Ein Schock für viele Vredener, die in den vergangenen Tagen über den Radweg in Richtung Ammeloe gefahren sind: Entlang der Kreisstraße 16 wurden 18 vitale Obstbäume gefällt. Dies hatte der Kreis aufgrund einer Radwegeverbreiterung veranlasst. „Das macht die Entscheidung nicht wirklich sinnvoller“, sagt der Kreisvorsitzende des NABU im Kreis Borken, Martin Frenk. „Denn dadurch geht der Lebensraum zahlreicher Insekten verloren.“
Doch zurück zum konkreten Fall. Worum geht es? Während der sechsten und siebten Kalenderwoche hat der Bauhof des Kreises Borken entlang der K 16 (Ammeloe) 18 Obstbäume gefällt. Im Straßenbericht 2023 hält der Kreis Borken dazu folgendes fest: „Der Radweg an der K 16 hat viele Schadstellen. Im Zuge der Erneuerung soll der Radweg auf 2,5 Meter erweitert werden.“
Dasselbe Vorgehen ist nicht bloß am Fahrradweg in Richtung Ammeloe geplant, sondern zusätzlich an zwei weiteren Straßen. „Es sind noch Radwegneubauten an der K 18 und der K 41 in Vreden geplant, zu deren Vorbereitung auch Rodungsarbeiten erforderlich sind“, teilt die Pressestelle des Kreises auf Nachfrage der Redaktion mit.
„Obstbäume sind zu wichtig“
Dem NABU-Vorsitzenden sind diese Pläne schon seit längerer Zeit bekannt. „Es war auch schon Thema im Naturschutzbeirat des Kreises“, berichtet Martin Frenk. „Damals gab es zwar noch keine konkreten Pläne, aber wir haben auch da schon unser Unverständnis geäußert.“ Für ihn und auch die Kollegen vom BUND seien die Bäume einfach zu wichtig. „Obstbäume“, führt er aus, „bieten Wildbienen und anderen Insekten sowie Vögeln einen Lebensraum. Sind diese erstmal weg, ist auch der Lebensraum dahin“, hält der Naturschützer fest.
Doch für den Kreis Borken scheint das Problem gar nicht so groß zu sein. Denn: „Zur Kompensation von Baumaßnahmen werden regelmäßig Ersatzpflanzungen angelegt“, erklärt die Pressestelle des Kreises. Das bedeutet, dass der Kreis als Ausgleich woanders neue Bäume pflanzen und diese hochziehen will. Ein Unterfangen, das aus den Augen des Naturschutzbundes kaum unsinniger sein könnte.
Ersatzpflanzen helfen kaum
„Eine sogenannte Ersatzpflanzung ersetzt ja nicht den Baum, der dort gefällt wurde“, betont Martin Frenk. „Da ist der Begriff schon irreführend.“ Denn neue, kleine Setzlinge würden nicht unmittelbar neuen Lebensraum für die unterschiedlichen Arten bieten. Außerdem habe Martin Frenk gemeinsam mit dem NABU die Erfahrung gemacht, dass aufgrund des fortschreitenden Klimawandels die Aufzucht kleiner Bäumer immer schwieriger werde. „Durch immer heißere Sommer und immer kältere Winter überleben Obstbäume die ersten Jahre nur durch ständige Pflege“, so Frenk. „Deshalb müssen alle Bäume, die noch vital sind, unbedingt erhalten bleiben.“
Kein Interesse an Alternativen
Dabei sei die Lösung in seinen Augen einfach gewesen: Der Radweg hätte verlegt werden können. Dies sei auch an anderen Kreisstraßen schon ähnlich passiert. „Doch offensichtlich hat der Kreis oder die Kommune kein Interesse daran“, mutmaßt der Naturschützer. „Das merkt man schon daran, dass mit dem Naturschutzbeirat nicht erneut über die Thematik gesprochen wurde.“ Das sei zwar keine Pflicht der Kreisverwaltung, zeuge aber in den Augen des NABU davon, dass es kein Interesse an einer weiteren Debatte gab.