Baumfällungen sorgen immer wieder für Aufregung in der Bevölkerung. Und doch kommen sie regelmäßig vor – auch bei alten, vermeintlich erhaltenswerten Bäumen. „Wirklich alte Bäume gibt es in Vreden eigentlich kaum noch“, sagt Naturschützer Johannes Thesing mit Bedauern. Umso wichtiger sei es für ihn, die übrigen Bäume nicht nur zu erhalten, sondern auch wertzuschätzen. Ein auffälliges Exemplar befindet sich im Vorgarten der Familie Levers. „Mir ist dieser Baum schon häufig aufgefallen“, betont Thesing. Und damit ist er nach Angaben der Familie Levers nicht der Einzige.

„Schon oft haben uns Nachbarn oder auch Menschen im Vorbeigehen auf unsere alte Buche angesprochen“, erzählt Sandra Levers, die nun schon seit rund 20 Jahren in ihrem Haus neben dem alten Baum wohnt. Schon beim Hauskauf sei die damals rund 30 Jahre alte Buche einer der Gründe für sie gewesen, sich für dieses Grundstück zu entscheiden. Denn schon damals habe der Baum einen „stattlichen Eindruck gemacht“.
Und trotzdem habe der Baum in den vergangenen Jahren noch ein paar Meter zugelegt. Und in derselben Zeit, als der Baum im Vorgarten der Familie Levers wuchs, wuchsen auch die beiden Töchter Nina und Jule heran. „Der Baum gehörte zu unserem Leben fest dazu“, erinnert sich Jule Levers. Ob es das Spielen im Laub, das Basteln mit den Bucheckern oder das Lagerfeuer unter dem Baum waren, die Buche sei stets bei schönen Erinnerungen ein „treuer Begleiter“ gewesen.
„Auch wenn ich aus meinem Fenster schaue, kann ich anhand des Baumes schon immer die Jahreszeiten und das Wetter beobachten“, erklärt Jule Levers weiter. „Und das ist einfach schön.“ Auch Nachbarn hätten schon des Öfteren angemerkt, dass der Blick auf die Buche der Familie Levers einem Kalendermotiv gleiche. Den Baum stark zu stutzen oder gar zu fällen, käme der Familie aus all diesen Gründen „niemals in den Sinn“.
Alte Eiche fast gefällt
Doch diese Beziehung zu Bäumen sei längst nicht selbstverständlich, weiß Johannes Thesing vom Nabu. Im Gegenteil: Oft werde, so Thesing, nur wenig Rücksicht auf alte und große Bäume genommen. Manchmal würden sie sogar in komplizierten Planungsverfahren übersehen.
Ein Beispiel ist die alte Eiche auf der Erweiterungsfläche des Gewerbegebiets Nord. Sowohl die Politik als auch der NABU hatten den alten Baum während der Abstimmung des Planungsverfahrens nicht auf dem Schirm. Erst kurz vor der Erschließung konnte durch einen Hinweis aus der Bevölkerung und einer Zusammenarbeit von NABU und Verwaltung dafür gesorgt werden, dass der Baum auch im neuen Gewerbegebiet eine Zukunft hat.
Projekt Familienbaum
Allgemein liegt die Anzahl der Baumfällungen in Vergleich zu anderen Kommunen in einem überschaubaren Bereich. Es gibt rund 20.000 Bäume im Gebiet der Kommune, um die sich die Stadtverwaltung oder besser gesagt der Bauhof kümmert. Davon mussten 236 aus unterschiedlichen Gründen gefällt werden, teilt die Pressestelle der Stadt mit.
Ein weiteres Anzeichen für einen nachhaltigen Umgang mit Bäumen in Vreden ist, dass die Aktion Familienbaum seit so vielen Jahren mehr Aufmerksamkeit für die Natur schafft und sogar noch ausgeweitet wird. Denn in diesem Jahr wurde ein neues Konzept für die Kooperation mit dem Nabu im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss beschlossen.
Die dafür vorgeschlagene Fläche am Berkelsee soll mit heimischen, alten Obstbäumen bepflanzt werden. Rund 100 Bäume finden auf der circa 1,3 Hektar großen Fläche Platz. Bei der Auswahl soll auf standortgerechte, alte Obstsorten geachtet werden.