Vorbei an Baustellen und diversen Schlaglöchern bahnt man sich den Weg über den Amselweg. Das Ziel: die Pirolstraße. Und zwar das Stück, das direkt an das neue Baugebiet angrenzt. Dorthin geht es derzeit nur über den Amselweg, den Möwenweg und dann – dann geht es über Privatgrundstücke.
Denn die einzige Zufahrt zu den beiden Häusern führt derzeit über Privatgrund, genauer gesagt über Grundstücke, die zum neuen Baugebiet gehören. Und das seit September.

Doch auch diesem Weg sollte man sich mit Vorsicht nähern. Dicke Stahlplatten sollen den Weg ebnen. Jedenfalls verhindern sie, dass man nach dem Regen der vergangenen Wochen ganz im Matsch versinkt.
Es wäre allerdings nicht das erste Mal für Ute Nienhaus. Ihre Mutter wohnt in einem der beiden Häuser, die hier so gut wie vom Straßenverkehr abgeschnitten sind. „Zweimal habe ich mich hier schon festgefahren“, berichtet sie.
Krankenwagen braucht lange
Ute Nienhaus fährt regelmäßig zu ihrer Mutter. Sie wurde im vergangenen Jahr operiert, es folgten zahlreiche Arztbesuche. Hinzu kommen Einkäufe und andere Besuche bei der 87-Jährigen. Und jedes Mal muss Ute Nienhaus über die provisorische Zufahrt.
Doch nicht nur sie hat Probleme, zum Haus zu kommen. „Als meine Mutter im vergangenen Oktober fast einen Herzinfarkt hatte, hat der Krankenwagen eine Stunde und zehn Minuten gebraucht. Es ist ja auch nichts ausgeschildert.“ Eine Situation, die die Familie heute noch fassungslos macht.
Die Müllabfuhr fährt die Häuser schon gar nicht mehr an, die Mülltonnen müssen bis zur nächsten Straße geschoben werden. Unmöglich für die 87-jährige Seniorin. „Die Pflegedienste wollen nicht bis zum Haus fahren, weil sie Angst haben, sich festzufahren“, so Martin Nienhaus. Die Physiotherapeuten stellen bei Hausbesuchen ihre Fahrzeuge an der Pirolstraße ab und laufen bis zum Haus.
Zusätzliche Baustelle
Zusätzlich erschwert wurde die Situation durch Umbaumaßnahmen am Nachbarhaus: „Alle Lkw und Geräte mussten über diesen Weg. Die Stadt hat ihnen keine Zufahrt gemacht“, erklärt Martin Nienhaus.
Auch die Zufahrten zum Baugebiet sind noch nicht einsatzbereit. Wann dies so weit sein könnte? Die Anwohner haben nicht viel Hoffnungen. Immerhin sei die Situation jetzt schon um „100 Prozent besser“ als vor zwei Wochen, meint Martin Nienhaus in ironischem Ton. Denn zuletzt hatte man den Schotter bis vor die Hauseinfahrten gezogen. Zumindest gebe es nun weniger Schlaglöcher – dafür einen Gulli, der circa 20 Zentimeter aus dem Schotter herausragt.
Diese Stelle sei allerdings derzeit gesperrt und dürfe nicht befahren werden, teilt die Stadt Vreden auf Anfrage mit.

Für einen Anwohner des Möwenwegs alles eine unhaltbare Situation. „Hier spielen kleine Kinder.“ Nicht jeder fahre angemessen vorsichtig. Sein Grundstück liegt direkt an der Ecke, wo die Stahlplatten verlegt wurden. Von früh morgens bis spät abends höre er immer wieder die Platten aufeinanderschlagen, wenn dort die Fahrzeuge entlangfahren.
Anwohner Hasso Post sieht noch ein weiteres Problem: „Meinen Sie hier kommt jemand mit einem Rollator entlang?“ Sand, Schotter und auch die uneinsehbare Ecke zum Möwenweg dürften das sehr schwierig machen. „Hier geht es um die Sicherheit“, ärgert sich der Anwohner. Und Ute Nienhaus bestätigt: „Meine Mutter kann hier nirgends hin. Sie ist eingesperrt.“
Öffnung Ende Mai?
Doch wann können die Anwohner mit einer Entspannung der Situation rechnen? „Die Baumaßnahme befindet sich in der Endphase: Mitte/Ende Mai – sofern das Wetter es zulässt vielleicht auch schon etwas früher – kann der Asphalt verlegt werden. Dann wird die Straße wieder geöffnet“, berichtet die Stadt Vreden auf Anfrage. Die Termine seien von der Baufirma mit den Anwohnerinnen und Anwohnern abgesprochen worden.
Bis dahin würden die Anwohner über „provisorische Wege aus stabilen Stahlplatten zu ihren Grundstücken“ gelangen. Diese seien zweimal neu ausgerichtet, unterfüttert und anschließend begradigt worden und es seien Furchen zum Wasserablauf gelegt worden.
Eine Baustraße diene übergangsweise als Baustraße, mit den damit einhergehenden Einschränkungen. „Alle Nutzerinnen und Nutzer werden um Verständnis und um Vorsicht bei der Nutzung gebeten.“
Zur Problematik mit dem Krankenwagen schreibt die Stadt: „Sicherlich kann die Kommunikation immer verbessert werden. Die bauausführende Firma beantragt die verkehrsrechtliche Anordnung der Straßensperrung beim Kreis und informiert Rettungsdienst, Müllabfuhr und Anwohnerinnen und Anwohner. Dass ein Rettungswagen über eine Stunde zu einem Haus gebraucht hat, können wir mit den vorliegenden Informationen nicht nachvollziehen.“