Wettbewerb statt Wettkampf Schulen stellen sich „neuen“ Bundesjugendspielen

Wettbewerbe statt Wettkampf: Schulen stellen sich „neuen“ Bundesjugendspielen
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Die Bundesjugendspiele sind eigentlich dazu gedacht, die Freude an der Bewegung zu steigern. Generationen von Kindern verbinden mit ihnen gute, andere eher schlechte Erfahrungen. Analog zur Entwicklung beim Kinderfußball werden nun auch die Bundesjugendspiele reformiert. Speziell an den Grundschulen sollen diese kindgerechter werden, statt des Wettkampfs soll der Wettbewerb verstärkt im Mittelpunkt stehen.

Während man an der Vitus-Schule in Südlohn erst einmal erste Erfahrungen mit dem neuen Modell sammeln will, hat man an der von-Galen-Schule in Oeding schon Weichen vorab gestellt. Dort wurde im Mai ein Sportfest als Alternative durchgeführt.

Zum Hintergrund: Ab dem Schuljahr 2023/2024 sollen die Leistungen von Grundschülern weniger starr bewertet werden. Die Sportarten Leichtathletik und Schwimmen müssen künftig alle Grundschulen bis zur vierten Klasse als Wettbewerb austragen – und nicht nur die erste und zweite Klasse wie bisher.

Mit dieser Neuerung sollen die Spiele kindgemäßer werden, wie der Ausschuss für die Bundesjugendspiele und die Kommission Sport der Kultusministerkonferenz (KMK) bereits 2021 beschlossen hatten. Beim Geräteturnen hingegen darf man von der ersten bis zur vierten Klasse weiter zwischen den beiden Austragungsformen wählen.

Zonen statt zentimetergenaues Messen

Das heißt konkret: Wer zu den Besten gehört, orientiert sich nicht mehr an einer festgelegten Punktetabelle, sondern an den Leistungen der Kinder einer Schule innerhalb ihres Jahrgangs. Auch können Schulen beim Wettbewerb neben klassischen Disziplinen noch andere Sportaufgaben anbieten. Die Leistungen der Schüler sollen nicht mehr zentimetergenau mit Maßband oder Stoppuhr erfasst werden, alternativ gibt es künftig zum Beispiel beim Weitsprung oder Werfen bestimmte Zonen, in denen Punkte vergeben werden.

Es solle insbesondere darum gehen, sich zu bewegen, Freude zu haben und sein Bestes zu geben, heißt es auf der Internetseite der Bundesjugendspiele. Auch soll das Wohlbefinden der Kinder gestärkt werden, so hätten auch eher nicht so sportliche Schülerinnen und Schüler eine Chance auf die begehrten Urkunden.

Was nämlich bleibt, ist die traditionelle Vergabe von Ehren-, Sieger- und Teilnehmerurkunden, jedoch nach einem festen Schlüssel. Die besten 20 Prozent – getrennt nach Jahrgang und Geschlecht – bekommen die Ehrenurkunde, die mittleren 50 Prozent eine Siegerurkunde und die unteren 30 Prozent die Teilnehmerurkunde. Die Bundesjugendspiele sind bis zur zehnten Jahrgangsstufe verpflichtend.

Über die Reform sei man in den Sommerferien noch einmal informiert worden, berichtet Friederike Voß, Leiterin an der Vitus-Schule, auf Nachfrage. Das Thema habe man umgehend in der Sportfachkonferenz besprochen, ebenso in der Lehrerkonferenz angesprochen. Schon nach den jüngsten Bundesjugendspielen habe man überlegt, Anpassungen vorzunehmen.

Diesen Schritt hat man in der Nachbarschaft vollzogen. „Wir haben bereits unser letztes Sportfest kurz vor den Sommerferien erstmalig wie einen Wettbewerb gestaltet, bei dem die Bewegungsfreude und das Miteinander der Kinder im Vordergrund standen“, erklärt Barbara Altena für die Schulleitung der von-Galen-Schule. Im Zentrum habe vor allem der Teamgedanke gestanden, ergänzt Sportlehrer Björn Albers – „losgekoppelt von den Bundesjugendspielen“.

Das Angebot habe sich dabei am Programm „Jugend trainiert für Olympia“ orientiert. „Die Kinder haben in Teams verschiedene Aufgaben bewältigt, in denen auch Fähigkeiten aus der Leichtathletik gefragt waren – allerdings in einem ganz anderen Zusammenhang als bei den klassischen Bundesjugendspielen“, berichtet Barbara Altena. Der Ausdauerlauf war beispielsweise ein Transportlauf mit Wäscheklammern.

Mehr als die klassischen Disziplinen

Vermieden werden konnte so vor allem die Wartezeit, die die „starren“ Bundesjugendspiele mit sich brächten. Die Wettbewerbe wurden nämlich eingebunden in ein Rahmenprogramm mit sportlichen und spielerischen Angeboten. „Der Wettbewerb wird dabei nicht ausgeschlossen“, betont Björn Albers. Am Ende stünden auch hier Wertungen, allerdings als Team. Die „neuen“ Bundesjugendspiele nun in dieses Programm zu integrieren, sei machbar. „Die Übungen sind sich sehr nahe“, so Björn Albers.

In Südlohn wird man sich nun auf den Termin im Juni 2024 vorbereiten. „Wir sind aber noch in den Anfängen“, erklärt Friederike Voß. Die Vergleichbarkeit könne gerechter sein, positionieren wolle sie sich noch nicht. Es gelte eben erst, Erfahrungen zu sammeln. In Oeding ist das erste Feedback auf die „eigene Reform“ positiv: „Aus dem Kollegenkreis habe ich mitgenommen, dass sie in fröhliche Gesichter geschaut haben“, so Björn Albers.