500 Vredener gehen für ihr Grundwasser auf die Straße Protest gegen „gigantisches“ Abpumpen

500 Vredener gehen für ihr Grundwasser auf die Straße: Protest gegen Abpumpen
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So ein Wetter tut keiner Demonstration gut. Heftige Regenschauer gehen am Freitagnachmittag um vier nieder. Ausgerechnet jetzt beginnt die Demonstration gegen Wasserknappheit. Doch rund 500 Vredenerinnen und Vredener lassen sich nicht abhalten. Unter einem bunten Meer von Schirmen versammeln sie sich am Kult.

„Ich weiß nicht was ich sagen soll. Wahnsinn. Da hätte ich nie mit gerechnet“, sagt Ludger Kremer. Er ist Sprecher der Bürgerinitiative „Grundwasser Vreden“. Die BI hat zum Protest gegen das Abpumpen des Grundwassers in Dömern durch die Salzgewinnungsgesellschaft aufgerufen. Ludger Kremer ist tief beeindruckt, dass so viele Menschen trotz Regens auf die Straße gehen, um dagegen zu protestieren.

Einer von ihnen ist Bernhard Wesseler. Er ist 89 Jahre alt. Niemals zuvor in seinem Leben hat er an einer Demonstration teilgenommen. Jetzt hat er sogar ein Pappschild beschriftet: „Stop Wasserförderung in Vreden-Dömern“. Bernhard Wesseler sagt: „Ich habe lange in Dömern gelebt. Ich weiß, mit welchen Schäden die Menschen dort leben müssen. Es darf nicht nur abgepumpt werden. Es muss einen Kreislauf des Wassers geben.“

Elisabeth Schwering ist die Vorsitzende der Bürgerinitiative. Sie sagt: „50 Jahre lang wird das Grundwasser schon abgepumpt. Dagegen müssen wir Vredenerinnen und Vredener uns wehren.“ Dann skandiert sie in Anlehnung an Fridays for Future: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns das Wasser klaut.“ Die Menge am Kult stimmt ein. Dann zieht der Demonstrationzug über den Butenwall und die Wassermühlenstraße zum Markt.

Am Kult formierte sich ein langer Protestzug, der über den Butenwall und die Wassermühlenstraße zum Markt zog.
Am Kult formierte sich ein langer Protestzug, der über den Butenwall und die Wassermühlenstraße zum Markt zog. © Stefan Grothues

Unter den vielen Menschen ist auch Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp. Er sagt: „Ich bin nicht überrascht, dass so viele Vredenerinnen und Vredener auf die Straße gehen. Das Thema berührt viele Menschen. Es ist richtig, dass neben dem politischen Druck auch breiter gesellschaftlicher Druck aufgebaut wird.“

Und auch aufrechterhalten wird, fügt er hinzu. Die Vredener brauchen einen langen Atem. 2030 steht ein neues Genehmigungsverfahren zur Entnahme von Grundwasser durch die SGW an.

Der 89-jährige Bernhard Wesseler nahm mit einem Pappschild erstmals in seinem Leben an einer Demonstration teil.
Der 89-jährige Bernhard Wesseler nahm mit einem Pappschild erstmals in seinem Leben an einer Demonstration teil. © Stefan Grothues

Die Bürgerinitiative hätte gerne einen schnelleren Stopp der Förderung. „Es geht um die Rettung des Grundwassers“, sagt Ludger Kremer in der Abschlusskundgebung auf dem Markt. „Die Senkung des Grundwasserspiegels verursacht in Dömern schon jetzt Schäden an Gebäuden, an den Wäldern, am Ökosystem. Und der Ölbach fällt immer wieder trocken.“

Als Naturfreund und Angler erinnere er sich gut an seine Kindheit, als der Ölbach noch fischreich gewesen sei. Der Grundwasserspiegel in Doemern sei sehr hoch gewesen. Das sei aber nun vorbei, weil „die SGW seit den 70er-Jahren völlig legal gigantische Mengen Grundwasser abpumpt.“

Elisabeth Roths-Wissing und Nicole Nacke unterschreiben nach der Demonstration eine Mitgliedserklärung der BI Grundwasser.
Elisabeth Roths-Wissing und Nicole Nacke unterschreiben nach der Demonstration eine Mitgliedserklärung der BI Grundwasser. © Stefan Grothues

Die genehmigte Menge betrage jährlich maximal sieben Millionen Kubikmeter. „Das ist so viel wie 30 Mal die Menge des Berkelsees.“ Ludger Kremer nennt das „Raubbau aus Profitgründen“.

David Ellerkamp ist mit der ganzen Familie zur Demonstration gekommen. „Wir finden es wichtig, dass auch die Kinder den Wert des Wassers erfahren und etwas zu seinem Schutz unternehmen“, sagt er.

Ludger Kremer, Elisabeth Schwering und Dirk Lütjenhues begrüßen die Demonstranten am Kult.
Ludger Kremer, Elisabeth Schwering und Dirk Lütjenhues begrüßen die Demonstranten am Kult. © Stefan Grothues

Das findet auch Nicole Nacke. „Das ist heute die erste Demo meines Lebens“, sagt sie lachend. Als sich die Demonstration nach dem offiziellen Abschluss in einem neuerlichen Regenschauer schnell auflöst, hat sie sich unter den Pavillon geflüchtet, der die Redner schützte.

Zusammen mit Elisabeth Roths-Wissing unterschreibt sie dort schnell noch eine Beitrittserklärung für die Bürgerinitiative. Sie sagt: „Wasser ist ja unser wichtigstes Gut. Dafür müssen wir uns stark machen – vor allem auch für die nächste Generation.“

Heftige Regenschauer konnten fast 500 Vredener nicht vom Protest gegen die SGW-Grundwasserentnahme abhalten.
Heftige Regenschauer konnten fast 500 Vredener nicht vom Protest gegen die SGW-Grundwasserentnahme abhalten. © Stefan Grothues