500 neue Bäume in Ammeloe Experiment soll vor den Auswirkungen des Klimawandels schützen

500 neue Bäume in Ammeloe: Experiment soll vor den Auswirkungen von Klimawandel schützen
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Noch sieht man auf der großen Lichtung in Ammeloe keine in die Höhe ragenden Bäume. Doch das soll sich in Zukunft ändern. Denn der Waldbesitz des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) im „Forstgut Ammeloe“ ist mit 600 Hektar die größte zusammenhängende Fläche des LWL und soll nun wieder aufgeforstet werden.

Diese Flächen stellen eine wichtige Verbindung zu den benachbarten niederländischen Waldgebieten dar. Sie sind mit über 360 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Ein Mosaik aus Bruchwald, Moor, Feuchtheide und Heideweiher. Hier am Schwatten Gatt wurden 2010 rund neun Hektar Wald wiedervernässt.
Ein Mosaik aus Bruchwald, Moor, Feuchtheide und Heideweiher. Hier am Schwatten Gatt wurden 2010 rund neun Hektar Wald wiedervernässt. © LWL

Rund 8000 neue Pflanzen

Bereits vor vier Jahren, erklärt Thorsten Fechtner von der Pressestelle des LWL, sei südlich des „Schwatten Gatt“ auf einer Fläche von rund vier Hektar eine Lichtung entstanden, in der sich seitdem „keine nennenswerte Naturverjüngung eingestellt hatte“.

Dort hat der LWL-Bau- und Liegenschaftsbetrieb in der vergangenen Woche (4. bis 10. November) auf der Hälfte der Fläche mit einer nachhaltigen Wiederaufforstung begonnen und setzt Bäume ein, die in unseren Wäldern heute nicht mehr unbedingt zu finden sind.

„Einst standen dort Fichten, jetzt soll dort ein artenreicher Mischwald mit verschiedenen Baumarten gepflanzt werden“, erläutert Urs Frigger, der zuständige LWL-Baudezernent, und ergänzt: „Damit soll den unterschiedlichen Bedingungen, die durch den eingetretenen und weiter prognostizierten Klimawandel auftreten, Rechnung getragen werden.“ Insgesamt werden über 8000 Pflanzen in den Boden gebracht und sollen den Wald zukünftig „resilienter machen“.

Experimentbaumarten

„Wenn sich das Klima wandelt, dann wandelt sich zwangsläufig auch der Wald und die dortigen Baumarten“, berichtet Matthias Gundler, der Betriebsleiter des LWL-BLB. „Als Laubholz werden dazu Stiel- und Traubeneiche, Roteiche und Buche in die Nadelholzarten aus Europäischer Lärche, Douglasie und Küstentanne eingemischt.“

Zusätzlich soll mit Esskastanie, Walnuss und Schwarznuss experimentiert werden – ebenso sollen 20 Küstenmammutbäume auf die Fläche kommen.

Welche Art aber die richtige für den Klimawandel sein wird, um die Wälder für die klimatische Zukunft fit zu machen, oder ob sich die uns vertrauten Baumarten dem Klimawandel noch anpassen können, werde erst in Folgegenerationen sichtbar werden.

Diese rund 500 sogenannten „Experimentierbaumarten“ werden vom LWL mit einem Holz-Einzelschutz, der für alle Laub- und Nadelbaumarten geeignet ist, versehen. Diese Wuchshüllen haben eine günstige Energie- und CO₂-Bilanz, so der Pressesprecher, sind langlebig und könnten auch wiederverwendet werden.

Vernässung und Aufforstung

Zum Hintergrund: Bereits 1897 wurden unweit von Ammeloe Moor- und Heideflächen durch den damaligen LWL-Vorläufer „Provinzialverband“ angekauft, um sie zu entwässern und experimentell für die Bevölkerung aufzuforsten. Auch wenn der LWL heute Flächen im Kreis Borken wieder vernässen wird, um Treibhausgase zu binden, konnten hieraus auch Erfahrungen gesammelt werden, die heute angesichts der Klimakrise zu den neuen „Experimentierbäumen“ im „Forstgut Ammeloe“ geführt haben.

Insgesamt besitzt der LWL in Westfalen Lippe über 1000 Hektar Forst, dessen Baumbestand weit über die Hälfte aus Laubbäumen besteht. Bei den Nadelbäumen weisen die Wälder des LWL insbesondere Kiefernbestände aus, wie sie auch in Ammeloe zu finden sind.