„Hypnobirthing-Kurse“ in Vreden Wie funktioniert eine Geburt unter Hypnose?

„Hypnobirthing-Kurse“: Wie funktioniert eine Geburt unter Hypnose?
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Gut vorbereitet und ohne Angst sein, wenn es tatsächlich losgeht: Das wünscht sich jede werdende Mutter mit Blick auf die Geburt. Und so gibt es mittlerweile zahlreiche Kurse zur mentalen Geburtsvorbereitung, häufig unter dem Schlagwort Hypnobirthing.

Auch die Ahauserin Anne Lammers bietet seit geraumer Zeit ein solches Format in Vreden an. Im Kern dieser Angebote geht es vor allem um das Erlernen von „Selbsthypnose“. Das erklärte Ziel: Frauen sollen sich während der Geburt in einen Zustand tiefer Entspannung versetzen können - auch, um besser mit dem Schmerz umgehen zu können. Doch was steckt genau dahinter?

„Zuerst muss man betonen, dass der Begriff Hypnobirthing nicht geschützt ist“, betont Anne Lammers. Das sagt sie, weil ihr klar ist, wie viele Angebote es gibt, die mit falschen Versprechen werben. „Hypnobirthing ist kein Hokuspokus“, fügt sie hinzu. Der Begriff sei in ihren Augen bloß total falsch besetzt. Ihrer Erfahrung nach denken die meisten Menschen bei Hypnose „an einen Trance-Zustand, in dem sie nicht mehr sie selbst sind“. Darum gehe es jedoch bei dieser Form der Geburtsvorbereitung überhaupt nicht.

Entspannung ist der Schlüssel

„Hypnobirthing basiert viel mehr auf Physiologie und Psychologie“, erklärt die studierte Pädagogin. Entspannung sei dabei der Schlüssel. Denn wer nicht entspannt ist, so die Ahauserin, der macht es seinem Körper nur umso schwieriger, das Kind zu gebären. „Denn wenn sich die gesamte Beckenmuskulatur verspannt, drückt das Kind gegen eine verhärtete Gebärmutterwand“, ergänzt Anne Lammers.

Um dies zu vermeiden, übt Anne Lammers in ihren Seminaren unterschiedliche Vorghensweisen - manchmal mit und manchmal ohne den Partner. „Dazu gehören zum Beispiel spezielle Atemtechniken, Ankerübungen und Selbsthypnose“, erklärt sie weiter.

Anne Lammers zeigt anhand einer Baby-Puppe und einem Hüftmodell, wie gut das Kind im Regelfall durch die Hüfte passt.
Anne Lammers zeigt ihren Kursteilnehmerinnen oft, wie gut das Kind im Regelfall durch die Hüfte passt. © Luca Bramhoff

Auch gewisse Vorurteile sollen im Vorhinein aus dem Weg geräumt werden. „In den Medien, vor allem in Filmen, Serien und so weiter ist die Geburt oft etwas sehr passives, schmerzhaftes und fremdbestimmtes“, berichtet Anne Lammers. „Die Frau, vom Pressen verschwitzt und rot angelaufen, schreit vor Schmerzen und erlebt Höllenqualen. Schon ist die Horrorvorstellung perfekt.“

Auch die Erfahrungsberichte mancher Social-Media-Influencerinnen bereiten den schwangeren Frauen Angst. Umso wichtiger ist es, so die Ahauserin, den Frauen im Vorfeld ein möglichst positives Bild von der Geburt zu verschaffen.

Umgang mit dem Schmerz

Es gibt Hypnobirthing-Kurse, die mit absoluter Schmerzfreiheit werben. „Das tue ich persönlich nicht“, sagt Anne Lammers bestimmt. „Ganz einfach, weil ich das nicht versprechen kann.“ Im Vordergrund stehe für sie vielmehr der Umgang mit dem Schmerz. Die Wehen als Wellen zu bezeichnen, kann dabei ein erster Schritt sein, Schmerz anders wahrzunehmen.

„Einfach erklärt, geht es darum, dass man während der Geburt bei sich bleibt und die Wellen als physiologischen Prozess akzeptiert“, sagt sie. Romantisiert werden soll die Geburt dabei aber nicht. Sie soll aber auch nicht pathologisiert werden, also per se als etwas mit Krankheitswert angesehen werden.

Schmerz als Signal verstehen

Manchmal könne der Schmerz auch ein Signal des Körpers sein, dass etwas während des Prozesses nicht richtig läuft. „Vielleicht braucht es zum Beispiel eine veränderte Sitzposition, damit das Baby besser ins Becken gelangen kann.“ Um darauf reagieren zu können, bedarf es auch einer guten Kommunikation mit dem Klinikpersonal. Auch darauf versuche Anne Lammers die werdenden Eltern vorzubereiten. „Vor allem sollte der Partner oder die Partnerin versuchen, in der Klinik den ganzen Stress von der Mutter fernzuhalten“, betont die Ahauserin. „Auch wenn ich aus eigener Erfahrung weiß, dass das nicht immer einfach ist.“

Eigene Erfahrung als Motivation

Ihre eigenen Erfahrungen sind auch die Motivation für Anne Lammers gewesen, einen Hypnobirthing-Kurs anzubieten. Sie ist selbst dreifache Mutter und hat die Methode bei ihrer dritten Geburt angewandt. Der Unterschied zu den anderen beiden Geburten habe sie fasziniert. Diese Erfahrung möchte sie nun auch mit anderen werdenden Müttern teilen.

Trotzdem betont die Pädagogin, dass sie niemandem von „klassischer Geburtsvorbereitung“ durch Gynäkologen abraten möchte. Sie habe auch kein Problem mit Geburten, die in Kliniken stattfinden.

„Ein Kind zu gebären ist immer einfach ein prägendes Ereignis. Läuft dabei etwas schief oder man verbindet ausschließlich negative Erinnerungen mit diesem Tag, kann das auch die Beziehung zum Kind oder die eigene psychische Gesundheit gefährden“, betont Lammers. Daher sei es ihr wichtig, dass Frauen gestärkt und gut vorbereitet auf dieses Ereignis zu gehen. „Ich möchte, dass sie ihrem Körper vertrauen“, fügt sie hinzu.

Nicht durch Studien belegt

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) verweist darauf, dass es so gut wie keine wissenschaftlichen Belege für den Erfolg von Hypnobirthing gebe. Zwar würden Kursanbieter immer wieder auf positive Studien verweisen, diese seien allerdings aufgrund von Umfang oder Fragestellung fragwürdig.