Salome Haymanot ist mittlerweile 21 Jahre alt, feiert bald ihren 22. Geburtstag. Auf das, was sie erreicht hat, ist sie stolz. Sie modelt, arbeitet für verschiedene Firmen mit verschiedenen Fotografen, bereist die Welt und zuletzt zierte sie sogar das Cover des Modemagazins Harper’s Bazaar Vietnam.
Ein Erfolg, der für sie keineswegs eine Selbstverständlichkeit war. Geboren ist Salome Haymanot in Bergisch Gladbach. Als sich ihre Mutter von ihrem Vater trennte, ging es für sie an die holländische Grenze – nach Vreden.
Schon sehr früh hatte sie den Wunsch, irgendwann einmal in der Modebranche zu arbeiten. „Schon als ich sechs Jahre alt war, habe ich die High Heels meiner Mutter angezogen und habe das Haus zum Laufsteg gemacht“, erzählt die 21-Jährige mit einem Lachen.
Mit 14 hatte sie ihr erstes Fotoshooting mit einem Vredener Fotografen. Der Startschuss für eine frühe Karriere. „Immer mehr Fotografen sind auf mich aufmerksam geworden und ich habe dann auch versucht, mich aus Vreden rauszubewegen.“ Mit 16 folgte das erste Fotoshooting in Köln, die Bilder gingen viral, Firmen und Agenturen wurden auf das Nachwuchsmodel aufmerksam.
Mit 18 nach Amerika
Die professionelle Arbeit begann. Mit 18 ging es für Salome Haymanot direkt ins Ausland, nach Amerika. Jobs in London und Paris folgten. Und dann das Cover des Modemagazins Harper’s Bazaar. „Da war ich total aus der Fassung, das hätte ich niemals erwartet.“
Denn der Erfolg der 21-Jährigen ist für sie keineswegs selbstverständlich. „Meine Kindheit war nicht so einfach. Wir hatten nicht viel Geld oder die Mittel und Wege. Ich musste mir alles selbst erarbeiten.“ Salome Haymanot kellnerte und nahm das Geld, um in die nächste Stadt zu kommen und dort mit dem nächsten Fotografen zusammenzuarbeiten. Nur zwei Stunden Schlaf waren da keine Seltenheit.
Mobbing in der Schule
Mittlerweile ist Salome Haymanot viel im Ausland unterwegs. Vermisst sie da nicht manchmal die Heimat? „Natürlich vermisse ich die Familie. Und das Essen“, sagt sie und lacht. Wenn sie aus Amerika zurück ist, gehe sie erstmal zum Imbiss an der Ecke für ein gutes Schnitzel. Und auch die Spaziergänge in der Natur fehlen ihr.
Aber: „Ich liebe es, im Ausland zu sein. Dort werde ich so akzeptiert, wie ich bin.“ Keine Selbstverständlichkeit. Die 21-Jährige wurde als Kind in der Schule viel gemobbt. Es waren auch ihre großen Ziele, die sie zur Zielscheibe machten. „Ich erinnere mich noch sehr gut daran: Als ich 12 war, habe ich gesagt, ich werde irgendwann mal auf dem Cover der Harper’s Bazaar sein – und alle haben mich ausgelacht und gesagt ‚Du wirst Putzfrau‘.“

Wie unrecht sie hatten. Heute kann das Model selbstbewusst auf diese Zeit zurückblicken. Was würde sie denjenigen, die sie damals gemobbt haben, heute sagen? „Ich würde sagen: Danke, dass ihr nicht an mich geglaubt habt. Das hat mir den Biss gegeben, noch härter an mir zu arbeiten und es den Leuten zu beweisen.“
In Zukunft will sie sich für Menschen einsetzen, denen es ähnlich ergeht, und tut es auch schon. „Es war sehr schlimm für mich. Ich werde nie vergessen, was für Gedanken ich hatte wegen solcher dummen Sachen. Es ist schwierig, als Kind mit solchen Themen umzugehen.“
Einsatz für Tigray
Doch nicht nur das Thema Mobbing liegt Salome Haymanot am Herzen. Sie nutzt ihre Reichweite (unter anderem 21.000 Follower bei Instagram) auch, um auf die Situation in Tigray aufmerksam zu machen. „Tigray ist eine Region in Äthiopien. Mein Vater stammt aus Äthiopien. Vor zweieinhalb Jahren begann dort ein Genozid.“
Tausende Menschen wurden getötet, viele in die Flucht getrieben. Die 21-Jährige verlor selbst ihren Großvater und ihren Onkel. „Das alles hat verheerende Folgen. Ich musste mich einfach für die Menschen dort einsetzen.“ Sie begann, in der Öffentlichkeit und mit bekannten Personen darüber zu sprechen, besuchte Demonstrationen, hielt Reden – sogar vor dem EU-Kongress.
Es folgte das Angebot für ein Praktikum im Bundestag. „Es war toll, ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich so viele Erfahrungen sammeln darf und dass mir die Leute zuhören.“ Sie habe sich in der Zeit im Bundestag mit den Politikern auseinandergesetzt, mit ihnen über das Thema Tigray gesprochen, darüber, wie das Thema auf die Agenda des Bundestages gebracht werden kann.
Zukunft im Modebusiness?
Und was bringt die Zukunft? „Ich bin sehr interessiert an Politik“, sagt die 21-Jährige. Eine Karriere in der Politik? Trotzdem eher unwahrscheinlich, aber ein Studium im Journalismus könnte sie sich vorstellen.
Zunächst soll es aber mit dem Modeln weitergehen. „Ich habe das Gefühl, dass das jetzt gerade erst der Start ist. Ich weiß, ich kann noch viel aus mir rausholen.“
Gleichzeitig möchte Salome Haymanot ein Vorbild für junge Mädchen sein. „Es gibt gerade aus dem Münsterland viele Mädchen, die mir schreiben ‚Ich wäre so gerne wie du‘. Und ich sage, es ist ein harter Weg, es war nicht einfach. Aber man muss immer weiterkämpfen, darf nicht aufgeben, sich nicht von Leuten runtermachen lassen. Man muss an sich selber glauben und man muss daran glauben, dass man es schaffen wird.“