrast zur Farbe des Glastellers die Rinderfiletscheiben auf den ersten Blick kaum zu erkennen, dafür gefällt mir die Anrichtung mit mediterranen Antipasti.

Das Carpaccio wird mit Antipasti serviert. © Johannes Schmittmann
Selbst entkernte Oliven, getrocknete Tomaten und eingelegte Zucchini sind in mit dem Rindfleisch eine ausgezeichnete Komposition. Auch meine Mutter hält eine Hommage an ihre Vorspeise. Besonders der Ziegenfrischkäse, der mit Walnüssen und Pinienkernen verfeinert wurde, hat es ihr angetan. Ein ausgezeichneter Start in den Abend.
Die Hauptspeise
Viel hatte ich vom „Dicken Jupp“ zuvor noch nicht gehört. Ein Kollegin sagte mir aber im Vorfeld, dass die Schnitzel hier von hervorragender Qualität sein solen. Also entschied ich mich gegen das Münsterländer Zwiebelfleisch und stattdessen für das Schweineschnitzel mit geschmorten Pfifferlingen, Kräuterrahmsauce und Blattsalat. Die Änderung von Kroketten auf Bratkartoffeln ist kein Problem.
Meine Mutter bleibt heute bei den vegetarischen Gerichten, gerade weil der erste Gang so überzeugend war. Sie wählt eine Süsskartoffel, die mit Tomatensalsa, Spinat, gerösteten Pinienkernen und frittiertem Rucola gefüllt ist.

Der Biergarten. © Markus Gehring
Dieses Mal geht es deutlich zügiger, bis unsere Gerichte von der Servicekraft an unseren Tisch gebracht werden. Was als Erstes auffällt: Beide Gerichte sind richtig heiß, immer ein gutes Indiz.
Die Anrichtung ist diesesmal schnörkellos, was bei einem Schnitzelgericht und einer Ofenkartoffel aber nicht negativ ins Gewicht fällt.
Meine Portion ist - wie es sich der Westfale wünscht - zum Sattwerden. Das Schnitzel wird von einem Berg perfekt sautierter Pfifferlinge bedeckt. Auf der anderen Seite schwimmt es in der, für meinen Geschmack, etwas zu dünn geratenen Kräuterrahmsauce.

Das Schweineschnitzel gibt es mit gebratenen Pfifferlingen, Kräuterrahmsauce, Bratkartoffeln und Salat. © Johannes Schmittmann
Die Bratkartoffeln sind mit Speck und Zwiebeln verfeinert; kross und definitiv nicht aus der Friteuse. Beim Schnitzel selbst schmeckt man die hohe Qualität des Fleisches, und der Köchin. Es hat eine gleichmäßige, goldbraune Panade und ist innen noch schön saftig.
Meine Mutter zeigt sich von ihrem Gericht ebenfalls begeistert. Der süßliche Geschmack der Kartoffel korrespondiert mit den herzhaften Toppings. Mit dem Knoblauch wurde beim Blattspinat nicht gespart.

Die Süßkartoffel gibt es mit Spinat, Pinienkernen, Tomatensalsa und frittiertem Rucola. © Johannes Schmittmann
Das Dessert
Das Restaurant „Zum Dicken Jupp“ verfügt über eine separate Dessertkarte. Sie reicht von westfälischer Herrencreme bis zum sommerlichen Tartufo. Wie nehmen das Überraschungs-Dessert, das aus drei Komponenten besteht.
Die Mousse au Chocolat ist fluffig, schokoladig, aber erschlägt mich nach der schweren Hauptspeise. Ich wende mich stattdessen dem Haselnuss-Parfait zu, das auf einer Beeren-Mousse serviert wird. Es ist ist zwar noch hart gefroren, und deshalb für den Gast eine Herausforderung, geschmacklich dafür ein echtes Highlight. Genauso wie das sommerliche Tartufo, das mit Sahne und Amarena-Kirsche angerichtet wird. Die Dessertvariation reicht auf jeden Fall für zwei Personen.

Die Dessertvariation war der perfekte Abschluss des Abends. © Johannes Schmittmann
Das Fazit
Wie bereits angedeutet, musste ich meine Vorurteile über den Haufen werfen. Wir haben einen angenehmen Abend mit ausgezeichnetem Essen beim „Dicken Jupp“ verbracht. Vor allem die Vorspeisen heben sich von der Vielzahl der westfälischen Restaurants in der Umgebung positiv ab. Eine klare Empfehlung von unserer Seite.
Die Preise
Wir zahlen am Ende 80 Euro inklusive Trinkgeld. Das ist für drei Gänge, ein Glas Johannisbeerschorle und drei Gläser Wein im Rahmen. Die Vorspeisen kosteten beide über 10 Euro, was allerdings aufgrund der hohen Qualität mehr als gerechtfertigt war. Das Schnitzel liegt bei 17,80 Euro, was wohl auch den Pfifferlingen geschuldet ist. Die Süßkartoffel kostet 11,50 Euro.

Ein Blick in das Restaurant. © Markus Gehring
Kinderfreundlichkeit
Es gibt eine eigene Speisekarte für Kinder, die auch Nachfrage zum Tisch gebracht wird. Es gibt unter anderem Fischstäbchen (3,50 Euro), Chicken Nuggets (3,50 Euro) und Pommes (2,60 Euro).
Anfahrt und Parken
Wir hatten unter der Woche keine Probleme, einen Parkplatz direkt vor der Tür zu finden.

Der Eingangsbereich beim Dicken Jupp. © Markus Gehring
Das sagt das Netz
4,5 Sterne von 5 vergeben die Google-Nutzer. Der jüngste Eintrag stammt von Mareen Waning, die im Juni kommentierte: „Sehr lecker. Gut gehobene münsterländer Küche. Wir haben hier schon viele Feste-Kinderkommunionen,Jubiläum und Hochzeiten und fanden uns immer willkommen. Die Bediengsleistung schwankt manchmal. Auch das Catering ist zu empfehlen.“ Bei Facebook liegt die Bewertung sogar bei 4,8 Sternen.
Restaurant-Infos
Restaurant Zum dicken Jupp
Inhaber: André Cohaus
Südlohner Diek 48
48691 Vreden
Telefon: (02564) 4342
E-Mail: info@zum-dicken-jupp.de
So funktioniert der Restaurant-Check
Wir gehen ohne Ankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Lokale so, wie wir über sie mit Freunden und Bekannten sprechen würden – mit ihren Schwächen und Stärken.1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
