Innenstädte sind deutschlandweit im Wandel. Auch in der Vredener Innenstadt tut sich aktuell und auch schon in den vergangenen vier Jahren viel, nachdem vor allem vor der Corona-Pandemie einige Händler und Gastronomen die Insel verlassen haben. Viele deutsche Städte kämpfen mit ihrer Innenstadt, sagt Jörg Lenhard, Citymanager bei der Stadt Vreden. „Aber ich denke, wir haben eine Idee davon, wie die Stadt in Zukunft aussehen soll. Menschenleer auf jeden Fall nicht.“
„Wir dürfen nicht vergessen, von welchem Ausgangspunkt wir kommen“, betont Jörg Lenhard im Gespräch mit der Redaktion und erinnert dabei an die Vredener Innenstadt um die Jahre 2019 und 2020. „Da stand hier am Markt fast jedes Lokal leer.“ Dies habe nicht nur bei den Vredenern für ein schlechtes Bild gesorgt, sondern auch bei Touristen und anderen Besuchern, die sich in die Vredener Innenstadt verirrten.
„Das sieht heute schon ganz anders aus“, betont Lenhard und verweist vor allem auf die stark gewachsene Gastronomie-Szene in Vreden. „Wir haben gleich mehrere solide Lokale in der Nähe des Marktes. Die meisten sogar mit Außengastro.“ Das sei ein wichtiges Standbein, um eine Innenstadt in der heutigen Zeit dauerhaft zu beleben.
Wieder mehr Leerstände
Und doch wird es Vredenern oder Besuchern der Stadt aufgefallen sein: In jüngster Vergangenheit sind wieder neue Leerstände hinzugekommen. Unter anderem sind der Twicklertreff, aber auch Garvo-Futter und zuletzt auch Kodi aus ihren Ladenlokalen ausgezogen. Insgesamt sind es nach Angaben des Citymanagers aktuell 13 Leerstände. „Das fällt den Leuten natürlich auf“, räumt Lenhard ein.
Doch der Schein trügt. Denn allein vier der Leerstände sind, so der Citymanager, Bauprojekte. Die Ladenlokale sollen also in Wohnraum oder andere Nutzungskonzepte umgebaut werden. Das benötige in manchen Fällen aus privaten oder anderen Gründen manchmal etwas mehr Zeit. Drei weitere leerstehende Geschäfte könnten schon bald einen neuen Mieter haben. „Da befinden wir uns schon in den Vertragsverhandlungen“, erklärt Lenhard.
Für drei weitere gibt es bereits Interessenten. „Sie sehen, es tut sich ständig etwas“, so der Citymanager. „Aber die Ergebnisse brauchen ein bisschen Zeit.“ Auch mit Kodi sei er schon wieder auf der Suche nach einer Alternative in Vreden. Denn der Drogerie-Discounter habe ein großes Interesse, die Kaufkraft der Vredener Innenstadt für seine Filiale zu erhalten. „Das spricht natürlich auch dafür, dass der Standort Vreden sich lohnt“, so Lenhard.
Viele Kunden aus Holland
Gerade die Nähe Vredens zu den Niederlanden spiele in der Attraktivität des Standortes eine Rolle. „Das haben wir lange Zeit nicht mitgedacht, aber es kommen wirklich viele Kunden aus den Niederlanden“, erklärt der Citymanager und verweist auf eine Erhebung, die die Stadt seit einiger Zeit betreibt. „Das spiegeln auf die Händler und Gastronomen wider.“
Aus diesem Grund konzentriert sich das Citymanagement mit einer Marketingkampagne auf Niederländisch auch auf die Kundschaft jenseits der Grenze. „Ich glaube, dass sich diese Bemühungen langfristig auszahlen werden. Wir müssen diesen Standortvorteil einfach nutzen.“
Im Rahmen der Diskussion um den neuen Edeka-Markt an der Ottensteiner Straße hatten einige Vredener Bedenken geäußert, dass der Supermarkt Menschen aus der Stadt heraushalten würde. Diese Befürchtung teilt der Citymanager ausdrücklich nicht. Ganz im Gegenteil: Er hält vor allem den großen Zeitparkplatz, der dort entstehen soll, für einen Gewinn für die Innenstadt.
„Gerade durch die Sichtachse in Richtung Innenstadt wird es für die Besucher des Marktes interessant sein, den Rest ihrer Erledigungen in der Stadt zu machen“, erklärt er. Außerdem vermutet Lenhard, dass die zusätzlichen Parkflächen auch genutzt werden, um einen kurzen Bummel in die Stadt zu machen, obwohl sämtliche Parkplätze in der Stadt belegt sind.
Alternative Konzepte gewünscht
Trotz all der positiven Aspekte räumt jedoch auch Jörg Lenhard ein, dass die Frage der Innenstadtentwicklung keine leichte ist. „Es ist ein Projekt, das uns noch lange begleiten wird“, betont er. „Und wir müssen damit flexibel umgehen.“ So könne er sich auch vorstellen, dass Ladenlokale je nach Jahreszeit oder nach Bedarf von unterschiedlichen Mietern für unterschiedliche Zwecke genutzt werden. „Ich bin da für jede Anfrage und jeden Hinweis dankbar“, hält er fest.
Mehr Begrünung in Vreden?
Experten der RWTH Aachen, die sich bereits seit Längerem mit den Problemen deutscher Innenstädte beschäftigen, betonen außerdem die Wichtigkeit von innerstädtischer Begrünung. „In Vreden haben wir den Luxus, dass der Stadtpark sehr nah am Ortskern liegt“, betont Jörg Lenhard. „Das bedeutet aber nicht, dass wir vielleicht noch etwas mehr tun können.“
Ein Problem stelle hierbei allerdings die Kirmes dar. Beete oder Grünflächen müssten einmal im Jahr verschwinden. Gar nicht so einfach. Doch als Lösungsbeispiel nennt Lenhard die mobilen Pflanzkübel in der Innenstadt. „Mit denen hat der Bauhof nicht so viel Arbeit und zusätzlich sind sie je nach Bedarf verstellbar. Eine Win-win-Situation“, fügt er hinzu.